Verhandlung hier, Meeting dort: Im Job reden wir uns ständig den Mund fusselig. Dabei wäre es oft viel effektiver, einfach mal zu schweigen. Sieben Gründe, warum Stille die Geheimwaffe im Büro ist. Schweigen überrascht Konflikte mit dem Chef nerven und sind anstrengend. Wer sich auf eine Diskussion mit dem Vorgesetzten einlässt, sammelt vorher meist fleißig Argumente, um ihn gar nicht erst richtig zu Wort kommen zu lassen. Wer möglichst viel sagt, sagt auch möglichst viel Überzeugendes, denkt man. Doch genau darauf ist der Chef vorbereitet. Er führt den ganzen Tag lang Gespräche mit Mitarbeitern. Wo er hinkommt, wird er von einem Redeschwall empfangen. Wenn plötzlich ein Mitarbeiter dieses Schema durchbricht und einfach nichts, beziehungsweise nicht viel sagt, verunsichert das selbst den Chef. Und wer verunsichert ist, geht oftmals eher auf den Verhandlungspartner ein. Keine schlechte Voraussetzung für Angestellte.
Schweigen verhindert Streit Schon wieder kein Papier mehr im Drucker! Im Hamsterrad des Büroalltags bringt den ein oder anderen eine solche Kleinigkeit ganz schön in Rage. Erst recht, wenn es immer der gleiche Kollege von nebenan ist, der das letzte Blatt verwendet und dann einfach in sein Büro verschwindet. Also nichts wie hin: "Kannst du nicht einmal mitdenken und Papier nachlegen?!?". Der Kollege könnte jetzt sofort auf den Vorwurf eingehen, sich rechtfertigen oder seinerseits eine Beschwerde loswerden - schon fände die nächste Bürofehde ihren Anfang. Er könnte auch einfach nichts sagen, nicken - und Papier nachlegen. Damit rechnet niemand - und der Konflikt? Hat schon keine Grundlage mehr.
Schweigen macht stark Eine Verhandlung mit einem Kunden, wie sie viele Angestellte Nerven kostet: Der Kunde will unbedingt den Preis drücken - und man versucht ihn zu überzeugen, dass das einfach unmöglich ist. Dabei gerät man unweigerlich in die Wiederholungsschleife der eigenen Argumente und liefert neue Angriffspunkte. Wer einfach sagt, "Ich kann Ihnen keinen weiteren Preisnachlass gewähren. Die Gründe kennen Sie" und dann schweigt, bringt den Gesprächspartner ins Schwitzen - und strahlt selbst Stärke aus. Preisnachlass wird man kaum noch gewähren müssen.
Schweigen beschwichtigt Den ganzen Tag reden sie auf uns ein: Kollegen, Vorgesetzte, Kunden, Lieferanten. Es ist gar nicht, was sie sagen, das uns so nervt - sondern, dass sie überhaupt etwas sagen. Wie froh wären wir über ein bisschen Ruhe zwischendurch. Was wir dabei nicht bedenken: Den anderen geht es auch so. Also warum nicht den ersten Schritt tun, und einfach mal weniger sprechen - im Meeting, im Aufzug, am Telefon. Am Anfang sind die Kollegen vielleicht noch verwirrt - aber dann glücklich über die Verschnaufspause und sehr viel entspannter als vorher. Positiver Nebeneffekt: Die Stimmung im Büro steigt.
Schweigen motiviert Wer seine Mitarbeiter zu neuen Höchstleistungen motivieren will, hat zwei Möglichkeiten: Er kann eine Rede vorbereiten, zehn Mal "Das schaffen wir" und hin und wieder "Auf zu neuen Ufern" rufen und eine Stunde lang auf das Personal einreden. Oder er kann zwei, drei prägnante Sätze formulieren - und dann still sein. Den Rest erledigen die Angestellten selbst, indem sie über das Gesagte nachdenken. So positionierte der Abteilungsleiter in einem Fertigungswerk zwei Produkte vor seinen Mitarbeitern: einmal das eigene Produkt, einmal die asiatische Kopie davon. Letzteres trug das Preisschild "280 Euro", das andere ein Schild mit der Aufschrift "350 Euro - unverkäuflich". Alles was er dazu sagte, war: "Wir haben drei Monate Zeit, lasst uns ein neues Preisschild bauen." Die größte Wirkung auf seine Mitarbeiter hatte das Schweigen danach.
Schweigen macht unangreifbar Es ist leider so: Je mehr man redet, desto größer die Gefahr, sich zu verplappern. Beim Mittagessen oder in der Kaffeepause - wer sich an jedem Klatsch und Tratsch beteiligt, gerät schnell zwischen die Fronten. Plötzlich ist der eine Kollege beleidigt, weil man hinter seinem Rücken kritisch über ihn gesprochen hat. Oder ein anderer nimmt übel, dass sein kleines Geheimnis plötzlich öffentlich bekannt ist. Wer einfach mal nichts sagt, sagt auch nichts Falsches. So entstehen erst gar keine Wogen, die später wieder geglättet werden müssen.
Schweigen fördert die Leistungsbereitschaft Der Chef ist mit seiner Geduld am Ende. Schon zum fünften Mal in zwei Wochen erscheint einer seiner Mitarbeiter zu spät im Büro. Er ruft ihn zu sich und legt los - auch zum wiederholten Male. Der Mitarbeiter kommt trotzdem weiter zu spät, lässt die Standpauke über sich ergehen und macht weiter wie bisher. Anders könnte es laufen, wenn der Chef den Mitarbeiter zu sich ruft und nur einen Satz sagt: "Und? Warum soll ich diesmal für Ihre Verspätung Verständnis haben?" Mit unangenehmem Schweigen konfrontiert, wird der Angestellte sich durch eine Entschudigung winden - und derart peinliche Situationen künftig vermeiden, indem er rechtzeitig am Arbeitsplatz sitzt. Weitere Vorteile von Schweigen präsentiert Cornelia Topf in ihrem Buch Einfach mal die Klappe halten. Warum Schweigen besser als Reden ist, Gabal Verlag, Offenbach 2010.