Präsident der Uni Bayreuth:Beschwingter Aufklärer im Fall Guttenberg

An ihm ist ein Politiker verloren gegangen: Uni-Präsident Bormann entzog Guttenberg seinen Titel. Jetzt sorgt er dafür, dass die Öffentlichkeit das Gutachten zu seiner Doktorarbeit zu lesen bekommt.

T. Schultz

Erst seit zwei Jahren steht Rüdiger Bormann an der Spitze der Universität Bayreuth. Als der Physiker von der TU Hamburg nach Bayern kam, hatte Karl-Theodor zu Guttenberg in Bayreuth bereits seinen Doktor gemacht. An Bormann war es, ihm den Titel wieder zu entziehen.

Universitaet Bayreuth prueft Doktorarbeit von Verteidigungsminister Guttenberg weiter

Aufklärer im Fall Guttenberg: Uni-Präsident Rüdiger Bormann.

(Foto: dapd)

Streng genommen hat das die Promotionskommission gemacht. Aber Bormann durfte es verkünden. Und von öffentlichen Auftritten versteht der schlanke, sogar in Krisenmomenten beschwingt wirkende Präsident etwas. Er weiß, dass die Öffentlichkeit nun auch ein klares Wort zu der Frage erwartet, ob Guttenberg bei seiner Dissertation mit Absicht getäuscht hat oder alles nur ein Versehen und fehlende Sorgfalt war.

Als die Uni den Doktorgrad aberkannte, konnte sie dieser Frage noch ausweichen. Jetzt aber, nachdem sie den Fall wochenlang geprüft hat, will sie nicht länger dazu schweigen. Bormann mag sich auch von Guttenbergs Anwälten nicht davon abbringen lassen, den Bericht der zuständigen Kommission zu veröffentlichen. Daran gebe es schließlich ein berechtigtes öffentliches Interesse.

Guttenbergs Anwälte machen dagegen den Schutz von Persönlichkeitsrechten geltend. Offenbar wollen sie verhindern, dass die Universität schwarz auf weiß festhält, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. Denn genau dies hat Guttenberg stets bestritten.

Kein weltfremder Wissenschaftler

Rüdiger Bormann ist kein weltfremder Wissenschaftler. Mit Politikern, ihrer Rhetorik und ihren Tricks kennt er sich aus. Sechs Jahre lang war er Mitglied des Wissenschaftsrats, zuletzt im Präsidium. Der Wissenschaftsrat berät Bund und Länder in der Hochschulpolitik, ihm gehören auch Minister und weitere Politiker an. Für Bormann war das ein gutes Übungsfeld. Ihm sei eine Unnachgiebigkeit zu eigen, die jetzt in der Plagiatsaffäre sicher hilfreich sei, sagt ein Professor, der Bormann in vielen Gremiensitzungen erlebt hat.

Den eigenen Ruf retten

Da der 58-Jährige kein Jurist ist, sondern Experte für Werkstofftechnologie, musste er in den vergangenen Wochen viel auf den Rat und die Arbeit seiner Bayreuther Rechtsgelehrten setzen. Als Norddeutscher - geboren in Bremen, promoviert und habilitiert in Göttingen - bot Bormann die Gewähr, dass man der Uni-Leitung nicht unterstellen konnte, seit langem verfilzt zu sein mit regionalen CSU-Größen wie Guttenberg. Mittlerweile hegen manche eher einen anderen Verdacht: Dass die Universität, um ihren eigenen Ruf zu retten, besonders scharf gegen Guttenberg vorgehe.

Klugerweise hat sie aber die Kommission, die den Plagiatsfall prüft, nicht nur mit eigenen Professoren besetzt, sondern zwei angesehene Experten hinzugezogen: den Konstanzer Philosophen Jürgen Mittelstraß und den Bonner Juristen Wolfgang Löwer. Als Ombudsmann der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist Löwer bundesweit anerkannt als Wächter über die Integrität der Wissenschaft.

Bormann kann sich in der Affäre, was ihm sichtlich nicht unangenehm ist, als starker Präsident beweisen, der nicht nur weiteren Schaden von seiner Universität abwendet, sondern auch vom Wissenschaftssystem insgesamt. Ein bisschen erinnert Bormann dann doch an einen Politiker.

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