Sticheleien, hämische Witze hinter dem Rücken oder offene Anfeindungen: Konflikte am Arbeitsplatz sind keine Seltenheit. Schließlich treffen dort auf engstem Raum jeden Tag die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander. Friede-Freude-Eierkuchen ist da oft nur eine Wunschvorstellung. "Eigentlich geht man Menschen, mit denen man Streit hat, aus dem Weg", sagt Karriereberater Martin Wehrle aus Jork bei Hamburg. "Im Büro geht das nicht. Im Gegenteil, man muss mit ihnen reden. Das führt zu großer Anspannung. Manchmal kommt es zu Explosionen."
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Das Belastende an Konflikten ist, dass dabei Emotionen im Spiel sind. "Man ist wütend, aufgebracht, verletzt", weiß Konfliktberaterin Ursula Wawrzinek aus München. "Das bringt uns aus der inneren Ruhe und strengt uns an." Einen Kollegen zu ignorieren, sei auch keine Lösung. "Es ist ebenfalls anstrengend, wenn man sich innerlich zurückzieht, um jemand anderes zu meiden."
Es komme sogar häufig vor, dass jemand jahrelang gerne zur Arbeit gegangen ist - ein Konflikt dann aber alles zerstöre. "Das vermiest einem die Arbeits- und Lebensqualität", weiß Wawrzinek. Die Folge: "Viele werden psychisch krank oder haben körperliche Symptome wie Magenkrämpfe oder Kreuzschmerzen."
Für Konflikte kann es mehrere Ursachen geben. "Häufig fühlt sich einer von einem Kollegen schlecht behandelt oder hat das Gefühl, dass er ihm etwas vorschreiben will, obwohl er gar nicht der Chef ist", sagt die Konfliktberaterin. "Ein weiterer Grund für einen Konflikt kann der Eindruck sein, man selber arbeite viel mehr als jemand anderes." Außerdem kann laut Wawrzinek der Führungsstil des Chefs zu Konflikten führen, etwa wenn der einen Liebling hat oder man sich aus anderen Gründen ungerecht behandelt fühle.
Hinzu kommen unterschiedliche Auffassungen über Arbeit, Werte, Pünktlichkeit oder Freundlichkeit. "Einige ärgern sich zum Beispiel, wenn ein Kollege morgens nicht grüßt - andere ärgern sich darüber, dass er erst einmal einige Minuten braucht, um wirklich alle Kollegen zu begrüßen." Karriereberater Wehrle erwähnt einen weiteren Grund, den "Nasenfaktor", wie er ihn nennt: "Wenn zwei Menschen sich nicht mögen, dennoch aber zusammenarbeiten müssen, kann die Zweckgemeinschaft eines Tages zur Schreckgemeinschaft werden."
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Damit es allerdings gar nicht erst so weit kommt, sollte man die Konflikte rechtzeitig lösen. "Die Lösung hängt von der Eskalationsstufe ab", erklärt der Diplom-Psychologe Hans Peter Dogge aus Zürich. "Wer mit einem Kollegen in Konkurrenz steht, aber noch halbwegs normal miteinander redet, sollte sich nach einem eigenen Fehlverhalten entschuldigen oder ruhig eine offene Aussprache suchen."
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Dann könne man zum Beispiel so etwas sagen wie "Gestern war kein guter Tag, da habe ich es etwas übertrieben" oder "Gestern konnte ich meine Arbeit nicht so gut machen wie ich wollte, denn ich hatte mir gewünscht, dass du deine Frist für deinen Teil des Projekts einhältst". Beste Freunde müsse man dann auch nicht werden. "Doch selbst wenn man Konkurrenten bleibt, so bleibt man doch arbeitsfähig, da der Konflikt nicht alles lähmt."
Ist der Konflikt schon eine Stufe weiter, redet man meist nur noch wenig oder gar nicht mit dem anderen und sieht den anderen häufig als Gegner an. "Auch dann hilft eine offene Aussprache, auf die man sich vorbereiten sollte", sagt Dogge, der viel in der Unternehmensberatung und im Führungstraining arbeitet. "Dafür sollte man sich klar machen, dass zu einem Konflikt immer zwei gehören - auch ich habe einen Anteil daran!"
Deswegen müsse man selbst bereit sein, etwas zu ändern und dem anderen einen Schritt entgegen zu kommen. "Für das Gespräch sollte ich mir also überlegen, was ich genau ansprechen möchte, aber auch, was ich dem anderen anzubieten habe", rät der Experte.
Klappt das zu zweit nicht, sollte man sich einen Mediator suchen, zum Beispiel den Chef oder ein Betriebsratsmitglied. "Wichtig ist in jedem Fall, eine Lösung zu finden, mit der beide leben können." Ist der Konflikt dagegen massiv verhärtet, sieht man den anderen als Feind. "Das kann bis zum Hass und dem Wunsch gehen, dass man den anderen am liebsten vernichten würde", weiß Dogge.
"Wenn es so weit gekommen ist, hat die Führung versagt, weil sie nicht schon vorher eingegriffen hat." Das besondere Problem: "Die Beteiligten wollten meist selbst keine Lösung, denn sie halten den anderen ja eh für einen Idioten." Deswegen müsste der Chef oder - weil der wahrscheinlich bislang passiv war - eine neutrale Stelle eingeschaltet werden. "So einen verhärteten Konflikt zu entspannen, wird allerdings nicht leicht."
"Beim Konflikt ist es wie beim Tango", findet Karriereberater Martin Wehrle: "Es gehören immer zwei dazu!" Denn Berufstätige sollten sich fragen, welchen Anteil sie zu dem Konflikt beigetragen haben und wie sie sich verhalten müssen, damit der Konfliktpartner den guten Willen zur Lösung des Problems erkennt. "Wer den ersten Schritt macht, kann einen Konflikt beenden. Wer auf den ersten Schritt des anderen wartet, wartet meist vergeblich." Dabei könne es helfen, aus der eigenen Haut zu schlüpfen und die Situation von außen sehen. So könne man sich etwa fragen: Was passiert da gerade zwischen uns? Warum passiert es? Und was kann ich tun, um eine konstruktivere Richtung einzuschlagen?