Studium in Niedersachsen:Für Weltverbesserer günstiger

Studenten in Niedersachsen soll bald ein neuer Weg offen stehen, Gebühren zu sparen: Wer sich ehrenamtlich engagiert, bekommt Rabatt.

Der umstrittene Hochbegabten-Rabatt für Studenten mit einem außergewöhnlich hohen IQ an der Uni Freiburg ist inzwischen verboten. Niedersachsen geht deshalb ganz neue Wege und will nicht Intelligenz, sondern Engagement zum Förderkriterium machen. Ehrenamtlich engagierten Studenten soll nach dem Willen der Landesregierung künftig ein Teil der Studiengebühren erlassen werden.

Studenten im Hörsaal

Studenten im Hörsaal: Ehrenamt soll honoriert werden.

(Foto: Foto: dpa)

"Wir verbessern die Kriterien, nach denen man zum Beispiel ehrenamtlich tätigen Studenten künftig einen Teil der Studiengebühren erlassen kann", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) der taz nord. Der Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Kurt Neubert, erklärte dazu in Hannover: "Der Ministerpräsident will die Hochschulen ermuntern, das Ehrenamt bei den Studierenden künftig noch stärker zu honorieren."

Bei der ohnehin vorgesehenen Überprüfung des Studiengebühren-Modells in der kommenden Legislaturperiode könnte es dann zu Änderungen kommen, um das Ehrenamt besonders zu berücksichtigen. "Wenn man in der Kneipe jobbt, verdient man auch Geld, die ehrenamtlich Engagierten sollen nicht schlechter gestellt werden", sagte der Ministeriumssprecher. Den Hochschulen solle dabei weitgehend freie Hand gelassen werden. Es müsse aber etwa festgelegt werden, wie viele Stunden ehrenamtliche Arbeit Voraussetzung seien für eine Reduzierung des Studienbeitrages.

Wahlkampfthema Studiengebühren

Wulff sagte der "taz" weiter, ihn treibe die geringe Zahl von Studenten um, die ein Studiendarlehen aufnähmen. Grundsätzlich sieht der CDU-Politiker aber keine abschreckende Wirkung der Gebühren. Von Juli 2006 bis Ende Juni 2007 haben nach Ministeriumsangaben 4,6 Prozent der beitragspflichtigen Studenten in Niedersachsen ein Darlehen in Anspruch genommen - das waren insgesamt 5163 Darlehen. Niedersachsen hat in diesem Jahr den bundesweit höchsten Zuwachs an Studienanfängern.

Unterdessen wollen die Allgemeinen Studierendenausschüsse (AStA) an Hochschulen ihren Protest gegen Studiengebühren fortsetzen. Nach einer Umfrage der Studentenvertretungen an der Technischen Universität Braunschweig und der Leibniz Universität Hannover lehnen mehr als zwei Drittel Gebühren als Mittel der Hochschulfinanzierung ab. Durchschnittlich müssten an beiden Hochschulen mehr als 30 Prozent der Studenten mehr arbeiten, teilte die Studentenausschüsse mit. Zehn Prozent mussten nach der Erhebung einen Kredit aufnehmen.

Mehr als 3400 Studenten hatten sich laut AStA an der Umfrage beteiligt. Die SPD in Niedersachsen kündigte im Landtagswahlkampf an, die Studiengebühren wieder abschaffen zu wollen.

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