Online-Tests zur Studien- und Berufswahl:Frag mich ab!

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Der Ernst des Lebens beginnt schon in der achten oder neunten Klasse. Denn länger sollte man nicht warten, um sich Gedanken über seinen zukünftigen Beruf zu machen. Wer noch keinen Schimmer hat, was er mal machen will, kann bei Online-Tests zur Studien- und Berufswahl erste Anstöße bekommen - doch die Arbeit geht dann erst los.

Pilot, Tierärztin oder Feuerwehrmann - für Kinder ist das mit dem Traumberuf noch ganz einfach. Aber wenn man sich zum ersten Mal ernsthaft Gedanken über seine Berufswahl machen muss, steht man plötzlich ratlos da. Eine erste Orientierung können Berufstests im Internet bieten. Doch die Auswahl ist riesig, und es sind auch einige schwarze Schafe dabei. Versicherungen, Arbeitgeberverbände, Institute und Berufsberater werben im Internet für ihre Tests.

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Jeder Anbieter hat eigene Interessen: Einige wollen Azubis anlocken, andere Kontakt zu potentiellen Kunden aufnehmen. Um den richtigen Test für sich zu finden, muss man deshalb zunächst wissen, was man überhaupt erwartet - und was man zu zahlen bereit ist. Einige Angebote sind vor allem für Hauptschüler, andere für Abiturienten und Hochschulabsolventen. Manche Tests fragen nur nach persönlichen Interessen, andere nur nach Schulnoten oder Fähigkeiten.

Gute Tests verbinden das alles, sagt Barbara Knickrehm, Sprecherin des Verbands für Bildungs- und Berufsberatung. Welche Tests wirklich gut sind, ist für Schüler oder Studenten nur sehr schwer zu beurteilen. Einen Überblick bietet die Stiftung Warentest, die zahlreiche Berufstest-Programme unter die Lupe genommen hat. Die Testergebnisse sind zwar schon fünf Jahre alt. Doch den Anbietern, die damals gut abgeschnitten haben, könne man auch heute noch vertrauen, sagt Knickrehm.

Der Test der Arbeitsagentur auf dem Portal " Planet Beruf" ist einer der bekanntesten und wird jeden Monat fast 300.000 Mal aufgerufen. Das Programm fragt zum Beispiel, was einem Spaß macht, was man besonders gut kann oder wie gut man in der Schule ist. Je nachdem, wie sehr man ins Detail geht, dauert das Beantworten zwischen einer halben und zwei Stunden. Am Ende listet der Computer aus 500 Berufen diejenigen auf, die gut zu einem passen könnten.

Aber damit fängt die Arbeit erst richtig an. "Viele denken: Am Ende schlägt das Programm einen Beruf vor, und der wird dann schon der richtige sein. Aber eine solche Erwartung kann kein Test erfüllen", sagt Barbara Knickrehm. Wenn der Computer also zum Beispiel zehn mögliche Berufe vorschlägt, muss man mit dieser Liste weiterarbeiten. Als Erstes müsse man sich über die vorgeschlagenen Berufe gründlich informieren.

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Die Arbeitsagentur hat in ihrem Internet-Angebot "Berufenet" zu jedem Job ausführliche Infos. "Oft bekommt man auch mehr Klarheit, wenn man mit den Eltern oder mit Freunden über die Ergebnisse spricht", sagt Knickrehm. "Und zuletzt sollte man auf jeden Fall ein Praktikum in dem Beruf machen, um wirklich zu sehen, ob die Arbeit Spaß macht und man den Anforderungen gewachsen ist."

Aber es gibt auch Berufstests, die mehr bieten als nur einen ersten Überblick. Wer seinen Wunschberuf schon vor Augen hat, kann zum Beispiel einen der Tests machen, die Arbeitgeberverbände anbieten. Solche Tests helfen dabei, in einer Berufsgruppe genau den Job zu finden, der am besten passt. "Es gibt etwa 250 Ausbildungsberufe in Industrie und Handel. Und trotzdem sind es letztlich immer die zehn gleichen Berufe, für die sich Jugendliche entscheiden", sagt Walter Herrmann, Ausbildungsexperte bei der Industrie- und Handelskammer in Reutlingen.

Als Beispiel nennt er den Modeberuf Kfz-Mechatroniker: Jedes Jahr wollen Tausende Jugendliche einen Ausbildungsplatz in diesem Beruf bekommen. Dabei gebe es rund ums Auto viele Berufe, die zwar weniger bekannt seien, aber je nach Interessen und Fähigkeiten die bessere Alternative sein könnten.

Übrigens sind Berufstests längst nicht nur etwas für Schüler, die noch keinen Überblick haben. Auch für Erwachsene, die nach vielen Jahren im Job noch mal etwas ganz Neues machen wollen, hätten sich in den vergangenen Jahren spezielle Tests etabliert, sagt Knickrehm.

Ob Berufstätiger oder Schulabgänger - wer einen Test im Internet macht, verrät viel über sich. Damit die Programme gute Ergebnisse liefern können, müssen sie natürlich nach ganz privaten Dingen wie Hobbys und Vorlieben fragen. Doch solche Daten sind auch für schwarze Schafe eine Goldgrube - denn einige Firmen sind bereit, viel Geld für solche Informationen zu zahlen. Und am Ende wird man mit Werbung zugemüllt. "Manche Tests sind nichts als Bauernfängerei", sagt Knickrehm. Sie rät deshalb, nicht leichtfertig die Postanschrift oder eine E- Mail-Adresse anzugeben. Für einen seriösen Test sei die Adresse schließlich völlig irrelevant.

© SZ vom 03.03.2012/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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