Die Erklärung ist einfach. Frauen haben eine andere Sicht auf die Dinge. Keine bessere, aber eine andere. Das allein ist schon bereichernd für ein Unternehmen. Je mehr diskutiert wird, je mehr in Frage gestellt wird, umso mehr Raum entsteht für neue Ideen, für Kreativität.
Und deshalb tragen auch Ausländer oder Angehörige fremder Religionen - eben jeder, der in irgendeiner Form andere Erfahrungen gemacht hat als der bislang noch typische deutsche Mann - dazu bei, dass eine Firma sich weiterentwickelt, und zwar wirklich "weiter" . Weiter nämlich, als wenn die Ideen immer nur aus derselben Denkrichtung kommen.
Funktionieren kann das aber nur, wenn die "Andersdenkenden" nicht allein sind. Besteht ein Aufsichtsrat aus 19 Männern und einer Frau, wird sie es schwer haben, ihre Vorstellung von einer wirksamen Kontrolle des Vorstands einzubringen. Vielleicht wird sie als lästig gelten oder als inkompetent, weil sie andere Fragen stellt, als die Herren es gewöhnt sind. Womöglich dauert die Sitzung ihretwegen sogar länger, wo man sich doch früher immer so schnell so schön einig war.
Genau aus diesem Grund führt an einer Quote kein Weg vorbei. Nur sie stellt sicher, dass die Gremien zügig mit einer ernst zu nehmenden Zahl von Frauen besetzt werden.
Ohne Quote würde das viel zu lang dauern. Schließlich sind trotz der jahrelangen Diskussion in Deutschland immer noch gerade einmal 2,5 Prozent der Vorstände und zehn Prozent der Aufsichtsräte weiblich. Und das liegt nicht etwa an einem Mangel an qualifizierten Frauen, sondern daran, dass nach ihnen gar nicht Ausschau gehalten wird.
Wer oben sitzt, und das ist ja meist ein Mann, ist - vermutlich nicht ganz zu Unrecht - davon überzeugt, dass er vieles richtig gemacht hat. Deshalb fördert er vor allem solche Leute, die ihm ähnlich sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass sein Blick dabei eher auf Männer fällt als auf Frauen. Es sei denn, eine Quote zwingt ihn, sein Blickfeld zu öffnen.
Nein zur Frauenquote: Aufsichtsräte brauchen Qualität, keine Quote.
Von Karl-Heinz Büschemann
Es ist vieles faul in deutschen Aufsichtsräten. Sie tun ihre Arbeit nicht in der nötigen Qualität, und wenn ein Konzern in Schwierigkeiten gerät, hat der Aufsichtsrat meist nichts gewusst. Die Kontrollgremien der Konzerne sind meist zu groß, zu unprofessionell, zu deutsch. Deutsche Aufsichtsräte sind den Anforderungen international agierender Konzerne oft nicht gewachsen.
Deshalb haben jetzt manche das vermeintliche Ei des Kolumbus gefunden. Es müssten mehr Frauen in die Räte, und das per Quote verordnet. So würde die Kontrolle verbessert.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und die Familienministerin Kristina Schröder (CDU) wollen die Unternehmen zwingen, eine individuelle Frauenquote festzulegen.
Damit mögen es die Politikerinnen für ein paar Tage in die Zeitung schaffen. Der Arbeit in den Aufsichtsräten helfen sie mit dieser Idee nicht. Die deutschen Aufsichtsräte brauchen bessere Mitglieder, egal welchen Geschlechts. Die Frage, wie die Kontrollarbeit verbessert werden kann, auf den Anteil der Frauen in den Gremien zu reduzieren, ist populär. Aber sie ist eine fahrlässige Verengung des Blickwinkels.
Deutsche Aufsichtsräte waren jahrzehntelang Ansammlungen alter Herren, die sich die Jobs zuschoben. Man kam alle drei Monate zusammen, rauchte Zigarren, hakte Tagesordnungspunkte ab und dann ging man zum Abendessen. Das war die gefürchtete Deutschland AG, in der ein Freund den anderen kontrollierte und die Aufsicht versagte.
Ganz klar: Die Aufsichtsräte brauchen mehr Frauen. Sie bringen andere Blickwinkel in die Diskussionen, und sie können die männlichen Seilschaften sprengen. Für diese Aufgabe kommt es aber allein auf die Kompetenz der Frauen an, nicht auf ihre Anzahl im Rat. Die Gremien brauchen mehr Qualität, keine Quote.