Studie:Respekt vor den Kanalarbeitern

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Kanalarbeiter sorgen dafür, dass aus Städten keine stinkenden Kloaken werden - und konnten ihr Ansehen deutlich verbessern. (Foto: dpa)
  • Vor Feuerwehrleuten haben die Deutschen weiter am meisten Achtung, Werber und Versicherer schneiden am schlechtesten ab.
  • Insgesamt wird die Arbeit unterschiedlicher Berufsgruppen mehr geschätzt als im Vorjahr.
  • Auch Beamte steigen im Ansehen - junge Deutsche seien regelrechte Staatsfans, heißt es.

Von Sebastian Jannasch, Berlin

Für alle Mitarbeiter von Klärwerken ist es eine sehr erfreuliche Nachricht: Ihr Ansehen in der Bevölkerung ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen. Fast zwei Drittel der Deutschen haben großen Respekt vor ihrer Arbeit. Mit einer Steigerung von sieben Prozentpunkten gehören sie zu den größten Gewinnern der jährlichen, repräsentativen Studie zum Renommee verschiedener Berufe, die der Beamtenbund am Donnerstag vorstellte. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte dafür 1001 Bürger.

Woher der Schub bei der Popularität von Abwasserexperten kommt, kann auch Klaus Dauderstädt nicht recht erklären. Noch wichtiger für den Vorsitzenden des Beamtenbundes ist aber, dass auch die von ihm vertretene Berufsgruppe besser ankommt: Bei 38 Prozent der Deutschen genießen Beamte ein hohes Ansehen, elf Prozentpunkte mehr als vor zehn Jahren. Dauderstädts zentrale Botschaft: "Der Ruf des Beamtentums entwickelt sich weiterhin erfreulich."

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Etwa drei Viertel der Befragten bescheinigen Beamten, pflichtbewusst, zuverlässig und kompetent zu sein. Tendenz steigend. Weniger Menschen halten die Staatsdiener für stur, arrogant und mürrisch. "So kann es weitergehen", findet Dauderstädt.

Trotz Zugewinnen flößt die Berufsbezeichnung "Beamter" jedoch weiterhin nur einer Minderheit Ehrfurcht ein. An der Spitze der angesehenen Berufe stehen wie in den vergangenen Jahren mit Abstand Feuerwehrleute, Ärzte und Krankenpfleger. Die Deutschen zollen auch Polizisten und Lehrern, häufig ebenfalls Beamte, großen Respekt. Ihr Image verbesserte sich, ebenso der Ruf fast aller anderen abgefragten Berufsgruppen im Vorjahresvergleich.

Die Forsa-Demoskopen erklären den generellen Gewinn an Renommee mit einer Stimmungsaufhellung in diesem Jahr, nachdem im vergangenen Jahr Berichte über Wutbürger das gesellschaftliche Klima insgesamt eingetrübt und zu einem "Vertrauenseinbruch" geführt hätten. Besonders an Anerkennung gewinnen konnten im Vergleich zu 2016 außer den Kanalarbeitern Journalisten und Steuerberater, die im unteren Mittelfeld rangieren. Nur Mitarbeiter von Werbeagenturen verloren und zählen mit Vertretern von Versicherungen, Telefongesellschaften, Gewerkschaften, Politikern und Managern zu den Berufen mit dem schlechtesten Leumund.

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Beamten sehen sich von CDU und Grünen am besten vertreten

Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl ließ der Beamtenbund im Juli und August auch die politischen Vorlieben von Beschäftigten im öffentlichen Dienst erforschen. Ergebnis: Die Staatsdiener seien politisch interessierter und "weisen eine höhere Parteienbindung auf als der Durchschnitt der Bevölkerung", sagt Beamtenbund-Chef Dauderstädt. Zwei Drittel von ihnen haben eine langjährige Parteipräferenz, knapp ein Viertel neigt der Union zu, jeder Fünfte der SPD. Von den Beamten, die sich schon für eine Partei entschieden haben, möchten 46 Prozent die Union wählen, 23 Prozent die SPD, sechs Prozent die Linke, elf Prozent Grüne, acht Prozent die FDP und fünf Prozent AfD.

Im Vergleich zur Gesamtwählerschaft entscheiden sich Beamte häufiger für Union und Grüne. Laut der Studie werden die Staatsdiener dem Klischee gerecht, keine Freunde von Veränderungen zu sein. Eine Wechselstimmung gibt es nicht: 56 Prozent der öffentlich Beschäftigten möchten, dass es nach der Wahl eine Koalition unter Führung der Union gibt. Das ist konsequent: Eine Mehrheit von ihnen glaubt, dass eine solche Konstellation den Interessen des öffentlichen Diensts am meisten nützt.

Der Beamtenbund hat die Deutschen außerdem zu ihrem Bild vom Staat befragen lassen. Junge Deutsche zwischen 14 und 29 Jahren sieht Dauderstädt demnach als "regelrechte Staats-Fans": Drei Viertel finden, dass die Verwaltung nicht zu viel kostet. 82 Prozent der Jungen glauben, dass in einer globalisierten Gesellschaft ein regulierender Staat nötig ist, der vor ausufernden Entwicklungen schützt. Um den Nachwuchs muss sich der Beamtenbund also nicht sorgen.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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