- Unternehmen: Vita Needle Company
- Firmensitz: Needham, Mass., USA
- Beschäftigte: ca. 50
- Sagen von sich: Wir sind Freunde fürs Leben
Der Älteste ist jeden Morgen als erstes in der Fabrik. Bill Ferson ist 97 Jahre alt und berufstätig. Er ist Mitarbeiter einer kleinen Firma im Örtchen Needham im US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts. Sie heißt Vita Needle und fertigt kleine Edelstahlrohre und Präzisionsnadeln. Als er bei der Firma anheuerte, wollte er eigentlich nur einen Teilzeitjob für ein paar Monate. Das ist jetzt 27 Jahre her. "Ich werde nie aufhören zu arbeiten", sagt der Weißhaarige heute.
Bill Ferson, 94 Jahre alt
(Foto: GE; SZ)Bill Fersons hohes Alter ist keine große Ausnahme bei Vita Needle. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter ist 73 Jahre. Während in den USA wie in Deutschland schon Menschen ab Mitte 40 Schwierigkeiten haben, einen neuen Job zu finden, sobald sie arbeitslos werden, gilt bei Vita Needle: Je älter, desto besser.
Ältere Leute könnten sich besser auf Details konzentrieren und achteten mehr auf Qualität, sagt Firmenchef Frederick Hartman. Das ist wichtig in seiner Fabrik, in der noch viel per Hand gedrechselt wird. Außerdem würden die Alten seltener kündigen als junge Mitarbeiter.
Bei Vita Needle wird noch viel in Handarbeit gefertigt.
(Foto: GE; SZ)Seit vor allem Alte in der Firma arbeiten steigt der Gewinn
Seit 1932 gibt es das Unternehmen, es gehört schon seit mehr als 80 Jahren Hartmans Familie. Uralte Mitarbeiter hat er aber erst seit den 80er-Jahren, als er an die Firmenspitze rückte. Damals konnte Vita Needle in einer Krise nur Teilzeitjobs vergeben. Die einzigen Bewerber waren schon recht alt und hatten ihre vorherigen Jobs verloren.
"Es war eine Offenbarung", sagt Hartman. "Und ein gutes Arrangement für uns alle." Seitdem stieg der Gewinn der Firma. Die Lohnkosten sind auch deshalb so gering, weil der Staat für die alten Teilzeitkräfte die Krankenkasse und andere Lohnnebenkosten übernimmt. Sie verdienen zwischen 10 und 20 Dollar pro Stunde.
Unternehmensgründer Fred Hartman (links) und sein Sohn Frederick Hartman stehen in den Firmenräumen von Vita Needle.
(Foto: GE; SZ)"Ich werde hier nicht reich", sagt Bill Ferson. Im Gegenzug bekommt er aber absolute Freiheit. Die Mitarbeiter können zu Hause bleiben, wenn sie auf die Enkel aufpassen wollen. Jeder kann in seinem eigenen Tempo arbeiten. Die Kahlen und Weißhaarigen machen Mittagspause zusammen im so genannten Clubhaus, erzählen sich Geschichten. "Meine Freunde sind alle unter der Erde", sagt Ferson. "Das hier sind alles meine neuen Freunde."
Rosa Finnegan hielt lange den Rekord als älteste Mitarbeiterin. "Herzukommen hält mich am Laufen, es ist etwas, auf das ich mich freuen kann", sagte sie in einem Interview im Jahr 2013. Sie starb kurze Zeit nachdem sie ihren Job aufgegeben hatte - im Alter von 102 Jahren.