Studentenproteste:Neues Jahr, neuer Widerstand

Deutschlands Studenten wollen auch 2010 weiter für bessere Studienbedingungen protestieren. In Österreichs Hauptstadt geht inzwischen die Polizei gegen Hörsaal-Besetzer vor.

Auch nach Monaten des Protests lassen die Studenten in Deutschland nicht von ihren Forderungen ab. Sie wollen im nächsten Jahr weiter für bessere Studienbedingungen protestieren. Auf einem bundesweiten Treffen in Potsdam, an dem rund 250 Studenten aus 45 Städten teilnahmen, seien weitere Diskussionsrunden sowie die Einrichtung sogenannter Streikbüros beschlossen worden, sagte die Sprecherin der Potsdamer Audimax-Besetzer, Claudia Fortunato.

Studentenproteste: Die Studenten in Deutschland wollen auch 2010 weiter für ein besseres Bildungssystem kämpfen.

Die Studenten in Deutschland wollen auch 2010 weiter für ein besseres Bildungssystem kämpfen.

(Foto: Foto: AP)

Es sei eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die Forderungen der Studenten auf Bundesebene ausarbeiten soll. Auch an den Feiertagen wollen Studierende die Universität in Potsdam weiter besetzt halten. Die Hochschulleitung forderte die Studenten hingegen laut einer Mitteilung auf, das Audimax spätestens am Dienstag zu verlassen.

"Unsere Mitarbeiter haben ein Recht auf ihre Weihnachtspause", sagte Uni-Präsidentin Sabine Kunst. Die Besetzer könnten die Foyerräume in der Nähe des Audimax für ihren Protest nutzen. "Nach dem, was jetzt erreicht ist, wäre eine weitere Besetzung Willkür", sagte Kunst.

Währenddessen hat die Polizei das seit rund zwei Monaten von protestierenden Studenten besetzte Audimax der Universität Wien am Montagmorgen geräumt. Die Studenten und die dort inzwischen wohnenden Obdachlosen verließen Österreichs größten Hörsaal ohne Widerstand, berichtete der Sender ORF.

Proteste ohne Wirkung

Österreichs Studierende beschweren sich wie die Studenten in Deutschland über die Folgen der Einführung des Bachelor- und Mastersystems sowie über schlechte Studienbedingungen. Anders als in der Bundesrepublik würden die Studenten im Alpenland aber nicht von der Politik gehört, der Protest habe bisher keinen Effekt gehabt, kritisierte ein Studentensprecher.

Österreichs Wissenschaftsminister Johannes Hahn begrüßte die Räumung des Audimax. Er versprach, die Anliegen der Studenten würden nicht ungehört verhallen.

Ruf nach "Notfallparagrafen"

Die Hochschulen in der Alpenrepublik sind unter anderem wegen des Zulaufs von Studenten aus Deutschland, für die keine Zulassungsbeschränkungen gelten, überlaufen. Deutsche können in Österreich trotz mäßiger Abiturnoten oft auch dann noch ihr Wunschfach studieren, wenn dies in Deutschland wegen des Numerus- Clausus-Systems nicht mehr ohne weiteres möglich wäre.

Mehrere österreichische Unis haben inzwischen beim Wissenschaftsministerium Anträge gestellt, um auf Basis eines "Notfallparagrafen" Zulassungsbeschränkungen für besonders beliebte Fächer wie Publizistik und Architektur einführen zu können.

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