Studienkredite:Büffeln auf Pump

Wer einen Studienkredit aufnimmt, ist bei staatlichen Banken gut aufgehoben - es sei denn, er ist besonders fleißig.

Marc Steinhäuser

Wenn spätestens im Oktober die Studenten wieder in die Unis strömen, ist neben den neuen Vorlesungen und Seminaren auch ein anderes Thema wichtig: das Geld, mit dem man sein Studium finanzieren kann.

Studenten, dpa

Studenten im Hörsaal: Für die Studienfinanzierung bleibt manchem nur der Ausweg, Geld bei einer Bank zu leihen.

(Foto: Foto: dpa)

Seit Einführung der Studiengebühren ab 2006 reichen die gewöhnlichen Geldquellen wie Taschengeld, Bafög oder ein Stipendium immer seltener aus. Zudem fehlt vielen Studenten im neuen, verschulteren Bachelor-System schlichtweg die Zeit, nebenher zu jobben.

Da bleibt manchem nur der Ausweg, Geld bei einer Bank zu leihen. Studienkredite haben sich zu einer festen Größe im Finanzierungsplan der Studenten entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden über 110.000 Studienkredite für Lebenshaltungskosten und Studiengebühren vergeben, ermittelte das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE).

Leistungsnachweise und Bürgschaften

Die Auswahl an Krediten ist groß: Geld bis insgesamt 54.600 Euro gibt es von privaten und staatlichen Banken; sie unterscheiden zwischen Darlehen für die gesamte Lebenshaltung, für die Studiengebühren oder für das Examen. Neben dem Immatrikulationsnachweis verlangen manche Banken auch Leistungsnachweise oder Einnahmen- und Ausgabenrechnungen. Die wenigsten Anbieter bestehen dagegen auf einer Bürgschaft. Experten raten dazu, vor allem auf die Aus- und Einzahlungszinssätze sowie die Konditionen für Beginn und Dauer der Rückzahlungen zu achten: "Wer nach dem Studium nicht sofort einen Job findet, kann durch enge Karrenzzeiten insolvent werden", warnt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Das Magazin Finanztest der Stiftung Warentest hat nun die Angebote von 64 Banken untersucht. So ist für ein Darlehen von 18.000 Euro, das über fünf Jahre in Höhe von monatlich 300 Euro ausgezahlt wird, der Zinssatz bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit 6,4 Prozent am günstigsten. Dort hat man bis maximal zwei Jahre nach Studienende Zeit, mit der Tilgung zu beginnen. Zudem kann der Student den gesamten Kredit über bis zu 25 Jahre abstottern. Alle anderen Banken wollen ihr verliehenes Geld schneller zurück; sie belohnen zügige Rückzahlung.

Wer sein Geld innerhalb von sechs oder acht Jahren nach Studienende zurückzahlt, bekommt bei der DKB-Bank oder der PSD Rhein Ruhr mit 4,8 beziehungsweise 5,1 Prozent Zinsen bessere Konditionen. Laut Finanztest haben die Banken die Zinsen im Vergleich zum Vorjahr kaum angehoben, jedoch lasse die Beratung zum Teil zu wünschen übrig. Außerdem sei es oftmals problematisch, Auslandsaufenthalte über Studienkredite zu finanzieren.

Auf der nächsten Seite: Bei welchen Angeboten der Student genaue Angaben zu seiner Karriereplanung machen muss.

Büffeln auf Pump

Landesbanken als günstige Alternative

Möchte ein angehender Akademiker nur seine Studiengebühren von der Bank finanzieren lassen, sind die jeweiligen Landesbanken eine günstige Alternative. Sie überweisen den Studienbeitrag direkt an die Hochschule, nach dem Abschluss zahlen die Absolventen zurück.

Insgesamt seien die Kredite für ein Studium "leicht zu bekommen", sagt Heinz Landwehr von Finanztest. "Auch mit schlechten Noten bekommt man Geld von den Banken." Denn Noten spielen meist nur bei sogenannten Bildungsfonds eine Rolle. Hier vereinbart der Student mit wie viel Prozent seines zukünftigen Lohnes er das Darlehen tilgen möchte und muss genaue Angaben über Noten und Karriereplanungen machen.

Demnächst wird es allerdings auch wieder einfacher, auf einen Kredit zu verzichten. Denn in Bundesländern wie Hamburg oder Hessen werden die Studiengebühren zum kommenden Wintersemester teilweise oder komplett abgeschafft. Gleichzeitig hat die Bundesregierung die Bafög-Förderung erweitert. So dürfen Bafög-Empfänger ab dem 1. Oktober etwa zehn Prozent mehr hinzuverdienen. Zudem werden sie mit bis zu 643 statt bisher 585 Euro monatlich unterstützt. Erst ab einem Vermögen von 5200 Euro wird die Förderung gekürzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: