Süddeutsche Zeitung

Outplacement:Abschied mit Anstand

Lesezeit: 2 min

Nicht jeder Gekündigte weiß das Beratungsangebot zu schätzen. Mancher hält den Outplacementberater für einen verlängerten Arm der Firma.

Interview von Sigrid Rautenberg

Cornelius König ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität des Saarlandes. Er forscht unter anderem zu Kündigungen und Arbeitsplatzunsicherheit und hat gemeinsam mit Manuela Richter zwei Studien zum Thema Outplacement durchgeführt.

SZ: Wem bringt eine Outplacementberatung etwas?

Cornelius König: Viele, die ihre Stelle verlieren, waren seit Jahren in demselben Unternehmen, sogar im selben Bereich tätig. Eine Outplacementberatung kann ihnen zeigen, wo es eventuell eine neue Aufgabe für sie gibt, und ihnen das Handwerkszeug für Bewerbungen mitgeben. Andere überlegen vielleicht, etwas völlig anderes zu machen. Ihnen kann Outplacement oder New Placement, wie es manchmal auch heißt, neue Wege aufzeigen. Und schließlich ist so eine Maßnahme natürlich ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter.

Kommen nur Manager oder auch normale Arbeitnehmer in den Genuss?

Viele Manager erwarten schon, dass man ihnen etwas anbietet, wenn sie entlassen werden. Aber gerade bei großen Entlassungswellen finanzieren Unternehmen auch anderen Mitarbeitern Outplacement. Meist sind das die großen Unternehmen, kleinere bieten das eher selten an. Unabhängig von der Größe braucht das entlassende Unternehmen natürlich auch noch ein bisschen finanziellen Spielraum.

Könnten sich Unternehmen die Kosten nicht sparen und sich zum Beispiel auf eine Abfindung beschränken?

Die Kosten muss man ins Verhältnis setzen. Outplacement ist auch der Versuch, die Leute schneller zum Absprung zu bringen. Viele bekommen ja auch noch Gehalt, denken Sie nur an Verträge von Topmanagern, die vielleicht noch einige Jahre laufen. Außerdem sind Rechtsstreitigkeiten extrem weit verbreitet, als Arbeitgeber kann man da sehr viel Geld verlieren. Doch oft wollen Unternehmen Outplacementberatung nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern auch, weil sie die Arbeit ihrer Mitarbeiter würdigen wollen.

Warum spricht kaum jemand darüber, dass er Hilfe in Anspruch nimmt?

Es ist wirklich schwierig, Menschen zu finden, die offen über ihre Entlassung sprechen. Insgesamt sehen wir aber schon eine größere Bereitschaft, sich beraten zu lassen. Über Coaching am Arbeitsplatz kann man vielleicht noch auf einer Party erzählen. Aber natürlich schreien nicht alle "Hurra", nur weil sie mit der Kündigung noch eine Beratung bekommen.

Was sind die Probleme von Outplacement?

Viele halten die Berater für den verlängerten Arm der Firma. Die zwingt ihnen in dieser schwierigen persönlichen Situation auch noch einen Berater auf. Da herrscht sicher eine Grundspannung. Ganz schwierig ist die Situation, wenn es interne Berater sind. Diese waren zuvor oftmals Mitarbeiter der Personal- oder anderer Fachabteilungen, die intern umgeschult wurden und dann ihre früheren Kollegen beraten müssen. Das ist dann auch für die Berater selbst eine große emotionale Belastung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3203581
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.10.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.