Plagiatfreie Hochschulen binnen drei Jahren - das will BWL-Professor Uwe Kamenz erreichen. Er und seine Mitarbeiter am Münsteraner Institut für Internet-Marketing Profnet haben ein neues Testsystem entwickelt, das Betrüger enttarnen soll. Für tausend Euro im Jahr können Hochschulen beliebig viele Haus- und Abschlussarbeiten überprüfen lassen.
SZ: Herr Kamenz, wird viel getrickst an deutschen Unis?
Uwe Kamenz: Mittlerweile spielen wohl 50 Prozent der Studenten mit dem Gedanken zu mogeln. Denn durch die Bachelor-Studiengänge hat der Leistungsdruck stark zugenommen. Bei den Hausarbeiten ist es der Normalfall, dass plagiiert wird. Hinzu kommt, dass es Hochschulen und Professoren den Studenten sehr leicht machen: Erstens lassen sie bei weniger als zehn Prozent der Arbeiten analysieren, ob es sich um ein Plagiat handelt. Und zweitens ist es bei den meisten Prüfungsordnungen kein großes Risiko, erwischt zu werden. Das zählt dann nur als einmal durchgefallen.
SZ: Sehen die Professoren denn einfach weg?
Kamenz: Man kann spekulieren, ob es an Überlastung oder an Bequemlichkeit liegt, dass so wenig kontrolliert wird. Tatsache ist, dass die derzeit erhältlichen Analyseprogramme eher für EDV-Freaks als für Hochschullehrer geschrieben sind.
SZ: Welche Methoden benutzen die Studenten, und wie wollen Sie ihnen beikommen?
Kamenz: Am verbreitetsten ist die Patchwork-Methode. Der Studierende klaut sich dabei seine Arbeit aus verschiedenen Quellen zusammen. Unsere Software gibt Textbausteine bei Google ein und gleicht die Ergebnisse mit der eingereichten Datei ab. Außerdem möchten wir Haus- und Abschlussarbeiten sammeln, um erkennen zu können, ob einer vom anderen abschreibt.
Weitaus schwerer sind Übersetzungsplagiate zu entdecken. Um zu verhindern, dass jemand eine fremdsprachige Arbeit klaut, entwickeln wir statistische Verfahren, die Texte auf ihre Struktur abzuklopfen. Damit werden wir bald herausfinden können, ob sich jemand bei englischen, russischen oder türkischen Originalen bedient hat.