Studie zu jungen ArbeitnehmernGeneration Prekär

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Die Krise ist vorbei - doch die 14- bis 35-Jährigen merken davon nichts. Befristete Arbeitsverträge, Leiharbeit und Niedriglöhne prägen das Leben der Jugend, wie eine Studie der IG Metall belegt.

Maria Holzmüller

Der Aufschwung kommt - doch an der Jugend zieht er vorbei. Zu diesem Schluss kommt die IG Metall in ihrer Studie zur persönlichen Lage und den Zukunfsterwartungen der jungen Generation 2010. Unter dem Titel "Generation Prekär" hat die Gewerkschaft die Ergebnisse ihrer alljährlichen Online-Befragung jetzt veröffentlicht. Befragt wurden 1134 Personen zwischen 14 und 34 Jahren und 750 Personen, die älter als 35 sind.

"Generation Prekär" - die IG Metall stellt ihre Studie zur Lage der jungen Generation 2010 vor.
"Generation Prekär" - die IG Metall stellt ihre Studie zur Lage der jungen Generation 2010 vor. (Foto: ddp)

Die Ergebnisse spiegeln eine umfassende Desillusionierung unter den jungen Arbeitnehmern wider. Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs sei die junge Generation noch immer geprägt von prekären Arbeitsverhältnissen wie Praktika, Leiharbeit und befristeten Beschäftigungen, so die Studie. Besonders schlimm sei die Situation für die Jüngeren. Laut IG Metall sind mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen unter 24 prekär beschäftigt - das sind neun Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr.

Wer in der Leiharbeitsbranche tätig ist, hat zudem kaum Chancen, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, so die Studie. Der sogenannte Klebeeffekt liege bei lediglich sieben Prozent und sei damit zu vernachlässigen.

Außerhalb der Leiharbeit werden befristete Verträge für Berufseinsteiger zur Normalität, mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer unter 35 war im bisherigen Berufsleben ausschließlich befristet beschäftigt. In der Altersgruppe der 20 - bis 24-Jährigen sind es sogar 36 Prozent, wie die Studie der IG Metall verdeutlicht. Dass die ständige Befristung des eigenen Arbeitsvertrags weitreichende Folgen auf das Privatleben der Arbeitnehmer hat, ist eine Problematik, die nicht erst in der aktuellen Studie zur Sprache kommt. Die mangelnde Planungssicherheit über den laufenden Arbeitsvertrag hinaus zögert unter anderem die Familienplanung der jungen Generation immer weiter hinaus.

Es reicht nicht zum Leben

Auch die Höhe des Einkommens beeinträchtigt viele junge Arbeitnehmer in ihrer Lebensplanung, wie aus der IG-Metall-Studie hervorgeht. 20 Prozent der Arbeitnehmer unter 35 üben demnach eine oder mehrere Nebentätigkeiten aus. 36 Prozent davon gaben an, finanziell auf diese Jobs angewiesen zu sein, weil ihr eigentliches Einkommen nicht zum Leben ausreiche.

Angesichts dieser Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sei die Zufriedenheit junger Arbeitnehmer mit ihrer beruflichen Situation trotz Überwindung der Krise nicht wirklich besser geworden. Ein Drittel der Befragten (34 Prozent) gab an, mit der eigenen Situation im Beruf unzufrieden zu sein, 2009 waren es 35 Prozent.

Die Bildungs macht's

Laut IG Metall hängt die berufliche Zufriedenheit der jungen Generation maßgeblich vom eigenen Schulabschluss ab. Befragte mit Hauptschulabschluss sind demnach signifikant unzufriedener im Vergleich mit Realschulabsolventen oder Abiturienten.

53 Prozent der Hauptschulabsolventen gaben an, eher unzufrieden mit ihrer Situation zu sein, das sind sechs Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr. Von den Abiturienten äußerten sich nur 18 Prozent der Befragten negativ über ihre berufliche Lage, 2009 waren es noch 22 Prozent. Hier scheint die Besserung der wirtschaftlichen Lage minimale Effekte zu erzielen. Das belegt laut IG Metall, dass die Zuversicht bei denjenigen, die selbst die Voraussetzung und Chance haben, aktiv an der Gestaltung ihres Berufslebens mitzuwirken, deutlich größer ist. Auf der anderen Seite sind diejenigen besonders pessimistisch, die aufgrund ihrer Bildung, ihres Einkommens oder ihres Berufsstatus wenig Chancen sehen und haben.

Was die Zukunft angeht, ist die junge Generation somit insgesamt nicht zuversichtlicher als in den vergangenen Jahren. Ihre Forderungen an die Politik sind laut IG Metall jedoch klar: 89 Prozent der Befragten wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, 82 Prozent die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns.

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