Smalltalk:"Wer stumm bleibt, wird schlechter beurteilt"

Um Smalltalk kommt niemand herum, der auch nur eine Spur im Gedächtnis von Vorgesetzten und Kunden hinterlassen will.

Isa Hoffinger

Ungezwungen mit Geschäftspartnern, Kollegen oder Vorgesetzten plaudern - das fällt vielen Menschen schwer. Welche Regeln man beim Small Talk beachten sollte, erklärt die Bielefelder Kommunikationstrainerin Susanne Watzke-Otte, deren Ratgeber "Small Talk" soeben erschienen ist.

SZ: Warum ist Small Talk im Job so wichtig?

Watzke-Otte: Wer zu still ist, wird nicht wahrgenommen. Wie eine Teilnehmerin meines Small-Talk-Trainings, die mit ihrem Mann bei einem Geschäftsessen eingeladen war. Sie hatte sich den ganzen Abend mit ihrem Tischnachbarn unterhalten, aber kaum etwas über sich erzählt, nur zugehört. Eine Woche später trafen sie und ihr Mann diesen Kollegen auf der Straße. Er erkannte sie nicht, sondern bat ihren Mann, ihm seine Frau vorzustellen. So etwas passiert auch unter Kollegen, vor allem in großen Betrieben.

SZ: Müsste nicht eher dieser unaufmerksame Tischnachbar ein Training absolvieren?

Watzke-Otte: Eigentlich schon. Small Talk ist immer ein Dialog. Er hätte seiner Tischnachbarin mehr Fragen stellen müssen, damit sie in die Unterhaltung einsteigen kann. Viele Menschen verwechseln Small Talk leider mit Selbstmarketing. Es geht aber nicht darum, sich gut darzustellen, indem man zum Beispiel über seine Erfolge oder den tollen letzten Urlaub erzählt. Man sollte vielmehr auf ein ausgeglichenes Verhältnis von Reden und Zuhören achten, Interesse an seinem Gegenüber zeigen und dadurch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

SZ: Welche Themen eignen sich für Small Talk?

Watzke-Otte: Alle Themen, die nicht kontrovers sind. Man kann über seine Hobbys reden, über Filme, das Wetter oder über die Baustelle auf dem Weg zur Arbeit. Wichtig ist, dass man nichts Negatives sagt und sich mit Bewertungen zurückhält, also bitte nicht: "Haben Sie am Sonntag auch den letzten Tatort gesehen, der war ja miserabel!" Die Fragen müssen offen formuliert sein, damit der andere unbefangen antworten kann, also etwa: "Wie fanden Sie denn das Fernsehprogramm am Sonntagabend?" Nur so entsteht eine entspannte Atmosphäre.

SZ: Welche Themen sollte man besser nicht anschneiden?

Watzke-Otte: Tabu sind Themen wie Geld, familiäre oder gesundheitliche Probleme und alles, was auf "ismus" endet, etwa Kapitalismus, Feminismus, Sozialismus. Solche Themen sind nur für tiefergehende Gespräche geeignet, und wenn Sie nicht wissen, welche Einstellung Ihr Gegenüber hat, treten Sie schnell ins Fettnäpfchen. Beim Small Talk ist die Beziehungsebene wichtiger als die Sachebene. Sie sollten deshalb keine Killerphrasen verwenden wie "Das kann ich mir gar nicht vorstellen" oder "Das hat noch nie funktioniert", damit weisen Sie Ihr Gegenüber ab. Auch Reizformulierungen wie "Sie müssen doch zugeben" oder "wenn Sie mal ehrlich sind" sollten Sie vermeiden - die lösen Widerstand aus.

SZ: In welchen Situationen ist Small Talk hilfreich?

Watzke-Otte: Fast jedes Gespräch beginnt und endet mit Small Talk: das Vorstellungsgespräch ebenso wie Kundenkontakte, Gehaltsverhandlungen oder Konferenzen. Small Talk baut Distanz ab und sorgt für ein gutes Arbeitsklima. Außerdem bekommen Sie die Möglichkeit, sich beispielsweise bei Ihrem Chef unaufdringlich ins richtige Licht zu setzen. Selbst bei einem ganz kurzen, gelungenen Small Talk im Aufzug oder in der Kantine zieht er Rückschlüsse auf Ihre Kompetenz. Jeder noch so fleißige Mitarbeiter wird leider schlecht beurteilt, wenn er einfach stumm bleibt.

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