Studienausgaben als Werbungskosten:Warum Studienkosten nicht absetzbar sein sollten

Im Sommer entschied der Bundesfinanzhof, dass Studenten Kosten für ihr Erststudium absetzen können. Nun hat sich die Bundesregierung über den Umweg einer Richtlinie dagegen entschieden. Zu Recht - denn das Vorhaben wäre unsozial gewesen.

Johann Osel

Mancher Finanzminister dürfte geschluckt haben, als der Bundesfinanzhof im August zwei Piloten recht gab. Diese wollten ihre hohen Ausbildungskosten im Nachhinein steuerlich absetzen. Vom Modellfall für alle Studenten und Lehrlinge war sogleich die Rede, und von Steuerausfällen in Milliardenhöhe - weil jeder Bleistift aus dem Studium später in der Steuererklärung des Absolventen stehe. Nun hat sich die Bundesregierung über den Umweg einer Richtlinie dagegen entschieden: Erstausbildungskosten sind weiterhin keine Werbungskosten.

Lernen und Sparen - Studenten sollten eine Steuererklärung machen

Studienkosten dürfen doch nicht von der Steuer abgesetzt werden. Das hat die Bundesregierung nun entschieden.

(Foto: dpa-tmn)

Das ist durchaus berechtigt. Denn bei jeder Ausgabe müsste laut Gericht konkret die Relevanz für den Job belegt werden, ein enormer Aufwand für die Behörden. Vor allem wäre das Vorhaben aber unsozial gewesen - eine nachträgliche Studienfinanzierung abhängig vom Einkommen, von der wohl Studenten profitieren, die ein betuchteres Elternhaus und hohe Kosten haben. Im Gesetz verbleibt jedoch der Abzug von "Sonderausgaben" in dem Jahr, in dem sie anfallen. Das nutzt Studenten teurer Privatunis, falls sie ein eigenes Einkommen haben.

Dem Vorbild Robin Hood - den Reichen nehmen, den Armen geben - folgt die Regierung nicht, sie vergisst den zweiten Teil. Sie müsste Studenten schon während der Ausbildung besser fördern. Auch wenn das Bafög jüngst zum 40. Geburtstag mit hehren Worten gefeiert wurde, es ist reformbedürftig; automatische Anpassung an die Preisentwicklung und höhere Sätze oder Freibeträge sind nötig, damit sozial Schwächere nicht den Studienerfolg durch Jobben gefährden. Erst 2010 hatten Bund und Länder in einem peinlichen Spektakel um die Kosten für eine Bafög-Erhöhung gerungen - die dann marginal ausfiel.

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