Sicherheitspanne bei der Unesco:Bewerber entblößt

Die Unesco in Paris ist ein äußerst beliebter Arbeitgeber, viele qualifizierte Absolventen hoffen dort auf einen Job. Was die Bewerber nicht ahnten: Ihre gesammelten Daten waren online für alle Welt einsehbar.

Varinia Bernau

Es braucht kein Informatikstudium, um an die Telefonnummer und an die E-Mail-Adresse von Laure C. zu kommen. Man kann erfahren, dass die Französin 21 Jahre alt ist, in Clermont-Ferrand studiert und vier Sprachen spricht. Denn ihre Daten sind in der Bewerbungsbörse der Unesco hinterlegt - und mit wenigen Klicks einsehbar.

UNESCO LOGO SEEN DURING THE OPENING CEREMONY OF THE 31ST GENERAL CONFERENCE IN PARIS

UNESCO LOGO SEEN DURING THE OPENING CEREMONY OF THE 31ST GENERAL CONFERENCE IN PARIS The UNESCO logo is seen at the 31st session of the General Conference of UNESCO in Paris, October 15, 2001. REUTERS/Mal Langsdon

Die Studentin hat sich - wie mehrere tausende andere - für ein Praktikum bei der kulturellen Organisation der Vereinten Nationen beworben. Über ein Internetformular. Und die Unesco hat diese digitalen Bewerbungsunterlagen schlecht geschützt. Bis Donnerstagabend genügte es, sich selbst bei der Bewerbungsbörse anzumelden, um Einblick in mehrere zehntausend Profile zu nehmen. Durch die Veränderung einer Ziffer in der Internetadresse der Unesco-Website konnte man problemlos zur nächsten Bewerbung springen. Lebensläufe und Adressen fanden sich dort, teilweise auch genauere Angaben früherer Arbeitgeber - und die blumigen Worte, mit denen sich die Studenten ins Zeug legen, um bei der Einrichtung mit Sitz in Paris ein Praktikum absolvieren zu dürfen.

Solche Daten sind viel wert. Denn es sind längst nicht mehr nur Technikfreaks, die im Internet auf Beutezug gehen. Banden mit mafiösen Strukturen kapern fremde Rechner und verschachern dort gestohlene Daten im Netz. Nach Schätzungen von Sicherheitsexperten bringt ein Adresssatz auf dem illegalen Markt zwischen fünf und zehn Dollar ein. Und an manchen Stellen ist der Einbruch für die Datendiebe besondern einfach - so wie bei der Unesco.

Man sei von Journalisten auf das mögliche Leck hingewiesen worden und prüfe den Fall, sagte eine Unesco-Sprecherin der Süddeutschen Zeitung. Ein deutscher Student, der sich selbst bei der Unesco für ein Praktikum beworben hatte, hält dagegen: "Vor mehreren Wochen teilte ich der Unesco mit, dass anscheinend ein Datenleck vorliegt. Ich habe bis heute keinerlei Rückmeldung erhalten." Erst am frühen Donnerstagabend poppte statt der Bewerbungsunterlagen eine Fehlermeldung auf.

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