Qualifizierung:Unterstützung für engagierte Mitarbeiter

Qualifizierung: Wer auf die Unterstützung seiner Firma pocht, sollte nie nur eine einzig mögliche Lösung im Kopf haben, sagt Michael Fuchs. Besser sei es, sich verschiedene Lösungen zu überlegen, bevor man mit dem Chef spricht.

Wer auf die Unterstützung seiner Firma pocht, sollte nie nur eine einzig mögliche Lösung im Kopf haben, sagt Michael Fuchs. Besser sei es, sich verschiedene Lösungen zu überlegen, bevor man mit dem Chef spricht.

(Foto: Wolfram Scheible)

Welchen Nutzen hat der Arbeitgeber von einer Weiterbildung? Wer auf diese Frage überzeugend antwortet, hat gute Chancen, vom Chef eine Finanzspritze bewilligt zu bekommen.

Interview von Christine Demmer

Berufliche Qualifizierung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Nur ganz wenige Arbeitgeber haben Weiterbildungskataloge, aus denen die Mitarbeiter wählen und auf Kosten der Firma lernen dürfen. In der Regel muss man nach einem Zuschuss fragen. Wie man das klug anstellt, weiß Michael Fuchs genau. Der 52 Jahre alte Personalberater aus München saß als Topmanager in mehreren internationalen Konzernen viele Jahre lang auf der anderen Seite des Schreibtisches.

SZ: An wen wende ich mich mit der Bitte um Mitfinanzierung meiner Weiterbildung: an die Personalabteilung oder an Chefin oder Chef?

Michael Fuchs: Im Personalbereich kann man sich erkundigen, wie es die Firma generell mit der beruflichen Weiterentwicklung hält. Solche Informationen findet man meist im Intranet, manchmal liegen in der Personalabteilung auch Broschüren aus. Mit einer konkreten Frage wendet man sich immer an die oder den direkten Vorgesetzten. Hat man derer zwei, wie es etwa bei Projektorganisationen der Fall ist, dann ist die- oder derjenige zuständig, der die Personalverantwortung trägt.

Den Arbeitgeber um einen Zuschuss, also um Geld zu bitten, finden viele heikel. Wann ist der ideale Moment, um das Thema auf den Tisch zu bringen?

Nie verkehrt ist das halbjährliche oder jährliche Mitarbeitergespräch. Schließlich geht es dabei ja nur um mich und um das, was ich für die Firma leiste und leisten kann. Sollte der Termin allerdings in weiter Ferne liegen, dann kann man auch die Gunst der Stunde nutzen. Wenn das Unternehmen gerade öffentlich viel Werbung macht, sagen wir, auf seine Vorhaben bei der Digitalisierung hinweist, und wenn der Weiterbildungswunsch in diese Richtung geht, dann kann man darauf prima aufsetzen. Positiv und damit den Gesprächserfolg begünstigend ist die Grundstimmung auch dann, wenn man soeben für seine Arbeit gelobt worden ist.

Sollte man erst nach Aufnahme des Kurses oder Studiums fragen? Um zu zeigen, wie ernst der Weiterbildungswunsch gemeint ist?

Bloß nicht. Natürlich sollte man vor dem Gespräch die Richtung kennen, in die man weiterlernen möchte. Aber dem Chef mit einer bereits eingetüteten Lösung zu kommen und ihm damit zu vermitteln, dass man eigentlich nur sein Abnicken erwarte, ist grundverkehrt. Ein Unternehmen wird nur dann eine Weiterbildung sponsern, wenn es für sich einen klaren wirtschaftlichen Mehrwert erkennt. Am besten stehen die Chancen auf einen wie auch immer gearteten Zuschuss, wenn beide einen Nutzen von der Qualifizierung haben - die Firma und der Mitarbeiter.

Manchmal geht es um richtig viel Geld. Wie steige ich in das Gespräch ein? Eine zweite Chance habe ich ja nicht.

Das sehe ich anders. Insbesondere dann, wenn der Vorgesetzte von dem Weiterbildungswunsch überrascht ist, wird er die Argumente anhören und darüber nachdenken. Höchstwahrscheinlich gibt es also ein zweites Gespräch. Damit das mit einem "Ja, wir machen mit" endet, bedarf das Auftaktgespräch einer sehr guten Vorbereitung. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter sollte wissen, was sie oder er will, welche Angebote es gibt und warum man einer bestimmten Weiterbildung den Vorzug gibt: Da sie den größten Nutzen für den Mitarbeiter und die Firma, also für beide, verspricht. Wer zeigt, dass er darüber nachgedacht hat, trifft auf offene Ohren.

Wie lautet ein guter Einstiegssatz?

Ich beginne das Gespräch damit, wohin die Firma will. Ein neues Geschäftsmodell, Digitalisierung, mehr exportieren, kundenfreundlicher werden, da gibt es vieles. Und dann frage ich den Vorgesetzten: Was könnte meine Rolle dabei sein? Die Antwort führt zu dem Lehrgang oder dem Studium, den oder das ich im Sinn habe - denn ich habe meine Wünsche ja zuvor mit den Zielen des Unternehmens in Übereinstimmung gebracht. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Nach dem Abschluss der Weiterbildung werde ich die Rolle, in der mich die Firma künftig sieht, optimal ausfüllen.

Der Vorgesetzte sagt: "Prächtig, machen Sie. Aber einen Zuschuss gibt's nicht." Aufstehen und gehen?

Gute Verhandler kommen jetzt erst richtig in Fahrt. Denn jetzt gilt es, andere Möglichkeiten auszuloten, wie sich die Interessen von Mitarbeiter und Firma verbinden lassen. Als Manager weiß ich: Für engagierte Mitarbeiter kann man immer etwas tun. Zum Beispiel bezahlte Freizeit für die Vorbereitung auf Prüfungen oder die Fahrten zum Unterricht gewähren oder die Nutzung des Firmenwagens zusagen. Man soll nie nur mit einem einzigen Ziel in ein solches Gespräch gehen. Besser ist es, ein Maximal- und ein Minimalziel zu haben. Etwa so: Wenn das nicht geht, was geht dann? Dabei darf man ruhig erwähnen, dass man selbst ja auch bereit ist, Zeit und Geld in eine Weiterbildung zu investieren, die beiden Seiten Nutzen bringt.

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