Wichtiger als der Kampf um die Grundschule (und damit indirekt um die Dauer der Gymnasialzeit) ist die Struktur der weiterführenden Schulen. Hier gehen das Saarland und Hamburg zu Recht ähnliche Wege, indem sie neben dem Gymnasium nur noch eine Schulform anbieten, an der alle Abschlüsse möglich sind. So bleibt möglichst lange offen, wie weit ein Jugendlicher in der Schule kommt. Der Wechsel nach der Grundschule verliert damit für die schwächeren Schüler und die Spätzünder viel von seinem Schrecken, zumal dann, wenn es keine verbindlichen Empfehlungen für das Gymnasium gibt. Sowohl das Saarland als auch Hamburg und demnächst Nordrhein-Westfalen setzen auf den Elternwillen. Damit nehmen sie Druck aus der Grundschule und beruhigen die Eltern, die in Panik verfallen, wenn ihr Kind in der dritten Klasse nicht nur Einser nach Hause bringt.
Die Freude über die Ferien ist in allen Bundesländern gleich - die Schulsysteme nicht.
(Foto: dpa)Die künftige rot-grüne Regierung in Nordrhein-Westfalen tut gut daran, an der Grundschulzeit nicht zu rütteln und stattdessen Gemeinschaftsschulen von der fünften Klasse an zu ermöglichen. Auch Kommunalpolitiker der CDU sind froh, wenn sie auf dem Land eine wohnortnahe Schule für alle anbieten können. Hier sind pragmatische, lokale Lösungen gefragt. Früher oder später werden auch Bayern und Baden-Württemberg sich dafür öffnen müssen.
Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen schreckt aus guten Gründen davor zurück, eine große Reform über die Schulen zu stülpen. Der Wandel soll von unten wachsen. Auch bundesweit wäre es wünschenswert, wenn die einzelne Schule und die einzelne Gemeinde mehr Gestaltungsspielräume bekämen. Nötig ist dann allerdings ein verlässlicher, fester Rahmen, in dem sich alle bewegen, von Flensburg bis Passau. Sonst käme zur föderalen Kleinstaaterei noch ein kommunales Durcheinander hinzu.
Könnte man das deutsche Schulsystem völlig neu ordnen, wäre eine Kombination aus bundesweiten, zentralen Regeln und kommunaler, dezentraler Autonomie vielversprechend. Für die einzelnen Bundesländer bliebe dann schulpolitisch wenig übrig. Aber das wäre ja gerade das Gute daran.