Süddeutsche Zeitung

Schülerstreiks in Bayern:Mit dem Abi kommt das Burn-out

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Gestresst von der 40-Stunden-Woche: Bayerische Schüler haben landesweit gegen die Belastungen des achtjährigen Gymnasiums demonstriert.

Keine Zeit für Hobbys und massiver Leistungsdruck: Hunderte Schüler haben in Bayern gegen das achtjährige Gymnasium protestiert. Auch Lehrer und Eltern beteiligten sich an Demonstrationen in München, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Kempten und Würzburg. Der Schülerstreik wendet sich gegen Belastungen durch die verkürzte Gymnasialzeit.

Bildung braucht Zeit

In München versammelten sich trotz Winterwetters gut 500 Demonstranten. Auf ihren Transparenten waren Sprüche wie "Was nutzt das Abi ein Jahr früher, wenn die Schüler völlig ausgebrannt sind?", "G8 - Hirntotverdacht", "Elite vom Fließband" oder "Keine Experimente - Bildung braucht Zeit" zu lesen.

Die 17-jährige Julia Biermeier, eine der Mitorganisatorinnen des Streiks in München und Schülerin der elften Klasse, sagte: "Ich habe 39 Wochenstunden und keine Zeit für Freizeit." An drei Tagen pro Woche habe sie keine Mittagspause und bekomme erst um vier Uhr Nachmittags etwas zu essen. "Wir wollen, dass für die Schüler, die nach uns kommen, was getan wird", forderte sie.

"Der Stress geht schon in der Früh los"

Auch Biermeiers Mutter Astrid kritisierte: "Der Stress geht schon in der Früh los." Die Nerven der Schüler lägen blank, weil ihnen der Ausgleich fehle. Ähnlich sei es im Studium: "Bis sie ins Berufsleben eintreten, brauchen sie die erste Kur." Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Klaus Wenzel, erklärte sich in einer Rede solidarisch mit den Schülern. "Bildung ist zu wichtig, als dass man sie nur den Politikern überlassen sollte", sagte er. Die Demonstrationen seien "gelebter Politikunterricht vom Besten".

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hatte die Terminplanung für die Proteste im Vorfeld als "blanke Provokation" kritisiert, weil mehrere der Aktionen noch während der Schulzeit am Vormittag starten sollten.

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