Schulstudie:Bayern ist deutscher Pisa-Sieger

Die Schüler aus dem Freistaat stellen bei der deutschen Pisa-Studie ihre Altersgenossen aus den übrigen Bundesländern in den Schatten.

Bayerns Schüler sind die besten Deutschlands - und international in die Weltspitze aufgerückt. Im neuen Pisa-Bundesländervergleich stellen die 15-Jährigen im Freistaat die gleichaltrigen Buben und Mädchen aus den anderen Bundesländern in allen Bereichen deutlich in den Schatten. Getestet wurden die Leistungen in Mathematik, Naturwissenschaften, Lesen und Problemlösen. Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) gratulierte den Schülern und dankte Lehrern und Eltern. Die Schüler hätten sich "erneut als deutscher Meister erwiesen, der in der Champions League spielt".

Pisa-Studie

Bayerns Schüler sind zwar die besten, haben's dafür auch am schwersten, wenn sie aus Arbeiterfamilien kommen.

(Foto: Foto: dpa)

In den Naturwissenschaften liegen Bayerns 15-Jährige hinter Finnland, Japan und Südkorea auf Platz vier. Platz vier haben sie auch in der fächerübergreifenden Fähigkeit der "Problemlösung". In Mathematik belegen die Kinder im Freistaat im internationalen Vergleich Platz fünf, im Lesen Platz sechs.

Sachsen erobert in drei Kategorien den zweiten Rang und verweist Baden-Württemberg bis auf Lesen/Textverständnis auf den dritten Platz. Thüringen folgt auf dem vierten Platz. Schlusslicht ist trotz deutlicher Verbesserungen Bremen. Bei der Leistung verzeichnen alle 16 Bundesländer Zugewinne im Vergleich zum Pisa-Test vor drei Jahren.

Der in Berlin veröffentlichte Pisa-Vorbericht enthält keine Aussage zum Hauptmanko des bayerischen Schulwesens - der laut erster Pisa-Studie härtesten sozialen Auslese in Deutschland. Oberschichtkinder hatten demnach in Bayern eine sechs Mal höhere Chance zum Besuch eines Gymnasiums als Kinder aus Facharbeiterfamilien. Neue Pisa-Sozialdaten soll es erst mit der kompletten deutschen Studie geben, die im Spätherbst veröffentlicht wird.

Lässt man die Zugangschancen zum Gymnasium außer acht, gibt es in bayerischen Schulen nach dem Vorbericht der deutschen Pisa-Forscher sogar größere Chancengerechtigkeit als in den anderen Bundesländern: Die Leistungen der Kinder in Mathematik hängen weit weniger stark von Einkommen und Bildungsstand ihrer Eltern ab als in vielen anderen Bundesländern.

Für Deutschland insgesamt werde eine "im internationalen Vergleich relativ straffe Kopplung zwischen sozialer Herkunft und mathematischer Kompetenz" berichtet, heißt es in dem Bericht.

Ausnahmen mit "relativ schwachen Zusammenhängen" zwischen gut situiertem Elternhaus und guten Mathematikzensuren sind Bayern und die drei Ost-Länder Sachsen, Thüringen und Brandenburg.

Kultusminister Schneider sagte: "Es hat sich als richtig erwiesen, gegen den Zeitgeist der Alt-Achtundsechziger an Werten wie Leistungsbereitschaft, Disziplin, Ordnung und Freude an der Übernahme von Verantwortung festzuhalten." Der Bayerische Philologenverband (bpv) plädierte für den Erhalt des gegliederten Schulwesens. Entscheidend seien die Jahre im Kindergarten und der Grundschule, sagte der bpv-Vorsitzende Max Schmidt auf Anfrage. "Wenn ein Kind mit zehn Jahren die Sprachkompetenz nicht hat, kann es das später nur noch sehr schwer aufholen." Die Kinder müssten daher stärker als bisher individuell gefördert werden, sagte Schmidt. "Da müssen wir noch nachholen." Der bpv-Vorsitzende warnte zudem, dass die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre die bayerischen Pisa-Erfolge gefährden könnte. "Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Menge der erteilten Unterrichtsstunden und den Leistungen. Ich warne dringend davor, am Fachunterricht zu knapsen."

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