Risiken des Smartphones:Gefährliche Ablenkung durch Handys

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Unkontrollierter Medienkonsum in der Freizeit kann zu erheblich geringeren schulischen Leistungen führen. Das legen neueste Forschungsergebnisse nahe. (Foto: Imago/Westend 61)

Wer zu häufig am Handy hängt, lernt schlechter: Einer aktuellen Studie zufolge kann es zu einem Lernrückstand von bis zu einem Jahr kommen.

In der internationalen Bildungsforschung ist die Hattie-Studie seit mehr als einem Jahrzehnt ein zentrales Projekt. Nun wurde die Studie fortgeschrieben - und zeigt: Digitale Medien sind auch in der Pandemie nicht nur eine Chance, sondern auch ein Risiko. Eine starke Smartphone-Nutzung durch Schüler könne nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu massiven Bildungsrückständen führen, stellte Professor Klaus Zierer aufgrund der neuesten Ergebnisse der renommierten Hattie-Studie fest. Schulen müssen sich nach Ansicht des Ordinarius für Schulpädagogik der Augsburger Universität besonders um die Handynutzung der Kinder kümmern.

Eine intensive Smartphone-Nutzung könne einen Lernrückstand von bis zu einem Jahr zur Folge haben, sagte Zierer nach Auswertung zahlreicher internationaler Fachstudien. Zudem stehe Handynutzung in Verbindung mit Schlafstörungen und Cyber-Mobbing, zwei weiteren Faktoren, die den Lernerfolg hemmten, erläuterte der Wissenschaftler.

Im Bildungsbereich werde die Digitalisierung unermüdlich erforscht, erklärte Zierer. Es gebe eine große Anzahl an Studien, die darauf hinwiesen, dass ein unreflektierter Medienkonsum im außerschulischen Bereich massiv zu Lernrückgängen bei den Kindern führe. "Medienerziehung ist eine der zentralen Erziehungsaufgaben unserer Zeit, zu der gerade in der Schule ein umfassender Beitrag zu leisten ist", sagte Zierer.

Der Lehrstuhlinhaber arbeitet seit Jahren mit dem neuseeländischen Bildungsforscher John Hattie zusammen. Hattie hatte vor mehr als einem Jahrzehnt mit seiner Studie "Visible Learning" für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Diese Untersuchung wird seitdem oftmals für neue pädagogische Ansätze herangezogen und von Hattie und Zierer durch Auswertung weiterer Untersuchungen fortgeschrieben.

In die neuesten Forschungsergebnisse flossen circa 100 000 Einzelstudien ein

Für die jüngste Hattie-Studie seien nun mehr als 1800 Meta-Analysen - also Studien, die andere Studien zusammenfassen -, ausgewertet worden, erläuterte Zierer. Damit gingen circa 100 000 Einzelstudien, die auf die Lernleistungen von 300 Millionen Schülerinnen und Schülern zurückgreifen, in die aktuelle Studie ein.

Derzeit werden laut Zierer insbesondere die coronabedingten Folgen für das Bildungssystem stark erforscht. Dass diese im Hinblick auf die Lernleistungen zu Rückständen geführt haben, sei angesichts der empirischen Untersuchungen eindeutig.

Zwar seien durch den Digitalisierungsschub bei der Ausstattung der Schulen Lücken geschlossen worden. "Aber ein digitaler Fernunterricht vermag es nicht, Präsenz zu ersetzen", betonte Zierer. Was seit mehr als 30 Jahren bekannt sei, habe sich bestätigt: "Digitale Medien revolutionieren einen Unterricht nicht per se: Ein schlechter Unterricht wird durch digitale Medien nicht besser. Nur ein guter Unterricht kann davon profitieren."

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