Studie zu Entlassungen:Kündigen, richtig

Unfaire Kündigungen demotivieren auch die verbliebenen Mitarbeiter. Besonders negativ auf den Leistungswillen wirken sich Prämienzahlungen im Management aus.

Mit Entlassungen und Lohnkürzungen gefährden Unternehmen auch die Motivation der verbliebenen Beschäftigten. Vor allem wenn die Sparmaßnahmen als unfair empfunden werden, müssen die Unternehmen damit rechnen, dass das Engagement der Mitarbeiter spürbar sinkt. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Universitäten Jena und Hannover hervor, die von der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde.

Unfaire Kündigungen demotivieren auch die verbliebenen Mitarbeiter. Besonders negativ auf den Leistungswillen wirken sich Prämienzahlungen im Management aus.

Wenn schon gekündigt wird, dann gerecht: Großzügige Abfindungen finden auch die verbliebenen Mitarbeiter gut.

(Foto: Foto: photodisc)

Die Wissenschaftler hatten für ihre Untersuchung mehr als 3.000 Beschäftigte befragt, die zu einem großen Teil bereits im eigenen Unternehmen Entlassungen erlebt hatten. Das Ergebnis: Den Beschäftigten geht es vor allem um Gerechtigkeit.

Besonders negativ wirke es sich deshalb aus, wenn die Unternehmensleitung zeitgleich mit den Entlassungen eine Erfolgsprämie oder eine Gehaltserhöhung erhalte. Es führe zu heimlichen Protest, "wenn der Unternehmensgewinn auf Kosten der Arbeitnehmer verteilt wird", betonte Olaf Struck von der Universität Jena. Dagegen wirke es sich positiv aus, wenn die Unternehmensleitung glaubhaft versucht habe, Entlassungen zu vermeiden oder großzügige Abfindungen bewillige.

Das Urteil der Beschäftigten ist der Untersuchung zufolge wichtig für das Unternehmen, denn es wirkt sich auf die Leistungs- und Kooperationsbereitschaft der verbliebenen Mitarbeiter aus. So gibt etwa ein Drittel der Befragten an, nach Entlassungen habe sich die Zusammenarbeit unter den Beschäftigten verschlechtert. Und sogar gut 40 Prozent sagt, das Engagement für das Unternehmen habe sich verringert.

Kündigungen wegen eines allgemeinen Absatzeinbruchs bewerten die Beschäftigten der Studie zufolge als weitaus gerechter als solche, die Folge gestiegener Produktivität sind - etwa durch Einführung einer neuen Produktionstechnik. Aus Sicht der Arbeitnehmer müssten die Gründe für einen Stellenabbau "über eine bloße Gewinnsteigerung hinausgehen", betonten die Wissenschaftler.

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