Süddeutsche Zeitung

Sympathie im Job:Lächeln reicht nicht

Lesezeit: 3 Min.

Wer gut ankommt, kommt schneller voran. Medientrainer Christoph Münzner erklärt, was uns sympathisch macht, warum es unsere Karriere beeinflusst und wie wir daran arbeiten können.

Maria Holzmüller

Gute Noten sind nicht alles. Wer sympathisch ist, kommt schneller vorwärts auf der Karriereleiter. Trainer Christoph Münzner zeigt Führungskräften, wie es ihnen gelingt, besser bei ihren Mitmenschen anzukommen. Im Gespräch verrät er, was Menschen sympathisch macht, welche Rolle Sympathie für die Karriere spielt und wie man mit Chefs und Kollegen auskommt, denen man eigentlich lieber aus dem Weg geht.

sueddeutsche.de: Kann man lernen, sympathisch zu sein?

Christoph Münzner: Viele Menschen sind sympathischer, als sie wirken. Sie kommen nur deshalb nicht so gut an, weil sie eine Rolle annehmen, die gar nicht zu ihnen passt. Oder weil sie schlecht vorbereitet in eine bestimmte Situation gehen und deshalb aufgeregt sind. Sie vergessen ihr Gegenüber, sprechen möglicherweise viel zu laut, Gestik und Stimme werden fahrig und hektisch. An diesen Dingen kann man arbeiten.

sueddeutsche.de: Was macht einen Menschen sympathisch?

Münzner: Ob uns jemand sympathisch ist, entscheiden wir oft nach dem ersten Eindruck. Hier entscheidet die Gesamtheit aus Mimik, Gestik, Sprache, Stimme. Diese Faktoren müssen zusammen ein stimmiges Bild ergeben, nur dann ist man authentisch, und das ist das entscheidende Kriterium für Sympathie. Besonders sympathisch sind uns in der Regel Menschen, die uns in ihrem Verhalten und Denken ähnlich sind. Das schafft Vertrauen.

sueddeutsche.de: Wie kann man denn trainieren, authentisch zu sein?

Münzner: Es geht nicht darum, irgendwelche Gesten einzustudieren, oder ständig zu lächeln, das wirkt künstlich. Sobald ich es versuche, verkrampfe ich und erwecke Misstrauen. Authentisch sein heißt, die eigene Persönlichkeit ins Rennen zu werfen, sich aber auch kritisch mit der Wirkung auf andere auseinanderzusetzen. Einfach mal Freunde oder Kollegen direkt fragen! Oder bewusst darauf achten, wen ich selbst sympathisch oder unsympathisch finde und vor allem: warum?

sueddeutsche.de: Gibt es Tricks, die man anwenden kann, um auf jeden Fall sympathisch zu wirken?

Münzner: Man kann es nie allen recht machen - und sollte es auch gar nicht versuchen, denn Sympathie hat nichts mit Anbiederung zu tun. Aber eine ruhige Stimme wirkt angenehmer als wildes Geschnatter. Zu ausholende Armbewegungen können leicht bedrohlich wirken - hier ist es besser, im "sympathischen Bereich" zwischen Bauchnabel und Kinn zu bleiben. Ganz wichtig ist die Empathie - Menschen sind uns sympathisch, wenn sie zuhören können, sich im Gespräch aufmerksam zuwenden und nicht schon wieder auf dem Sprung sind.

sueddeutsche.de: Gerade in angespannten Situationen, wie einer Gehaltsverhandlung oder einer Diskussion mit dem Chef, ist es sehr schwierig, sich auch noch über die eigene Wirkung Gedanken zu machen. Wie kann man auch in solchen Situationen als angenehmer Gesprächspartner empfunden werden?

Münzner: Authentisch bleiben und nicht stur auf der eigenen Position beharren. "Ich will aber mehr Geld!" Liefern Sie Ihrem Vorgesetzten lieber gute Argumente, damit er selbst erkennt, dass Sie ein wertvoller Mitarbeiter sind. Viele Vorgesetzte sind froh über Angestellte, die zwar die Hierarchiegrenzen akzeptieren, sich aber dennoch nicht devot anbiedern.

sueddeutsche.de: Wie bereite ich mich konkret auf ein solches Gespräch vor?

Münzner: Stellen Sie sich vorab einige konkrete Fragen: Welche Argumente habe ich für Beförderung, Gehaltserhöhung oder Extra-Urlaub? Was ist mein eigentliches Ziel? Habe ich einen Plan B? Was sind die Ziele meines Chefs und gibt es möglicherweise Überschneidungen? Oft liegen gute Kompromisse gar nicht so weit weg - und die meisten Vorgesetzten sind dankbar für Lösungsvorschläge. Sympathie heißt "mit-fühlen" und dadurch zeigt man, dass man sich Gedanken über die Situation des Gegenübers gemacht hat. Schlechte Vorbereitung führt zu Unsicherheit, Unzufriedenheit und Nervosität, man kommt ins Rotieren, weil man selbst nicht genau weiß, was man eigentlich will.

sueddeutsche.de: Welche Rolle spielt Sympathie für die Karriere?

Münzner: Eine zentrale Rolle. Das fängt schon beim Foto in der Bewerbungsmappe an: sympathisch oder nicht? Bei vergleichbaren Qualifikation ist der klar im Vorteil, der besser rüberkommt. Sympathie hat viel mit Vertrauen zu tun, und spielt darum gerade auch in Führungsetagen eine wichtige Rolle - denn dem größten Unsympathen möchte man beispielsweise wichtige Informationen oder Aufgaben nicht unbedingt anvertrauen.

sueddeutsche.de: Aber selbst wenn man sich die größte Mühe gibt, selbst sympathisch zu sein: Was, wenn einem der eigene Chef total unsympathisch ist?

Münzner: Das kann man möglicherweise ändern, indem man überdenkt, was einen genau stört. Oft sind es Kleinigkeiten, auf die wir uns derart konzentrieren, dass sie das Gesamtbild überdecken. Sie rechtfertigen unsere Ablehnung eigentlich nicht. Wenn uns das bewusst wird, ist uns der Chef vielleicht nicht mehr ganz so unsympathisch, weil wir ihn differenzierter sehen. Und wenn doch - man muss ja auch nicht jeden sympathisch finden.

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