Schulbildung:Was Eltern für ihre Kinder wollen

Wer schafft es bis zum Abitur? In Deutschland immer noch vor allem die Kinder, deren Eltern selbst einen höheren Schulabschluss aufweisen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, was sich Eltern für die Zukunft ihrer Kinder wünschen - und wie enorm selbst diese Vorstellungen von der sozialen Herkunft abhängen.

Der Bildungshintergrund der Eltern übt in Deutschland einen sehr großen Einfluss auf die Bildungskarriere der Kinder aus. Das belegt erneut eine aktuelle Studie zu "Bildungsambitionen und Erziehungszielen von Eltern in Deutschland". Kinder von Eltern mit höherer Schulbildung besuchen demnach zu mehr als drei Viertel (77 Prozent) ein Gymnasium. Bei Eltern mit mittlerer Schulbildung sind es noch 47 Prozent, bei Eltern mit einfacher Schulbildung nur 29 Prozent.

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Wer schafft es bis zum Abitur? Kinder aus höheren sozialen Schichten kommen häufiger aufs Gymnasium - sie haben auch meist die volle Unterstützung ihrer Eltern.

(Foto: dpa)

Die Untersuchung zeigt jedoch auch, dass hinter diesen Werten zugleich ein größeres Streben der Eltern aus höheren sozialen Schichten steht, ihren Kindern die bestmögliche Schulbildung zukommen zu lassen. So ist der Wunsch, dass ihre Kinder Abitur machen, bei Eltern aus höheren Schichten mit 91 Prozent mehr als doppelt so stark ausgeprägt als bei sozial schwächeren Eltern, von denen dies nur 41 Prozent erhoffen.

Von allen Befragten wird das Abitur mit Abstand am meisten gewünscht (66 Prozent), gefolgt von der Mittleren Reife (23 Prozent). Einen Hauptschulabschluss erachten hingegen nur noch drei Prozent für erstrebenswert.

Die enge Korrelation zwischen der Bildung der Eltern und dem Bildungsweg der Kinder sei im internationalen Vergleich "ungewöhnlich und unbefriedigend", bewertete dies Renate Köcher, Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, das die Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung durchgeführt hat. Die Studie belege dass "Bildung in Deutschland in hohem Maße gleichsam 'vererbt' wird".

Doch wie kann man dieses Problem lösen? 40 Prozent aller Eltern wünschen sich der Umfrage zufolge eine stärkere staatliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung und -erziehung jenseits der Schule (eine stärkere Unterstützung innerhalb der Schule wurde den Unterlagen der Vodafone Stiftung zufolge nicht abgefragt).

Türkischstämmige Zuwanderer sehen ihre Kinder benachteiligt

Besonders ausgeprägt ist dieser Wunsch nach staatlicher Unterstützung bei Eltern mit türkischstämmigem Hintergrund (59 Prozent) und bei ostdeutschen Eltern (50 Prozent). Auch bei den Eltern aus schwächeren sozialen Schichten wünscht sich fast jeder zweite mehr Hilfe (49 Prozent). Zum Vergleich: Nur ein Drittel der Eltern aus höheren Schichten (33 Prozent) gibt an, mehr Unterstützung zu benötigen.

Gleiche Chancen für alle Schulkinder? Viele türkischstämmige Eltern sehen ihre Kinder in der Schule benachteiligt. 59 Prozent glauben, dass ihre Mädchen und Jungen nicht die gleichen Chancen haben wie deutsche Mitschüler. Zu den wichtigsten Ursachen zählen diese Eltern Vorurteile bei den Lehrern (64 Prozent) und mangelnde Deutschkenntnisse der Kinder (63 Prozent). Gut die Hälfte glaubt, dass ihre Kinder bei gleicher Leistung schlechter benotet werden als deutsche Mitschüler.

Fast alle Eltern sehen in guter Bildung einen Garanten für die Karriere ihrer Kinder. 94 Prozent der befragten Eltern gaben an, mit guter Bildung zugleich bessere Chancen im Beruf zu verbinden. Für besonders wichtig erachten Eltern ein breites Wissen (76 Prozent) ihrer Kinder sowie "dass man sich sprachlich gut ausdrücken kann" (70 Prozent).

Jeweils etwa jeder zweite findet es als Kernbestand guter Bildung für wichtig, über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden zu sein, Fremdsprachen zu beherrschen oder gute Manieren zu haben. Kenntnisse in Naturwissenschaften oder politik- und geisteswissenschaftlichen Fächern halten hingegen nicht einmal ein Drittel aller Eltern für etwas, das unbedingt zu guter Bildung gehört.

Auch beim Bildungskanon zeigen sich deutliche schichtspezifische Unterschiede. Eltern aus höheren sozialen Schichten halten neben Fremdsprachen (63 Prozent) und dem Wissen um aktuelles Geschehen (63 Prozent) auch Medienkompetenz (56 Prozent) und viel Lesen (51 Prozent) für sehr wichtig. Von den Eltern aus sozial schwächeren Schichten halten allenfalls 40 Prozent diese Punkte für sehr bedeutend.

Bei ihnen steht vor allem der kompetente Umgang mit Computern (60 Prozent) an exponierter Stelle (im Gegensatz zu 42 Prozent aus höheren Schichten). Auch handwerkliches Geschick wird von den sozial schwächeren Schichten mit 18 Prozent als deutlich wichtiger erachtet als von höheren oder mittleren, die hierauf nur zu acht Prozent Wert legen.

Für die repräsentative Umfrage wurden 1256 Eltern, darunter 214 türkischstämmige Eltern, befragt.

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