Um ihr tägliches Freibier brauchen sich Veltins-Mitarbeiter bis zum Lebensende nicht zu sorgen: Zehn Liter "Haustrunk" pro Monat stehen auch den Ruheständlern noch zu. Arbeiter erhalten zweieinhalb Liter pro Arbeitstag, Angestellte zwei Liter, so wollen es die Tradition und der Manteltarifvertrag. Natürlich mit Zugeständnissen an moderne Zeiten: Statt Bier können heute auch alkoholfreie Produkte der Brauerei gewählt werden. Und der Haustrunk wird nicht mehr nach Schichtende im Pausenraum verlötet, sondern als Monatsration abgeholt.
Dass Mitarbeiter die eigenen Produkte billiger oder sogar gratis bekommen, ist nicht gerade der neueste Trend unter den vielen verschiedenen Zusatzleistungen, die Unternehmen ihren Beschäftigten bieten. Doch der Beliebtheit solcher Angebote tut das keinen Abbruch. Auch für die Firmen seien Mitarbeiterrabatte nützlich und keineswegs altmodisch, meint Matthias Kopiske von der Unternehmensberatung Kienbaum.
"Der bevorzugte Zugang zu den eigenen Produkten stiftet Identität und Bindung ans Unternehmen", sagt Kopiske. "Die neue Generation von Arbeitnehmern ist ja auf Sinnsuche." Die Mitarbeiter machen aktiv Werbung für die Produkte, wenn sie diese im Bekanntenkreis vorführen. Und natürlich steigt der Absatz - besonders die Automobilindustrie nutzt diese Möglichkeit gern, um weniger gefragte Modelle vom Hof zu bekommen.
Nachlässe für die eigene Belegschaft werden quer durch die Branchen von den meisten Unternehmen gewährt, die Produkte oder Dienstleistungen für Endverbraucher anbieten - vom Unterhaltungselektronik-Hersteller über den Mobilfunk-Anbieter bis zur Versicherung. Den Wohnungen von Ikea-Mitarbeitern kann man ansehen, dass sie 15 Prozent Rabatt auf das komplette Angebot erhalten. Wer bei Haribo arbeitet, bekommt die neuesten Süßigkeiten umsonst zum Probieren mit nach Hause und 25 Prozent Rabatt auf das übrige Sortiment, Henkel-Mitarbeiter sparen die Kosten für Wasch- und Putzmittel.
Für die Gratisprodukte gilt ein Steuerfreibetrag
Die teils sehr stark vergünstigten Flugtickets für Lufthansa-Beschäftigte und deren Angehörige sind in der Öffentlichkeit besonders bekannt und motivieren auch Bewerber. Allerdings dienen diese Standby-Tickets auch dazu, nicht ausgebuchte Maschinen auszulasten. Wenn andere Passagiere doch noch zum Regeltarif buchen, haben Lufthansa-Mitarbeiter Pech gehabt und bleiben am Flughafen.
Von Rabatten und anderen Sachleistungen profitieren die Mitarbeiter direkt, während sie von einer Gehaltserhöhung im selben Umfang einen großen Teil in Form von Steuern und Sozialabgaben wieder abgeben müssen. Allerdings zieht die Steuergesetzgebung hier strikte Grenzen. Bis zu vier Prozent Ermäßigung auf die Waren oder Dienstleistungen des eigenen Arbeitgebers sind in jedem Fall steuerfrei.