Studie zu Ganztagsschulen:Freizeit? Kinder wollen Unterricht!

Motiviert, weniger agressiv, zufrieden: Schüler an Ganztagsschulen haben mehr Spaß am Unterricht und fallen seltener durch, fanden Wissenschaftler jetzt heraus. Das sind nicht die einzigen Vorteile der längeren Betreuung.

Schüler von Ganztagsschulen haben mehr Spaß am Unterricht - und profitieren auch sonst von der Schulform: Das zeigt eine Studie über die Auswirkungen von Ganztagsschulen, die in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind die Schüler von Ganztagsschulen weniger aggressiv und störend im Unterricht, während ihre Motivation und Lernfreude wachsen.

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Stimmt die Qualität des Unterrichts, dann haben Schüler an Ganztagsschulen mehr Spaß als Kinder an regulären Schulen. Das belegt jetzt eine Studie.

(Foto: dpa)

Ganztagsschulen können somit das Sozialverhalten von Schülern verbessern und das Risiko des Sitzenbleibens verringern. Besonders in der Grundschule sowie zwischen der fünften und siebten Klasse verbessern demnach Ganztagsangebote das Sozialverhalten, aber auch die Motivation der Schüler. Die regelmäßige Teilnahme an den Angeboten reduziere auch das Risiko der Klassenwiederholung.

"Ganztagsschulen tragen zum Abbau der Bildungsarmut bei", erklärte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Diese Wirkung hänge aber letztlich von der Qualität des Angebots ab. Die Ministerin hob zudem hervor, die Studie zeige, "dass Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer Herkunft gleichermaßen von dem Ausbau von Ganztagsschulen profitieren." Allerdings schöpfen viele Schulen laut Studie die Chancen des Ganztagsunterrichts noch nicht richtig aus. Migranten- und schlechter gestellten Familien nehmen das Grundschul-Ganztagsangebot zudem weniger wahr als andere.

Die Studie untermauert laut Bundesbildungsministerium auch die arbeits- und familienpolitische Bedeutung von Ganztagsschulen. Besonders stark nutzen demnach Kinder erwerbstätiger Eltern und Alleinerziehender Ganztagsangebote. Gemeinsame Familienaktivitäten und das Familienklima würden durch die Ganztagsschule aber nicht beeinträchtigt - was Kritiker der Ganztagsschule ursprünglich befürchtet hatten.

Im Jahr 2008 boten 41 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen Ganztagsplätze an. Besonders Grundschulen bauten in den vergangenen Jahren ihr Angebot aus. Mit außerschulischen Partnern wie Sportvereinen oder Musikschulen kooperieren 87 Prozent der Ganztagsschulen. Die Schulen könnten damit "Zentren von Bildungsbündnissen vor Ort" werden, erklärte Schavan. Die jüngeren Schüler sind auch die eifrigsten Nutzer des freiwilligen Angebots - mit zunehmendem Alter sinkt die Teilnahmequote.

Für die Studie wurden in den vergangenen Jahren mehr als 54.500 Menschen aus 328 Schulen befragt, darunter Lehrer, Schüler, Eltern und Vertreter außerschulischer Kooperationspartner. Die Befragungen fanden 2005, 2007 und 2009 statt. Verantwortlich für die Untersuchung waren das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) und die Universität Gießen. Das Bundesbildungsministerium finanzierte die Studie mit insgesamt 8,4 Millionen Euro.

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