Persönliche Qualifikationen:Der Weg zum Soft Skiller

Wo bitte ist die Abteilung für Schlüsselqualifikationen? Was Unternehmen von ihren Mitarbeitern erwarten - und wie man Soft Skills lernen kann.

Sarina Märschel

Alle wollen Soft Skills. Seit Jahren reicht es nicht mehr, einfach nur Ingenieur oder Reiseverkehrskauffrau zu sein. Firmen suchen Leute mit Sozialkompetenz, Teamgeist und Flexibilität. Das ist das Ergebnis des Young Profession Index, einer Studie, für die der Personaldienstleister jobs in time mehr als 2.000 Online-Stellenangebot ausgewertet hat. Auf Platz vier und fünf der Soft Skills, die von Handelsunternehmen gefordert werden, liegen Verantwortungsbewusstsein und Kundenorientierung.

Was aber, wenn man nicht als Kommunikationsgenie oder Motivationsbombe auf die Welt gekommen ist? Stefan Mühleisen, Coach, Trainer und Autor des Buchs "Karrierefaktor Soft Skills", macht Bewerbern und Arbeitnehmern Mut: "Meiner Meinung nach lassen sich alle Soft Skills trainieren."

Dominante Führungskräfte beispielsweise, die von Natur aus meist nicht die allerbesten Zuhörer seien, können lernen, ihren Mitarbeitern ein offenes Ohr zu schenken - und zwar einfach dadurch, dass sie es immer wieder üben und sich disziplinieren.

Soft Skills trainieren

Üben ist der erste Schritte, doch um Fortschritte auf der Verhaltensebene zu erzielen, muss noch eine zweite Ebene beachtet werden: die eigenen Werte. Hinter dem Verhalten stehen nämlich häufig Glaubenssätze. Bei den dominanten Managern aus dem Beispiel könnte so ein Satz heißen: "Wenn ich meinen Mitarbeitern zu viel zuhöre, arbeiten sie zu wenig." Ändert sich der Glaubenssatz in "Ja, es ist wichtig, dass ich meinen Mitarbeitern zuhöre", dann fällt es dem Vorgesetzten auch auf der Verhaltensebene leichter, sich Zeit für die Anliegen, Meinungen und Nöte der Mitarbeiter zu nehmen.

Stefan Mühleisen beobachtet, dass im Moment Veränderungsprozesse ein großes Thema der Unternehmen sind - das hat auch Auswirkungen auf die Anforderungen an die Mitarbeiter. "In den meisten Unternehmen werden Veränderungszyklen immer kürzer, zum Beispiel durch Fusionen. Es gibt ständig Umstrukturierungen und dadurch neue Aufgabenverteilungen, und zwar in rapidem Tempo. Das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern." Deshalb sei der Umgang mit Wandel eine große Herausforderung an das Personal.

Die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen, hängt nach Auffassung von Mühleisen jedoch zu einem großen Teil von der Persönlichkeit des Einzelnen ab: "Es gibt Menschen mit höherer Initiativkraft, die brauchen Veränderungen sogar, damit es ihnen nicht langweilig wird. Andere tun sich schwerer mit Wandel." Man kann jedoch auch Methoden einüben, um mit Wandel effizient umgehen zu können.

Soft Skills entscheidender denn je

Viele Unternehmen schulen ihre Führungskräfte, um sie mit Selbst-, Methoden- und Sozialkompetenz auszustatten. "Soft Skills sind inzwischen quer durch die Wirtschaft wichtig. Das bedeutet nicht, dass Fachwissen unbedeutend ist - aber im Managment geht es viel um den Umgang mit anderen", erklärt Mühleisen. Heute achten die Unternehmen stärker als früher auf weiche Fähigkeiten - sowohl bei der Einstellung als auch bei der Personalentwicklung.

Das bestätigt eine repräsentative Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer, die belegt, dass persönliche Kompetenzen wie Leistungswille, Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und Entscheidungsfreude beim Einstieg in den Beruf entscheidender denn je sind.

Dies bedeutet laut Stefan Mühleisen aber nicht, dass Soft Skills früher unwichtig waren: "Auch historische Führungspersönlichkeiten hatten starke weiche Fähigkeiten". Als Beispiel nennt er den Polarforscher Ernest Shackelton. Als sein Schiff "Endurance" 1914 im antarktischen Polareis unterging, brachte er alle 27 Männer seiner Mannschaft nach zweijährigem Überlebenskampf körperlich gesund und emotional stabil nach Hause zurück. Man sagt Shackelton exzellente Sozialkompetenz und Führungsfähigkeiten nach. Die brauchen Manager, so Mühleisen, nicht so sehr in guten Zeiten, sondern vielmehr, wenn Krisen kommen.

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