Schwarzarbeit im Haushalt:Verschämte Beziehung zu vertrauten Helfern

Vertrauen ja, Sozialleistungen nein: Einer Forsa-Umfrage zufolge lassen die Deutschen eher ihre Haushaltshilfen allein in die Wohnung als den Hausarzt oder Kollegen. Doch nur ein Bruchteil beschäftigt sie legal.

Von Nina von Hardenberg und Marlene Weiß

Das Verhältnis der Deutschen zu ihren Haushaltshilfen ist oft in mehrfacher Hinsicht ungeklärt. Sie putzen die Wohnung, spielen mit den Kindern oder waschen die Wäsche, haben also einen intimen Einblick ins Familienleben, ohne aber richtig dazuzugehören, denn schließlich werden sie für ihre Dienste bezahlt. Und das meistens schwarz, verschämt in bar auf die Hand; als wäre die schnöde Geschäftsbeziehung mit dem vertrauten Menschen so unpassend, dass man nicht auch noch den Staat daran teilhaben lassen möchte.

Dabei genießt die Haushaltshilfe, zumindest bei denen, die sie legal beschäftigen, sogar mehr Vertrauen als der Hausarzt oder Kollegen - das ist jedenfalls das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Minijob-Zentrale. Befragt wurden gut 1000 Personen, jeder Dritte von ihnen bezahlt eine angemeldete Haushaltshilfe. Unter Letzteren würden 81 Prozent diese alleine in die Wohnung lassen, da haben die Hilfen fast den gleichen Status wie Freunde und Verwandte.

Weit weniger Personen würden Nachbarn Zugang zur Wohnung geben, noch weniger dem Hausarzt, dem traditionell hohes Vertrauen entgegengebracht wird, oder Kollegen. In der allgemeinen Bevölkerung würden die Haushaltshilfe immerhin ebenso viele in der Wohnung allein lassen wie den Hausarzt. Auch die eigenen Kinder würden die Deutschen weit eher der Haushaltshilfe anvertrauen als dem Arzt, Kollegen oder gar dem Chef - was indes auch an Bedenken liegen könnte, ob sich der Nachwuchs da zu benehmen weiß.

Nur wenige melden Haushaltshilfen an

Der Leiter der Minijob-Zentrale Erik Thomsen warb anlässlich der Umfrage dafür, Haushaltshilfen mit einem 450-Euro-Job anzumelden. Dabei gehe es auch um Wertschätzung. "Die Deutschen vertrauen den Haushaltshilfen ihre Wohnung und häufig sogar ihre Kinder an, aber nur wenige melden sie an. Das passt nicht zusammen", sagte Thomsen. Wer sein Kindermädchen oder die Putzfrau nicht anmelde, verleite sie zu einer Straftat - weil diese das Einkommen verschweigen könnten, wenn sie etwa Sozialleistungen beziehen.

Thomsen verwies darauf, dass in Ländern, in denen Haushalthilfen häufiger legal angestellt würden, auch deren Sozialprestige steige. Das gelte etwa für Frankreich, wo nach Angaben der Minijob-Zentrale eine Million Haushaltshilfen gezählt wurden. In Deutschland sind inzwischen 250.000 Haushaltshilfen über einen Minijob angemeldet.

Da laut Schätzungen jedoch in drei bis vier Millionen Haushalten Hilfen arbeiten, kann man davon ausgehen, dass ein Großteil schwarz tätig ist. Denn selbständig auf Rechnung - die zweite Möglichkeit für legale Hilfe im Haushalt - arbeiten laut Mikrozensus insgesamt nur etwa 40.000 Personen in Reinigungs- und Sozialberufen, und sicher nicht alle als Putzhilfe oder Babysitter in Privathaushalten. Noch weit weniger Haushaltshilfen dürften fest angestellt sein.

Appell an die Moral

Die Schwarzarbeit im Haushalt ist für Arbeitgeber mit geringem Risiko verbunden: Sie wird selten aufgedeckt, noch seltener nachgewiesen und ist kein Straftatbestand. Der Arbeitgeber muss aber gegebenenfalls Sozialbeiträge nachzahlen, und er haftet bei einem Unfall für die Behandlungskosten der schwarz beschäftigten Angestellten.

Wenn die Minijob-Zentrale von einer solchen Beschäftigung erfährt, schreibt sie den Haushalt an und bittet um Anmeldung. "Ich bin kein Verfechter von Zwang, wenn es darum geht, Privathaushalte dazu zu bewegen, ihre Hilfen legal zu beschäftigen. Wir appellieren an die Moral", sagte Thomsen.

Damit könnte er jedoch einen schweren Stand haben - eine gewisse Doppelmoral scheint bei dem Thema verbreitet zu sein. In einer im Mai veröffentlichten Studie der Minijob-Zentrale gab jeder Sechste zu, bereits schwarz beschäftigt zu haben, aber fast alle Befragten lehnten Steuerhinterziehung bei Wohlhabenden entschieden ab. Und 65 Prozent zeigten sich überzeugt, dass Schwarzarbeit der gesamten Gesellschaft schadet.

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