Damit es allerdings gar nicht erst so weit kommt, sollte man die Konflikte rechtzeitig lösen. "Die Lösung hängt von der Eskalationsstufe ab", erklärt der Diplom-Psychologe Hans Peter Dogge aus Zürich. "Wer mit einem Kollegen in Konkurrenz steht, aber noch halbwegs normal miteinander redet, sollte sich nach einem eigenen Fehlverhalten entschuldigen oder ruhig eine offene Aussprache suchen."
Dann könne man zum Beispiel so etwas sagen wie "Gestern war kein guter Tag, da habe ich es etwas übertrieben" oder "Gestern konnte ich meine Arbeit nicht so gut machen wie ich wollte, denn ich hatte mir gewünscht, dass du deine Frist für deinen Teil des Projekts einhältst". Beste Freunde müsse man dann auch nicht werden. "Doch selbst wenn man Konkurrenten bleibt, so bleibt man doch arbeitsfähig, da der Konflikt nicht alles lähmt."
Ist der Konflikt schon eine Stufe weiter, redet man meist nur noch wenig oder gar nicht mit dem anderen und sieht den anderen häufig als Gegner an. "Auch dann hilft eine offene Aussprache, auf die man sich vorbereiten sollte", sagt Dogge, der viel in der Unternehmensberatung und im Führungstraining arbeitet. "Dafür sollte man sich klar machen, dass zu einem Konflikt immer zwei gehören - auch ich habe einen Anteil daran!"
Deswegen müsse man selbst bereit sein, etwas zu ändern und dem anderen einen Schritt entgegen zu kommen. "Für das Gespräch sollte ich mir also überlegen, was ich genau ansprechen möchte, aber auch, was ich dem anderen anzubieten habe", rät der Experte.
Klappt das zu zweit nicht, sollte man sich einen Mediator suchen, zum Beispiel den Chef oder ein Betriebsratsmitglied. "Wichtig ist in jedem Fall, eine Lösung zu finden, mit der beide leben können." Ist der Konflikt dagegen massiv verhärtet, sieht man den anderen als Feind. "Das kann bis zum Hass und dem Wunsch gehen, dass man den anderen am liebsten vernichten würde", weiß Dogge.
"Wenn es so weit gekommen ist, hat die Führung versagt, weil sie nicht schon vorher eingegriffen hat." Das besondere Problem: "Die Beteiligten wollten meist selbst keine Lösung, denn sie halten den anderen ja eh für einen Idioten." Deswegen müsste der Chef oder - weil der wahrscheinlich bislang passiv war - eine neutrale Stelle eingeschaltet werden. "So einen verhärteten Konflikt zu entspannen, wird allerdings nicht leicht."
"Beim Konflikt ist es wie beim Tango", findet Karriereberater Martin Wehrle: "Es gehören immer zwei dazu!" Denn Berufstätige sollten sich fragen, welchen Anteil sie zu dem Konflikt beigetragen haben und wie sie sich verhalten müssen, damit der Konfliktpartner den guten Willen zur Lösung des Problems erkennt. "Wer den ersten Schritt macht, kann einen Konflikt beenden. Wer auf den ersten Schritt des anderen wartet, wartet meist vergeblich." Dabei könne es helfen, aus der eigenen Haut zu schlüpfen und die Situation von außen sehen. So könne man sich etwa fragen: Was passiert da gerade zwischen uns? Warum passiert es? Und was kann ich tun, um eine konstruktivere Richtung einzuschlagen?