Rückkehr aus der Elternzeit:Was Personaler für den Wiedereinstieg raten

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Wer sich schon vor dem Ausstieg in die Elternzeit Gedanken über den Wiedereinstieg macht, signalisiert Engagement und Loyalität. Was Personalverantwortliche in Mitarbeitergesprächen gerne hören.

Von Alena Hecker

Immer mehr Eltern nehmen für ihre Familie eine Auszeit im Berufsleben. Damit die Rückkehr zum Arbeitsplatz nach der Familienzeit möglichst reibungslos verläuft, müssen Mitarbeiter und Unternehmen sich gut miteinander absprechen. Personaler sagen, was ihnen dabei wichtig ist.

Rechtzeitig ins Gespräch kommen

Wer seine Elternzeit plant, sollte den Vorgesetzten so früh wie möglich darüber informieren. "Eine schwangere Frau soll ihrem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft und den voraussichtlichen Tag der Entbindung mitteilen, sobald sie weiß, dass sie schwanger ist.", heißt es im Mutterschutzgesetz. Doch das ist nicht verpflichtend. Die meisten lassen die ersten drei Monate der Schwangerschaft verstreichen, da es bis dahin ein erhöhtes Risiko gibt, das Kind zu verlieren. Kündigungsschutz besteht vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Elternzeit.

Für viele Väter ist der Vorlauf deutlich geringer. Ihr Kündigungsschutz beginnt erst acht Wochen vor dem Start der Elternzeit. Schriftlich informieren müssen sie den Arbeitgeber mindestens sieben Wochen vor Antritt - ein Zeitraum, der unter Umständen knapp bemessen ist, um betriebliche Abläufe umzuorganisieren und zu Ärger mit Chef und Kollegen führen kann. Abhängig von der Situation im Unternehmen sollten daher auch Männer versuchen, möglichst frühzeitig Elternzeitpläne voranzutreiben, etwa indem sie sich Gedanken über eine Vertretungslösung machen.

Sinnvoll ist es für Frauen wie Männer mit Elternzeitplänen ( mehr dazu in diesem SZ.de-Ratgeber), ihre Wünsche und Vorstellungen in einem persönlichen Gespräch zu formulieren und die Ergebnisse zu dokumentieren. In vielen, vor allem größeren Unternehmen ist so ein Vorgehen bereits Standard, aber auch Mitarbeiter kleinerer Betriebe können eine solche Bestandsaufnahme vorschlagen. "Der berufliche Werdegang und die Erfahrungen des Mitarbeiters sollten wie in einem Zwischenzeugnis schriftlich festgehalten werden", rät Andrea Mohr, Beauftragte für Wiedereinstieg und Berufsrückkehr in der Arbeitsagentur Frankfurt/Main. Mündliche Absprachen könnten in Vergessenheit geraten, gerade auch, wenn während der Elternzeit ein Personalwechsel anstehe.

Mitarbeiter mit klaren Zielen und Vorstellungen

Personaler und Chefs schätzen es, wenn Arbeitnehmer sich konstruktiv auf das Gespräch vorbereiten und sich zu flexiblen Lösungen bereit zeigen - etwa in dem eine Kombination aus Auszeit und Teilzeitarbeit während der Elternzeit vereinbart wird. "Schön ist, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon eine möglichst klare Vorstellung davon haben, ob und wie sie während der Elternzeit arbeiten möchten", sagt Heidi Stock, Leiterin der Abteilung Vielfalt und Chancengleichheit bei Bosch. Wichtig sei, dass Unternehmen und Arbeitnehmerin sich in einem Gespräch vor der Elternzeit darüber klar würden, was in Bezug auf Arbeitszeiten und Flexibilität in der Abteilung möglich sei.

Arbeitgeber freut es zudem, wenn sie merken, dass Mitarbeiter sich bereits Gedanken über die Zeit nach dem Ausstieg Gedanken gemacht haben: "Je konkreter jemand sagen kann, wann er wiederkommt, desto eher können wir klären, ob wir die Stelle vakant lassen, einen Springer einsetzen oder für den Mitarbeiter einen alternativen Arbeitsplatz suchen", sagt Harald Schütz, Personalchef der Provinzial in Münster.

Auch Gabriele Buchs, Leiterin Vergütung Deutschland bei der Deutschen Bank, wünscht sich von ihren Mitarbeitern, dass sie mit möglichst klaren Zielen ins Gespräch mit dem Arbeitgeber gehen. Man müsse aber auch sehen, dass sich viele gerade beim ersten Kind vor der Elternzeit nicht festlegen könnten oder wollten.

Manche Betriebe bieten für Mitarbeiter in Elternzeit ein Patenmodell an, Kollegen halten sie dann während ihrer Auszeit über Neuigkeiten im Unternehmen auf dem Laufenden, laden sie zu Betriebsversammlungen und Festen ein. Auch Vorgesetzte sind häufig dazu aufgefordert, Kontakt zu ihren Mitarbeitern in Elternzeit zu halten. Heidi Stock weiß jedoch aus Erfahrung: "Im Alltag geht häufig vieles unter." Darum empfiehlt sie ihren Mitarbeitern, sich zwischendurch immer mal wieder zu melden. Genauso ermuntert Gabriele Buchs ihre Mitarbeiter, die Initiative zu ergreifen: "Wichtig ist, dass wir während der ganzen Zeit so viel wie möglich voneinander mitbekommen."

Nähe zum Unternehmen aufrechterhalten

Oftmals bekommen Arbeitnehmer in Elternzeit den regelmäßigen Newsletter des Unternehmens zugeschickt und können sich auch von zu Hause aus ins Intranet einloggen. Einige Betriebe bieten Weiterbildungen während der Elternzeit an oder organisieren Coachings für den Wiedereinstieg. "Solche Möglichkeiten sollte man nutzen", empfiehlt Personaler Harald Schütz, "allein schon, um eine emotionale Nähe beizubehalten und am Unternehmen dranzubleiben."

Flexibilität zeigen

Gerade Frauen kehren nach ihrer Elternzeit häufig in Teilzeit zurück. "Da ist es wichtig, realistisch einzuschätzen, was machbar ist und was nicht", so Heidi Stock. "Wir bieten unseren Beschäftigten im gegenseitigen Interesse eine Menge an Unterstützungsleistungen, um individuell gute Rahmenbedingungen zu schaffen", sagt Harald Schütz. Genauso erwarte das Unternehmen aber auch eine gewisse Flexibilität von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ( mehr zu Arbeitsplatzgarantie und Teilzeitanspruch lesen Sie in diesem Ratgeber-Text).

Gabriele Buchs bekräftigt: "Wenn ein Mitarbeiter in einem anderen Bereich als vor der Elternzeit einsteigen möchte, dann ist eine gewisse Flexibilität erforderlich." In manchen Tätigkeitsbereichen seien variable Arbeitszeitmodelle, zu denen auch Home-Office zähle, einfacher darstellbar als in anderen. "Gemeinsam mit den Mitarbeitern schauen wir, dass sich betriebliche Anforderungen und individuelle Regelungen gut miteinander vereinbaren lassen."

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