Quereinsteiger als Lehrer:Sorge um die "Lückenfüller"

In Zeiten akuten Lehrermangels unterrichten Förster Biologie und Studenten übernehmen Unterrichtsstunden. Das kann nicht gut gehen, warnen die Lehrerverbände.

Johann Osel

Zum Schulbeginn in mehreren Ländern wachsen die Zweifel an Quereinsteigern als Lehrer in naturwissenschaftlichen Fächern. Nach jüngsten Schätzungen des Deutschen Philologenverbands (DPhV) fehlen bundesweit bis zu 450.00 Pädagogen, zwei Drittel von ihnen in den sogenannten MINT-Fächern wie Mathe und Physik.

Schule in Geradstetten

Quereinsteiger springen dort ein, wo ausgebildete Lehrer fehlen. Verbände warnen vor den Folgen.

(Foto: dpa)

DPhV-Chef Hans-Peter Meidinger hatte daher gefordert, pensionierte Lehrer zu reaktivieren sowie vermehrt Quereinsteiger zu gewinnen. "Das zunehmende Zurückgreifen auf Studenten und arbeitslose Akademiker ohne pädagogische Ausbildung stellt eine Entprofessionalisierung des Lehrberufs dar", sagt hingegen Bernd Karst vom Realschullehrer-Verband in Rheinland-Pfalz. #

Dies schade auch dem Ansehen und mindere die Attraktivität für Studienanfänger. "In der schwierigen Phase des Umbaus der Schulstruktur ist über eine volle Unterrichtsversorgung hinaus eine Reserve erforderlich", sagte Karst weiter. In Rheinland-Pfalz läuft derzeit die Einführung einer "Realschule plus", die auch das Fachabitur anbieten kann.

Auch aus anderen Verbänden kam Kritik an den "Lückenfüllern": Ein Förster, der etwa Biologie unterrichte, könne kaum über die notwendigen didaktischen Fähigkeiten verfügen, hieß es zum Beispiel. Auch seien Quereinsteiger schnell wieder weg, sobald ihnen ein besserer Arbeitsplatz auf dem freien Markt winke.

Beispiel Berlin, wo nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW bis zu 400 MINT-Lehrerstellen vakant sind: Dort habe im Zuge des Aufschwungs bereits die Rückkehr von Informatikern in die Wirtschaft begonnen. Das Berliner Schulsystem beginnt an diesem Montag mit grundlegenden Veränderungen: Die neuen Sekundarschulen nehmen die Arbeit auf, sie treten als zweite Säule neben dem Gymnasium an die Stelle von Haupt-, Real- und Gesamtschulen.

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