Süddeutsche Zeitung

Restauratoren:Hüter alter Schätze

Lesezeit: 2 min

Das Studium zum Restaurator hat einen hohen Praxisanteil. Nach dem Diplom arbeiten die Absolventen in Museen, Denkmalämtern oder machen sich selbstständig.

Ob Gemälde, Teppiche, Instrumente, Stoffe oder Möbel: Für den fachgerechten Erhalt und die Pflege alter Kunst- und Kulturgegenstände ist der Restaurator zuständig. Der Beruf ist im Wandel: Neue Materialien, etwa in der modernen Kunst, stellen die Restauratoren vor neue Aufgaben. "In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Kunstbegriff wesentlich verändert. Eine Folge ist die Verarbeitung alltäglicher Materialien und Industrieprodukte in modernen Kunstwerken", erklärt Christian Scheidemann, der als freiberuflicher Restaurator in Hamburg arbeitet.

Die völlige Stabilität von Materialien wie Lebensmittel, Haare oder Kunststoffe sei nicht möglich. Daher komme dem Restaurator moderner Kunst oft auch die Aufgabe eines "Konservators" zu, der "Präventivmaßnahmen ergreift, damit das Material nicht leidet". Dabei ist auch die Aussage eines Werkes zu berücksichtigen: "Schokolade kann verwendet werden, um Fettränder zu produzieren, um etwas Essbares darzustellen oder auf Grund der besonderen Konsistenz und Farbe", sagt Scheidemann.

Routine? Gibt's nicht.

Nicht nur in der modernen Kunst ist bei der Restaurierung Fingerspitzengefühl und Fachwissen nötig. "Sowohl künstlerisch-handwerkliche Fähigkeiten und kunsthistorische Kenntnisse als auch technologisches und naturwissenschaftliches Wissen sind nötig, wenn man nach dem geeigneten Mittel sucht, um einen Schaden zu beheben", erzählt Elisabeth Jägers, Dekanin des Fachbereichs Restaurierung an der Fachhochschule Köln.

Geduld ist gefragt, die mit Vielseitigkeit belohnt wird: "Es ist immer ein bisschen Forschung dabei. Jedes Projekt ist anders, es gibt keine Routine", schwärmt Jägers.

Erst das Praktikum, dann das Studium

Das achtsemestrige Studium zum Diplom-Restaurator hat einen hohen Praxisanteil: "Rund die Hälfte des Studiums ist man in den Werkstätten der Hochschule. Außerdem gibt es in Köln ein Praxissemester, das die meisten Studenten im Ausland verbringen." Trotzdem steht auch viel Theorie auf dem Stundenplan. Grundlagenfächer wie Zeichnen, Kunstgeschichte, Materialkunde, Denkmalpflege oder Ikonographie belegen Studenten aller Fachbereiche zusammen.

Bevor Interessenten eine der heiß begehrten Studienplätze ergattern, müssen sie ein zweijähriges Vorpraktikum machen. Das gilt für alle acht Hochschulen in Deutschland von Köln, Hildesheim, Berlin, Erfurt und Potsdam bis Dresden, Stuttgart und München. Allerdings variieren die Bedingungen: Ob das Praktikum bereits vor der Aufnahmeprüfung abgelegt werden muss, oder erst mit bestandener Aufnahmeprüfung angetreten wird, sollte man an der jeweiligen Hochschule erfragen, empfiehlt Sabina Fleitmann, Geschäftsführerin des Verbandes der Restauratoren (VDR) in Bonn.

Kritisch ist bei einem Praktikum vor der Studienplatzvergabe, dass Bewerber unter Umständen abgelehnt werden, nachdem sie zwei Jahre lang ein Praktikum bei mitunter schlechter Bezahlung gemacht haben.

Aktion gegen schwarze Schafe

Problematisch für akademische Restauratoren im späteren Berufsleben ist außerdem, dass der Titel "Restaurator" nicht geschützt ist. Daher besteht die Gefahr, "dass selbst ernannte Restauratoren, die oft nicht genügend qualifiziert sind, unter Umständen Kunstwerke beschädigen oder gar zerstören", sagt Fleitmann.

Um schwarze Schafe dauerhaft auszusortieren, haben sich sieben Berufsverbände zusammengeschlossen, die erreichen wollen, dass ihr Beruf geschützt wird. Sie kooperieren zu diesem Zweck auch mit den "Restauratoren im Handwerk", deren Fachverband in Berlin im Haus des Handwerks seinen Sitz hat. Hier finden sich Handwerker, die sich nach ihrem Meistertitel noch weiter qualifiziert haben: "Nach ungefähr 700 Stunden Weiterbildung wird eine Prüfung abgelegt. Danach hat man das Recht, sich Restaurator im jeweiligen Handwerk zu nennen", erläutert Ulf Schreyögg vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin.

Während die Handwerker in der Rekonstruktion arbeiten, sind Diplom-Restauratoren für die Restaurierung und Erhaltung zuständig. Viele der Diplom-Restauratoren kommen im Angestelltenverhältnis in Museen oder Denkmalämtern unter, wo zunächst ein Gehalt der Stufe BAT IV erwartet werden kann. "Die Tendenz geht aber zur Freiberuflichkeit", sagt Fleitmann. Dabei sei ein Stundenlohn zwischen 50 und 100 Mark die Regel.

(sueddeutsche.de/dpa)

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.557129
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
N/A
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.