Süddeutsche Zeitung

Scheitern:Reden über Fehler

Speeddating des Versagens: Bei "Fuckup Nights" überall auf der Welt erzählen sich Berufstätige, was sie falsch gemacht und was sie daraus gelernt haben.

Von Jutta Pilgram

Sie treffen sich in Bogotá, in Dschidda, in Rom oder Eriwan und sprechen vor Publikum über ihre Fehler. Sie nennen es "FUN", das Kürzel steht für "Fuckup Night". Überall auf der Welt erzählen sich Berufstätige, was sie falsch gemacht und was sie daraus gelernt haben. Das Scheitern wird als Show aufgezogen, als eine Art Speeddating des Versagens. Die selbstkritischen Redner können mit Applaus rechnen.

Überall laufen die Veranstaltungen ähnlich ab: Drei bis fünf Personen halten einen Vortrag von zehn bis 15 Minuten, in dem sie von einem Missgeschick oder einem fehlgeschlagenen Projekt berichten. Viele Erzählungen sind lustig, manche sind traurig, hin und wieder fließen Tränen. Nach jedem Beitrag gibt es eine Fragerunde. Die Atmosphäre ist locker, oft gibt es anschließend ein Bier an der Bar. Die letzte Münchener "Fuckup Night" fand vor ein paar Wochen im Modehaus Hirmer statt. Eine Professorin erzählte, wie sie eine Präsentation vergeigt hat, ein ITler sprach über seine Unzufriedenheit in einem Konzern, ein Berater über Existenzängste und ein Coach über ein missglücktes Projekt.

Aus der Idee des Fehlerbeichtens ist eine globale Bewegung entstanden. Bisher haben Berufstätige in 304 Städten in 80 Ländern mehr als 1500 Geschichten erzählt, fast 200 000 Menschen haben zugehört. Die nächsten Veranstaltungen findet man unter www.fuckupnights.com

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Quelle:
SZ vom 27.04.2019
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