Neue Stellen:Chinas Firmen suchen deutsche Angestellte

Erst verlagerten deutsche Unternehmen Jobs nach China. Jetzt werben chinesische Unternehmen für ihre Niederlassungen um deutsche Fachkräfte.

Von wegen, Chinesen nehmen den Deutschen die Jobs weg: Deutsche Fachkräfte sind sehr gefragt bei chinesischen Unternehmen. Besonders in Nordrhein-Westfalen werben die Konzerne aus Fernost um deutsche Angestellte. "Es hat sich herumgesprochen, dass es sinnvoll ist, lokale Fachkräfte einzustellen", heißt es bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft NRW.INVEST über den Trend. Besonders heiß umkämpft seien qualifizierte Arbeitnehmer in Düsseldorf.

Junge mit der Flagge Chinas und Hongkongs

Werben für chinesische Unternehmen: Es werden vermehrt deutsche Angestellte gesucht.

(Foto: AP)

"Erfolg schafft man schneller mit einheimischen Kräften, die den Markt kennen", sagt Matthias Hess vom chinesischen Baumaschinenhersteller Sany. Derzeit komme die Hälfte der Angestellten in Deutschland aus China, doch in den nächsten Jahren wolle man den Anteil der Deutschen auf 80 Prozent steigern. Der Konzern baut zurzeit ein neues Werk in Bedburg bei Köln. Hier sollen in den nächsten nächsten drei Jahren rund 600 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wie Sany setzen auch andere chinesische Unternehmen vermehrt auf deutsche Angestellte. "Ohne lokale Mitarbeiter laufen die Geschäfte nicht richtig rund", sagt Peihong Hou vom chinesischen Telekommunikationshersteller ZTE. Das Unternehmen will den Anteil der Deutschen in seiner Belegschaft auf über 60 Prozent erhöhen. "Dann gibt es eine bessere Verständigung mit unseren deutschen Kunden", begründet Hou das Vorgehen. Und das sei nötig, denn der Konzern sei trotz Wirtschaftskrise um jährlich 30 Prozent gewachsen. Da brauche man weitere Arbeitskräfte, besonders Deutsche.

Beim ZTE-Konkurrenten Huawei, der Telekommunikationsausrüstungen fertigt und installiert, sieht es ähnlich aus. In Deutschland setzt der Konzern ebenfalls vermehrt auf deutsche Angestellte. "Huawei wird den Anteil deutscher Mitarbeiter weiter erhöhen", sagt Walter Haas von der Huawei Deutschland GmbH. Aktuell seien 60 Prozent der Angestellten lokale Kräfte, bei Neueinstellungen sogar 85 Prozent.

Düsseldorf gilt als besonders umkämpfter Markt für Arbeitskräfte bei chinesischen Unternehmen. Hier hat ZTE seine Deutschlandzentrale und Huawei steuert von Düsseldorf sein Europa-Geschäft. Für Gerhard Eschenbaum von der IHK Düsseldorf ist das Werben chinesischer Unternehmen um deutsche Fachkräfte keine überraschende Entwicklung. Nachdem sich die Chinesen ihre Niederlassungen eröffnet hätten, würden sie sich nun auf dem Markt etablieren. Und dazu gehörten auch mehr deutsche Angestellte.

Rund 660 chinesische Unternehmen hatten 2009 nach einer Statistik der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade&Invest Niederlassungen in Deutschland. Mit 220 sind die meisten Konzerne in NRW ansässig, wo sie zirka 2700 Frauen und Männer beschäftigen.

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