Wohnungen, Klamotten, Handys - das Design-Diktat durchzieht jeden Lebensbereich. Wirklich jeden? Nein, in den Büros der Republik haben Geschmacksverirrungen aller Art eine Zuflucht gefunden. So auch in den Redaktionen von SZ.de und SZ-Magazin. Was sehen wir? Einen Moschee-Wecker, nur echt mit Muezzin-Ruf. Im Hintergrund: "FC St. Pauli. Das Buch." Was sagen die Gegenstände über ihren Besitzer aus? Er ist ein Kenner und Liebhaber des arabischen Raums - geografisch, politisch, kulturell. Daneben Anhänger der Hamburger Fußballkultur. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Ach ja, den Wecker hat der Kollege aber vor allem im Regal, weil er "geil" ist. Haben Sie auch Büro-Deko, die Ihnen nie ins Haus oder die Wohnung käme? Welche Skurrilitäten und Scheußlichkeiten finden sich auf Ihrem Schreibtisch? Schicken Sie ein Foto an karriere-online@sz.de!
Was sehen wir? Ein Skelett aus Papier an der Kleiderstange. Viel entscheidender ist in diesem Fall aber die Frage: Was sehen wir nicht? Nämlich die Arme des knochigen Kollegen. Die sind nicht nur nicht im Bild, sondern wurden nie montiert. Warum? Lesen Sie einfach weiter. Was sagt der Gegenstand über seinen Besitzer aus? Nein, er ist weder auf Diät, noch hat ihn der Job um jegliche Lebensfreude gebracht. Es gab aber mal eine Zeit, in der er sich sehr wohl Gedanken um die Zukunft seiner Zunft machte. Damals ging er mit seinem Skelett auf die Straße - die fehlenden Arme standen symbolisch für die Sparpolitik der Verlage.
Was sehen wir? Oben: Mario Gomez im Trikot des FC Bayern München. Unten: Unbekannte Tänzerin auf Spitzenschuhen. Ergibt: eine Primaballerina. Was sagt der Gegenstand über seine Besitzerin aus? Sie ist sportbegeistert, kreativ und beherrscht als Video-Journalistin den perfekten Schnitt.* Sie mag trainierte Kicker-Oberkörper, steht aber nicht auf O-Beine. *Ob sie auch die Gabe der Vorsehung hat, wird sich erst herausstellen, wenn Mario Gomez vom Fußballplatz verschwunden ist - und möglicherweise in der 38. Staffel Let's dance wieder auftaucht.
Was sehen wir? Von links nach rechts: Album-Cover der Spider Murphy Gang ("mit den Hits 'Skandal um Rosie' und 'Schickeria'"), Whisky-Verpackung (hölzern), Liebeswürfel aus Leo-Plüsch, Teddybär, Alfred Jodokus Kwak mit Indiana-Jones-Hut und Schwert. Was sagen die Gegenstände über ihre Besitzer aus? Wären sie keine Journalisten, müsste man wohl sagen: Besorgniserregendes/Beängstigendes. So aber ist die Antwort ziemlich banal: Das Plattencover sowie alles, was plüschig, aber nicht Sexspielzeug ist, stammt aus Recherchen für eine SZ-Magazin-Geschichte über Helden der Kindheit. Und die Whisky-Verpackung steht da natürlich nur wegen ihrer äußeren Werte.
Was sehen wir? Rote Stöckelschuhe in einer Schreibtischschublade. Was sagt der Gegenstand über seinen Besitzer aus? Er hat sich von den Socken gemacht. Seinen Kollegen ist nichts geblieben außer Erinnerungen an seine virtuose Schreibkunst - und einem Paar Billig-Lack-Pumps. Die waren zwar nicht Ausdruck einer persönlichen Vorliebe, sondern wurden für ein Interview mit einem Germany's Next Topmodel angeschafft. Sie werden aber trotzdem sorgsam (auf)bewahrt, inklusive Staubschicht.
Was sehen wir? Gelb. Was sagen die Gegenstände über ihren Besitzer aus? Er ist Fan, Fußballfan. Die Liebe zu seinem Verein kennt keine Grenzen* - schon gar keine Geschmacksgrenzen. *Nicht im Bild: BVB-Wandteppich, BVB-Aktenordner, BVB-Tisch, -Stühle, -Sitzkissen ...
Was sehen wir? Einen Union Jack mit royalem Traumpaar. Was sagt der Gegenstand über die Besitzerin aus? Sie ist für die Hochzeit von William und Kate extra nach London gereist, das Fähnchen ist ein Souvenir. Ursprünglich wollte sie irgendwann ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert beerben. Aktuell denkt sie aber über eine Umschulung zur Nanny nach - die werdenden Eltern sollen ja noch auf der Suche sein.
Was sehen wir? Quietschendes Plastik-Geflügel aus Bayern in Kaffeebecher. Was sagt der Gegenstand über die Besitzerin? Sie hat ein Herz für Tiere. Der Hahn in Lederhosen gehörte einer Kollegin, die ihn nicht mit in den neuen Job nehmen durfte/wollte. Sie rettete ihn vor dem sicheren Tod im Gelben Sack - seitdem steht er ihr treu zur Seite.
Was sehen wir? Einen sozialistischen Arbeiterorden. Oder auch: Ostalgie auf West-Schreibtisch. Was sagt der Gegenstand über seinen Besitzer aus? Abseits aller Systemfragen: Er ist karrierebewusst. Haben Sie auch Büro-Deko, die Ihnen nie ins Haus oder die Wohnung käme? Welche Skurrilitäten und Scheußlichkeiten finden sich auf Ihrem Schreibtisch? Schicken Sie ein Foto an karriere-online@sz.de!