Reputation im Internet:"Das kann für die Karriere entscheidend sein"

Welche Informationen kursieren über mich im Netz? Wer beruflich weiterkommen will, sollte diese Frage nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn das Bild, das man hier abgibt, kann und sollte man steuern - vor allem, wenn Personaler bereits rufschädigende Angaben finden können.

Angelika Slavik

Verweigerung ist auch eine Haltung, aber Klaus Eck findet: eine riskante, zumindest, wenn es um das Internet geht. "Wer sich nicht um seine Reputation im Netz kümmert, riskiert, dass es andere für ihn tun", sagt Eck.

Mehrere Internet-Suchmaschinen auf PC-Monitor

Wer regelmäßig nachguckt, welche Informationen über ihn im Netz kursieren, wird von unangenehmen Personalerfragen nicht überrascht. Außerdem kann man die Inhalte natürlich steuern.

(Foto: dpa)

Der Inhaber der gleichnamigen Münchner Kommunikationsagentur gilt als Experte für neue Medien - und findet, dass es sich heute kaum noch jemand leisten könne, sich nicht damit auseinanderzusetzen, welche Informationen im Netz über ihn kursieren. "Das kann für die Karriere entscheidend sein, im positiven wie im negativen Sinn", sagt Eck.

Tatsächlich geben in Umfragen fast zwei Drittel der Personalverantwortlichen großer Unternehmen an, bereits Bewerber aussortiert zu haben, weil ihnen nicht gefallen habe, was das Internet über diese Kandidaten ausgespuckt habe. Dann wird Google plötzlich zur Karrierefalle.

Was aber kann man tun, um im Netz einen guten Eindruck zu hinterlassen? Eck rät dazu, im Web so viel Präsenz wie möglich anzustreben - denn dann könne man den Gesamteindruck am besten steuern. "Wer selbst Informationen zur Verfügung stellt, nimmt aktiv auf seine Online-Reputation Einfluss. Das ist in jedem Fall die bessere Option, als einfach nur tatenlos zuzusehen, was mit dem eigenen Namen im Netz passiert."

Die einfachste Möglichkeit, karrierefördernde Infos ins Netz einzuspeisen, sind die Profile auf sozialen Netzwerken. Denn die Informationen, die man bei Xing, Facebook, Linked-In oder der neuen Plattform Google+ selbst einstellt, werden von den Suchmaschinen als sehr relevant eingestuft - entsprechend weit oben erscheinen sie dann bei der Suche nach dem eigenen Namen in der Trefferliste.

"Privatheit gibt es da nicht"

Ein Profil anzulegen könnte sich also lohnen. Allerdings sollte genau überlegt werden, welche Informationen man zur Verfügung stellt, und wo und wie man sich öffentlich äußert: ein derber Witz an falscher Stelle, und schon hat der mühsam erarbeitete gute Ruf im Netz wieder eine Schramme.

Berater Eck geht noch einen Schritt weiter. Er findet, dass es "absolut unmöglich" sei, ein soziales Netzwerk wie Facebook privat zu nutzen. "Privatheit, wie man sie aus dem realen Leben kennt, gibt es da nicht", sagt Eck. Die Gemeinschaft der eigenen Facebook-Freunde bilde immer eine Teil-Öffentlichkeit, "und wenn man auch nur einen einzigen Kollegen zu seinen Freunden hinzufügt, ist alles, was man dort sagt oder tut, beruflich relevant".

Wer Kompetenz beweisen will, kann das auch über ein eigenes Weblog zu einem beruflich relevanten Thema tun oder Beiträge auf entsprechenden Seiten veröffentlichen. All diese Aktivitäten werden von den Suchmaschinen in der Regel schnell gefunden und zu den ersten Treffern gezählt.

Bei den Karriereseiten wie Xing oder Linked-In sollte man zudem detailliert Auskunft über die eigenen Stärken und Fähigkeiten geben, raten Experten. Hier gilt das Motto: keine falsche Bescheidenheit. Wichtig sind außerdem die Kontakte, die man auf diesen Seiten nachweisen kann.

Vor allem wenn Jobs zu vergeben sind, die nach kommunikativen, gut vernetzten Persönlichkeiten verlangen, bevorzugen die Personalchefs im Zweifelsfall Kandidaten, die ihre guten Kontakte auf diese Weise auch belegen können.

Was aber, wenn der Ruf im Netz schon beschädigt ist? Wenn Google, Bing oder Yahoo alte oder falsche Informationen liefern, oder wenn ein erboster ehemaliger Geschäftspartner vernichtende Kommentare online gestellt hat?

Zauberwort Verdrängung

Das Zauberwort im Netz heißt: Verdrängung. Gerade dann kann es sich also lohnen, Profile bei sozialen Netzwerken anzulegen, Artikel zu veröffentlichen, an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Diese relevanteren Informationen könnten die unangenehmen auf die hinteren Seiten der Trefferlisten verbannen.

Seit etwa einer Woche arbeitet die wichtigste Suchmaschine Google zudem mit einem veränderten Algorithmus: Aktualität wird damit seither noch höher bewertet. Unangenehme Geschichten von früher verschwinden also noch leichter auf den hinteren Seiten.

"Man kann sich durchaus auf die Faulheit der Recherchierenden verlassen", sagt Experte Eck. "Die ersten zehn Treffer sind die wichtigsten, und mehr als 30 durchsucht im Normalfall kaum jemand."

Wer die Verdrängungsstrategie zu aufwendig findet, kann auch auf spezielle Agenturen zurückgreifen, die anbieten, die Online-Reputation ihrer Kunden von allem Negativen zu befreien. Auf diese Imagepolitur gibt es in der Regel allerdings keine Garantie: Denn diese Dienstleister setzen sich meist mit den Betreibern der entsprechenden Seiten in Verbindung und bitten sie, die strittigen Einträge zu entfernen.

Meist sind sie dabei aber auf deren guten Willen angewiesen - es sei denn, die unliebsamen Kommentare oder Berichte sind juristisch angreifbar und man ist auch tatsächlich bereit zu klagen. Im ungünstigsten Fall kann die Aktion zur Imagepolitur allerdings auch nach hinten losgehen: Wenn der Versuch, entsprechende Einträge löschen zu lassen, bei den Angesprochenen schlecht ankommt, legen sie unter Umständen noch einmal nach - und dann bekommt eine vielleicht lange zurückliegende Episode plötzlich unerwünscht neue Aktualität.

Tipp: Ego-Googlen

Eine Ausnahme sind allerdings schwere Beschimpfungen oder Verleumdungen und alles, was in die pornographische Richtung geht - wenn der gekränkte Ex-Partner also etwa private Fotos ins Netz stellt. In all diesen Fällen sollte man sich juristischen Beistand suchen und die Löschung dieser Inhalte durchsetzen.

Besonders wichtig ist aber, die eigene Reputation im Netz ständig im Blick zu behalten: Oft kommen die unerwünschten Einträge auch noch überraschend. Regelmäßig den eigenen Namen in die Suchmaschine einzugeben, könnte sich also lohnen - und ist auch kein übertrieben großer Aufwand. Wer trotzdem lieber professionelle Hilfe in Anspruch nimmt oder wer mit dem Internet gar nichts anfangen kann, kann dafür ebenfalls Dienstleister engagieren.

Diese Agenturen sammeln alle Einträge, die es über ihre Kunden gibt, und schlagen bei negativen Meldungen Alarm. Für Privatleute gibt es diesen Service schon für ein paar Euro im Monat - auf die Dauer wird das allerdings trotzdem ganz schön teuer.

Zumal es einen ähnlichen Informationsservice auch für lau gibt: die Suchmaschine Google etwa bietet einen kostenlosen Alarm-Service an. Den kann man so programmieren, dass man zu einem bestimmten Thema ständig auf dem Laufenden gehalten wird und neue Einträge per E-Mail sofort bei Erscheinen übermittelt bekommt. Wer so einen Google Alert für den eigenen Namen anfordert, bleibt im Normalfall über alles Wichtige informiert.

Es kann sich also auszahlen, im Netz ein bisschen Werbung für sich selbst zu machen - die Zeiten der großen Bescheidenheit sind längst vorbei.

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