Rezension:Diplomat von Beruf

Wer hat Chancen, in den Auswärtigen Dienst einzusteigen? Und was macht ein Botschafter? Insider antworten auf diese (und mehr) Fragen in einem Buch über das Auswärtige Amt.

Nicola Holzapfel

Einen Werbeauftrag für den Auswärtigen Dienst gab es nicht, weist Herausgeber Christian Buck gleich im Vorwort jeden Verdacht von sich. Das wäre gar nicht nötig: Er lässt in seinem Band "Diplomatie als Beruf" Mitarbeiter des Auswärtigen Dienstes erzählen. Dabei werden die privaten Schwierigkeiten, die ein Diplomatenleben durch seine häufigen Ortwechsel mit sich bringen kann, nicht verschwiegen.

Rezension: Enrico Brandt, Christian Buck (Hrsg.), Auswärtiges Amt. Diplomatie als Beruf, leske + budrich 2002

Enrico Brandt, Christian Buck (Hrsg.), Auswärtiges Amt. Diplomatie als Beruf, leske + budrich 2002

Abschrecken wird die Lektüre jedoch sicher keinen Studenten, der von einer Diplomatenkarriere träumt. Dafür sind die Beiträge viel zu spannend, beispielsweise wenn Ralph Holzhauer von brenzligen Situationen während seiner Zeit als Protocol Officer von EU-Administrator Hans Koschnik in Mostar berichtet.

Eher noch wird das Kapitel zu Bewerbung und Mitarbeiterauswahl im Auswärtigen Dienst manchen Interessenten ernüchtern. Dass das schriftliche Auswahlverfahren schwierig ist, hat sich bereits herumgesprochen. Außerdem können sich Bewerber darauf gut vorbereiten, schließlich gibt das Auswärtige Amt inzwischen die Prüffragen des Vorjahrs auf CD heraus. Überraschen mag dagegen, mit wie viel Sorgfalt auch die persönliche Eignung der Bewerber getestet wird.

"Den typischen Diplomaten gibt es nicht", schreibt zwar Roland Kliesow, Leiter der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes, aber die von ihm angeführten Eignungskriterien lassen ungefähr folgendes Bild entstehen: Gesucht wird der kommunikations- und teamfähige, kompromiss- und durchsetzungsfähige sowie analytisch denkende Kandidat, der in mehreren Sprachen parliert und gut organisieren kann, aber auf keinen Fall ein Ellbogen-Typ sein darf.

Ein kleiner Trost für alle, die sich jetzt ausgeschlossen fühlen: Auch politisch Interessierten bietet der Band spannende Lektüre. Er gewährt einen Einblick, wie Außenpolitik "gemacht" wird.

Ein Plus ist auch die Aktualität. Wolfgang Ischinger berichtet von seinem ersten Arbeitstag als Botschafter in Washington: Es war der 11. September 2001.

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