Ratgeber Gehalt:Sag' niemals ....

Die zehn größten Fehler bei der Gehaltsverhandlung.

Nicola Holzapfel

Mein Name ist Hase .... Ein typischer Anfängerfehler: Man hat sich eine schöne Zahl ausgedacht, aber nie überprüft, ob sie auch realistisch ist.

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(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Das ist so dumm wie unnötig: Es gibt zig Studien, die über Verdienstmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen informieren. Es gibt Tarifverträge, in die man einen Blick werfen kann. Es gibt Berufsverbände, die Auskunft geben. Es gibt Freunde und Familie, die man um Rat fragen kann. (Und es gibt das Gehälter-ABC auf sueddeutsche.de, natürlich ...).

Für Bewerber kann eine unrealistisch hohe Summe ein Aus-Kriterium sein. Wer in einem bestehenden Arbeitsverhältnis seine Forderungen maßlos überzieht, macht sich lächerlich.

Sonst geh' ich! Die Erpresser-Taktik kommt ganz schlecht an. Sie wirkt ja schon im privaten Bereich kindisch. Im Arbeitsleben ist so ein Verhalten einfach unsouverän.

Wenn die Forderung nach mehr Gehalt berechtigt ist, braucht es kein trotziges Manöver. Sicher ist die Verhandlungsposition besser, wenn man tatsächlich ein Angebot eines anderen Arbeitgebers hat. Aber: Vorsicht, wenn man keines hat. Die Schummelei kann schnell nach hinten losgehen. Was ist, wenn der Chef seinen drohenden Mitarbeiter auflaufen lässt? Wer konsequent ist, muss dann tatsächlich gehen - allein um sein Gesicht zu wahren.

Mein Haus, mein Kind, mein Auto .... Es gibt viele Gründe, warum man mehr Gehalt braucht. Der Nachwuchs ist teuer, die Nebenkosten steigen, im Urlaub war man auch schon lange nicht mehr. Als Argumentation in der Gehaltsverhandlung taugt das alles jedoch nicht.

Der Arbeitgeber zahlt das Gehalt, weil der Mitarbeiter etwas dafür leistet - und nicht, weil er so viel davon braucht.

Ich. Ich. Ich. Es ist immer gut, ganz klar zu wissen, was man will. In diesem Fall: mehr Gehalt. Aber eines ist auch klar: Erst kommt die Verhandlung.

Und um erfolgreich verhandeln zu können, reicht es nicht, nur von sich auszugehen. Entscheidend ist, auch eine Vorstellung vom Standpunkt des Gegenübers zu haben: Was will er? Welchen Zwängen ist er ausgesetzt? Was für Interessen hat er? Welche Schachzüge könnte er ziehen?

Mehr her! Private Gründe darf man nicht nennen, was taugt dann zur Argumentation? "Ich bin gut!" Das war man ja hoffentlich auch schon zum alten Gehalt. Warum sollte einem der Chef da mehr zahlen?

"Ich bin besser geworden!" Super, dann fällt der Bonus höher aus. Das Gehalt an sich bleibt wie es ist.

"Ich habe neue Aufgaben übernommen." Nicht schlecht.

"Ich will mich stärker da und dort einbringen und könnte mir vorstellen, hier und da Verantwortung zu übernehmen und das könnten wir so und so besser machen und überhaupt bin ich Ihr Mann/Ihre Frau für diesen und jenen Fall". Genau.

Sag’ niemals ....

Haben Sie mal einen Moment? Das Ziel ist klar, das Vorgehen auch, fehlt nur noch die richtige Gelegenheit dazu. Den Chef zwischen Tür und Angel zu fragen, ob er mal einen Moment Zeit hat, ist nichts. Er soll sich schon mehr Zeit nehmen müssen.

Dann kommt es noch darauf an, für welches Thema man einen Termin vereinbart: Gehaltsverhandlung? Wie wäre es alternativ mit: "Berufliche Entwicklung" etc.

Häh, wie war das? Ein Fehler, der unbedarften Naturen schnell passiert: Sie lassen sich über den Tisch ziehen.

Der Chef zeigt sich verständnisvoll und willig - man ist erleichtert, so schnell mit seinem Anliegen erfolgreich zu sein - und bekommt im entscheidenden Moment nicht mit, dass man mit unklaren Angaben vertröstet, mit Selbstverständlichkeiten zugetextet oder mit Lappalien abgespeist wird.

Erst später, nach dem Gespräch, merkt man: "Da stimmt doch 'was nicht...?" Zu spät!

Also, nächstes Mal: Besser aufpassen und auf Finten gefasst sein!

Und jetzt? Oh je, man hat sein Vorgehen nicht von Anfang bis Ende durchdacht. Und jetzt gibt es nicht nur keine Gehaltserhöhung, es fehlt auch das Hintertürchen, durch das man sich wieder elegant aus der Affäre ziehen könnte. Das ist schlecht.

Man sollte erhobenen Hauptes aus einer Gehaltsverhandlung gehen können. Immer, egal wie sie verläuft - selbst wenn es nichts gibt. Ansonsten hat man das nächste Mal eine schlechtere Startposition.

Das heißt: Im vorhinein in Gedanken mehrere möglich Gesprächsverläufe durchspielen und überlegen, wie man dann reagiert. Zum Beispiel könnte man sich Alternativen zur Gehaltserhöhung überlegen (Zuschüsse zu Weiterbildung, Vorsorge-Verträgen, Kinderbetreuung usw). Oder man schlägt vor, in Vorleistung zu gehen und einigt sich auf ein erneutes Gespräch in einem halben Jahr etc.

Aber ich dachte, .... Falsch gedacht! Man hatte sich da so seine Vorstellungen gemacht, ohne die tatsächliche Situation am Arbeitsplatz zu berücksichtigen. Geht es einem Unternehmen nicht so gut, gab es gar Kündigungen, wenn auch in anderen Abteilungen, sind Gehaltsforderungen natürlich fehl am Platz.

Aber womöglich hat man auch über seine eigene Position nicht genau nachgedacht. Vielleicht sind die Entwicklungsmöglichkeiten am eigenen Platz so gering, dass Gehaltsforderungen aus Sicht des Arbeitgebers schlicht unberechtigt sind. Warum sollte er einem Mitarbeiter, der immer dasselbe macht, plötzlich mehr zahlen?

Naja, wenn das so ist .... Man hat's versucht, hat nichts oder wenig erreicht und ist wieder an seinem Arbeitsplatz zurück. So wird das nichts! So wird es auch das nächste Mal nicht mehr Gehalt geben.

Wer sich weiter entwickeln will, nach vorne kommen will und auch mehr verdienen will, von seinem Arbeitgeber aber klein gehalten wird, muss die Konsequenzen ziehen und notfalls gehen. Man kann ja später wieder zurückkommen. Mit dem Unterschied, dass man nach ein oder zwei Auswärts-Stationen gleich höher einsteigt.

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