Süddeutsche Zeitung

Schmähpreis für misslungene Stellenanzeigen:Lass dich doch mal anregen

Im Kampf um gute Bewerber geben Personaler alles. Und schießen dabei übers Ziel hinaus. Die "Goldene Runkelrübe" prämiert die skurrilsten Auswüchse von Personalkommunikation - eine Auswahl.

Hervorstechen, ohne unseriös oder allzu bemüht zu wirken; in Erinnerung bleiben - aber positiv. Vor dieser Herausforderung steht jeder Bewerber, Jobsuchende stecken deshalb viel Zeit und Mühe in ihre Selbstpräsentation. Weniger Gedanken machen sich offenbar Unternehmen bei der Arbeitnehmer-Anwerbung. Dieser Eindruck drängt sich zumindest beim Blick auf die Nominierten und Preisträger des Schmähpreises "Goldene Runkelrübe" auf.

Zum zweiten Mal zeichnete eine Jury aus Unternehmensvertretern, Personaldienstleistern und Bewebern die "schlechtesten Maßnahmen der Personalkommunikation" aus. Vergeben wurde die Negativ-Auszeichnung in den Kategorien "Stellenanzeige", "Karriere Video", "Karriere Website" und "Social Media Auftritt". 60 Beispiele waren von Lesern eingereicht worden. Wobei es den Organisatoren nach eigener Aussage nicht darum geht, Unternehmen an den Pranger zu stellen: "Unser Ziel ist es, auf Fehler hinzuweisen und die entsprechenden Maßnahmen in Zukunft zu verbessern - und das mit einem kleinen Augenzwinkern", erklärt Mitinitiator Henner Knabenreich.

In diesem Sinne: Die Goldene Runkelrübe 2014 in der Kategorie "Stellenanzeige" geht an ... das Europäische Patentamt. Begründung der Jury? Lesen Sie doch einfach selbst. (Und ja, es hört irgendwann auf.)

Während das Europäische Patentamt offenbar seinem Ruf als Behörde Ehre machen und mit einer Textwüste punkten will, setzt der Einzelhändler Norma auf die Kraft der Bilder. "So spannend kann der Handel sein" - Mission Impossible, aha, mhhh, soso.

Obwohl die Stellenanzeige von Norma preisverdächtig peinlich ist - es hat nur für eine Nominierung gereicht. Genauso wie für diese geschmackfreie Annonce der Branchen-Initiative "Facility Management - Die Möglichmacher". Auf deren Webseite heißt es im Übrigen: "Stellvertretend für unsere Zunft haben wir eine gemeinsame Imagekampagne aus der Taufe gehoben." Mission failed, würde Norma sagen.

Der Preis für das schlechteste Karriere-Video geht an die Volksbank Franken. Ein Plot ist nicht vorhanden, dafür gibt es einen hanebüchenen Dialog - und eine verwuschelte Blondine im Bett, die dem angehenden Banker nachschmollt. Sexismus pur, Runkelrübe verdient.

Aber am Ende kommt es auch als Arbeitgeber auf Hartnäckigkeit an. Das beweist der Lieferdienst Call a Pizza, Gewinner in der Kategorie "Social Media Auftritt". Er postet auf seiner Facebook-Seite einfach immer wieder dasselbe Angebot für potenzielle Franchisenehmer: "Lust auf was Neues? Werde jetzt Dein eigener Chef und eröffne Deinen eigenen Store!" Riecht irgendwie nach Verzweiflung.

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SZ.de/jobr/khil
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