Es gibt viele Ansätze, den Wert von Bildung zu berechnen. Ökonomen versuchen zum Beispiel, die Rendite eines Studiums oder den volkswirtschaftlichen Schaden des Sitzenbleibens und Schulschwänzens zu beziffern.
"Ich will studieren weil ...": Auf einer Wand bei einer Hochschulinformationsmesse können junge Menschen ihre Studienmotivation notieren. Ein besseres Ranking im Deutschen Qualifikationsrahmen dürfte bislang noch nicht unter den Gründen sei - doch das könnte sich ändern.
(Foto: dapd)Würden die deutschen Schüler ihre Leistungen um ein paar Pisa-Punkte steigern, könnten sie später viele Milliarden Euro zusätzliches Wachstum auslösen. So verspricht es zumindest die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die die Pisa-Schulstudien koordiniert.
Wahre Bildung entzieht sich jedoch dem ökonomischen Kalkül. Bildung ist keine Ware, für die man einen Preis und den Profit angeben könnte. Sie ist bereichernder, als sich in Cent und Euro ausdrücken lässt. Und das Schönste ist: Bildung ist beständig. Niemand kann sie einem Menschen mehr nehmen.
Das ist ein Trost in unsicheren Zeiten. Wissen kann verfallen, bestimmte Fertigkeiten können nicht mehr nachgefragt werden. Doch Bildung im Sinne von Reife und Reflexion vergeht nicht so schnell. Ihr Kurs ist fest. Bildung ist sicherer als Gold und Immobilien.
Dennoch oder gerade deshalb ist ein unübersichtlicher Bildungsmarkt entstanden, auf dem die unterschiedlichsten Abschlüsse und Zertifikate erworben werden, die Wissen und Bildung dokumentieren sollen. Welchen Weg soll ein junger Mensch einschlagen, welche Ausbildung, welches Studium beginnen? Was werden die Zeugnisse einmal wert sein, wenn man sie einem Arbeitgeber schickt?
Bildungsbarrieren im grenzfreien Europa
So beständig der Wert allgemeiner Bildung ist, so unbeständig sind viele Berufe. Und mit der Internationalisierung sind sowohl die Chancen als auch die Risiken noch gestiegen. Oft werden die Qualifikationen, die jemand im Ausland erworben hat, hierzulande nicht anerkannt - und umgekehrt.
Auf der Ebene der Universitäten sollte die sogenannte Bologna-Reform einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum schaffen. Die neuen Abschlüsse Bachelor und Master haben aber keineswegs dazu geführt, dass Studienleistungen überall gleich viel zählen.
Probleme gibt es manchmal sogar schon bei einem Wechsel im Inland. Für Lehramtsstudenten beispielsweise hat jedes Bundesland eigene Regeln. Wer während oder nach seinem Studium umzieht, muss deshalb vor allem eine Qualifikation mitbringen: Geduld und starke Nerven.
Da haben es Bäcker, Mechatroniker oder Bankkaufleute leichter. Für sie gibt es bundesweit geltende Ausbildungsordnungen. Kompliziert kann es allerdings werden, wenn sie ins Ausland gehen. Das deutsche System mit Berufsschulen und einer langen Lehrzeit im Betrieb gibt es in anderen Staaten nicht. Bürger, die sich im grenzfreien Europa bewegen, stoßen schnell auf Bildungsbarrieren, die ihre Mobilität behindern.