Expertin für duale Studiengänge:"Für Theorie und Praxis haben wir feste Standards"

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Gute Kommunikation zwischen Hochschule und Unternehmen hält Jutta Keßler für wichtig. (Foto: IU Internationale Hochschule)

Die Pädagogin Jutta Keßler erklärt, wie Hochschulen dazu beitragen können, dass Studentinnen und Studenten die zweigleisige Ausbildung bis zum Schluss durchhalten.

Interview von Christine Demmer

Zwei Tage in der Woche erlernen die Studierenden im praxisintegrierten dualen Studium an der IU Internationalen Hochschule die wissenschaftliche Theorie, drei Tage erkunden sie in den Partnerunternehmen die betriebliche Praxis. Dabei gilt es, die Lehre an der Hochschule möglichst gut mit der Lehre im Unternehmen zu verzahnen. Letzteres gehört zu den Aufgaben von Jutta Keßler, Pädagogin und Professorin am Campus Mainz der IU. Außerdem kümmert sie sich darum, dass die Arbeitsbelastung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt nicht zu groß wird.

SZ: Ihre Hochschule hat kürzlich mit mehr als 7000 Erstsemestern einen neuen Rekord gemeldet. Was schätzen Sie: Wie viele davon sind am Ende des Studiums noch dabei?

Jutta Keßler: Mindestens 95 Prozent. Als private Hochschule sind wir für den Studienerfolg mitverantwortlich. Denn unser Angebot sind nicht Studienzeiten, sondern Studienabschlüsse. Deshalb setzen wir alles daran, um unsere Studierenden bei der Stange zu halten.

Welchen Einfluss haben Sie auf den betrieblichen Teil des Studiums?

Die Firmen wissen genau, welche Arbeitsbelastung die Studierenden bei uns haben, und die Dozenten sind mit den Arbeitssituationen vertraut. Für Theorie und Praxis haben wir feste Standards. Sie gelten auch für die Arbeitsbelastung. Wir tauschen uns regelmäßig mit den Ansprechpartnern für das duale Studium in den Firmen aus, um diese Standards zu gewährleisten. Verlangt ein Praxispartner zu viel von den Studierenden, wird er ausgewechselt.

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Welche über das normale Studium hinausgehenden Anforderungen stellt das duale Studium an die Teilnehmer?

Sie haben weniger Freiheiten als "normale" Studierende, weil sie an zwei Orten hundertprozentigen Einsatz leisten müssen. Insoweit brauchen sie ein gutes Zeitmanagement und die Fähigkeit, sich selbst organisieren zu können. Im Gegenzug müssen sie sich nicht um den Arbeitsmarkt sorgen, weil die meisten übernommen werden. Unsicherheit über die Zukunft produziert Stress. Den haben dual Studierende in der Regel nicht.

Warum ist die Abbrecherquote im dualen Studium so niedrig?

Weil wir die Studierenden nicht allein lassen. Ich habe früher an der Hochschule Heidelberg gelehrt und mich dort um die Verringerung der Abbrecherquote gekümmert. Dabei habe ich festgestellt, dass pädagogische Fürsorge ein Fremdwort ist. Staatliche Hochschulen haben wenig Interesse an Abschlüssen. Die sagen: Entweder ihr schafft es oder nicht. Private Hochschulen wollen kundenfokussiert handeln. Ihr Angebot heißt: hochwertige Studienabschlüsse. Deshalb bin ich hier: um den Studierenden die Anforderungen des Studiums klarzumachen und bei Fragen jederzeit für sie da zu sein.

Kommen Studierende zu den Dozenten, wenn sie sich überlastet fühlen?

Unbedingt. Dann informieren wir sofort die Studienberater am Campus. Sie kennen die Situation jedes einzelnen Studierenden, nehmen Kontakt auf zum Praxispartner, und dann wird miteinander gesprochen, um die als belastend empfundene Situation aufzulösen. Um es ganz klar zu sagen: Ich arbeite in jeder Studienphase proaktiv in Richtung erfolgreicher Studienabschluss, auch bei bereits entstandenen Belastungen.

Ist das duale Studium eine Art "betreutes Studieren"?

Wir Dozenten verstehen uns als Bildungsbegleiter. Wir versuchen nicht, die jungen Erwachsenen durch Lob und Tadel zu erziehen. Sondern sie in ihrem Anliegen zu unterstützen, sich bestmöglich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren.

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