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Premiere im Büro:So überstehen Sie den ersten Tag im neuen Job

Fremde Gesichter, viel Organisatorisches, unbekannte Gepflogenheiten: Der erste Tag im neuen Job ist eine echte Herausforderung. Und einen sympatischen Eindruck muss der neue Kollege auch noch machen. Knigge-Expertin Agnes Anna Jarosch erklärt, wie man die Premiere im Büro gut hinter sich bringt.

Sibylle Haas

Der erste Tag im neuen Job ist eine echte Herausforderung. Man muss die Kollegen kennenlernen und sich im Büro zurechtfinden, die Gepflogenheiten der Teams herausfinden und allerlei Organisatorisches regeln. Und dabei sollte der oder die Neue auch noch einen möglichst sympatischen und unkomplizierten Eindruck machen. Knigge-Expertin Agnes Anna Jarosch erklärt, wie man die Premiere im Büro gut hinter sich bringt.

SZ: Frau Jarosch, wie verhält man sich, wenn man am ersten Arbeitstag zu früh kommt?

Agnes Anna Jarosch: Man sollte die Zeit nutzen, um sich zu entspannen und auf den ersten Arbeitstag einzustimmen. Zu früh sollte man nicht erscheinen, denn damit bringt man womöglich die Zeitplanung des Chefs durcheinander.

SZ: Was macht man im umgekehrten Fall, etwa wenn man im Stau steht?

Jarosch: Pünktlichkeit ist für einen guten ersten Eindruck entscheidend. Deshalb sollte man bei wichtigen Terminen eine halbe Stunde Zeitpuffer einplanen. Sollte man trotzdem zu spät kommen, muss man den Chef telefonisch informieren und um Nachsicht bitten.

SZ: Gibt es eine besondere Kleiderordnung für den ersten Tag?

Jarosch: Anzug und Kostüm sind in vielen Abteilungen Standard. Inwieweit man davon abweichen kann, findet man mit der Zeit durch sorgsame Beobachtung heraus.

SZ: Kann man sich den Kollegen selbst vorstellen, wenn der Chef die Vorstellungsrunde vergisst oder am ersten Arbeitstag nicht da ist?

Jarosch: Idealerweise führt der Chef neue Mitarbeiter in den Kollegenkreis ein. Sollte dies nicht möglich sein, kann man selbst die Initiative ergreifen und das Vorgehen mit dem Chef absprechen.

SZ: Wie erkennt man die Spielregeln im Team und in der Firma?

Jarosch: Jedes Team hat ungeschriebene Gesetze. Als Neuling weiß man nicht, wo die Fettnäpfe stehen. Da hilft nur sorgsame Beobachtung und offene Kommunikation, die dem eigenen Status angemessen ist. Nehmen wir das Beispiel mit der Pause. Als Trainee könnte man fragen 'Kann ich jetzt Mittagspause machen?'. Während man als Projektleiter informiert 'Wenn nichts dagegen spricht, mache ich jetzt Mittagspause'. Der Chef lässt wissen 'Ich bin um 14 Uhr wieder am Platz.'

SZ: Wie verhält man sich, wenn man bei den Kollegen auf Ablehnung stößt?

Jarosch: Widerstand basiert häufig auf Angst vor Veränderung. Ein neues Gruppenmitglied wirbelt Staub auf und bringt neues Wissen und neue Ideen ins Team. Das kann die Gruppenharmonie stören. Diese Ängste sollte man ernst nehmen und beweisen, dass man mit und nicht gegen das Team arbeitet. Widerstände sollte man auf gar keinen Fall persönlich nehmen.

SZ: Gibt es eine Verhaltensregel für Konferenzen?

Jarosch: Häufig gibt es ungeschriebene Sitzordnungen. Es wäre ein Fauxpas, wenn sich der Neuling als erster setzt und dabei den Platz des Chefs einnimmt. Man sollte abwarten, ob man einen Platz zugewiesen bekommt oder man fragt nach, ob es eine Sitzordnung gibt.

SZ: Sollte man nach Aufgaben fragen, die man gleich erledigen kann?

Jarosch: In den ersten Tagen ist man häufig mit Bürokratie beschäftigt: Man benötigt Schlüssel, Berechtigungskarten, E-Mail-Adressen und Visitenkarten. Statt sofort in laufenden Projekten mitzumischen, fragt man am besten nach einem Einarbeitungsplan.

SZ: Wie zeigt man Leistungsbereitschaft, ohne den Eindruck zu vermitteln, man sei ein übereifriger Bürostreber?

Jarosch: Kollegen spüren, wenn man sie übertrumpfen möchte. Gerade am Anfang ist man auf die Hilfe des Teams angewiesen. Leistungsbereitschaft zeigt man, indem man den Kollegen Hilfe anbietet.

Agnes Anna Jarosch, 36, ist Gründerin und Leiterin des "Deutschen Knigge-Rates", einem Expertenkreis für zeitgemäße Umgangsformen. Sie berät Führungskräfte bei ihren Etikette-Fragen. Jarosch ist außerdem Chefredakteurin des Ratgebers "Der große Knigge".

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Quelle:
SZ vom 31.05.2012/wolf
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