Mitarbeiterführung:Lobe und beschenke

Um Mitarbeiter zu motivieren, braucht es nur Großzügigkeit: Wer ohne Grund beschenkt wird, arbeitet danach deutlich besser.

Nicola Holzapfel

"Stell' dich nicht so an!", "Was machst du denn jetzt schon wieder?". Jede Mutter weiß, dass sie ihrem Kind mit solchen Bemerkungen nichts Gutes tut. Wer immer nur fertig gemacht wird, entwickelt kein Selbstbewusstsein. Vor lauter Unsicherheit wird er irgendwann nichts mehr zustande bringen - wenn er überhaupt noch Lust dazu hat, es zu versuchen.

Schlaue Bosse schenken

Erst das Geschenk, dann die Arbeit: Wissenschaftler haben in einem Feldversuch herausgefunden, dass das zu mehr Leistung führt.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Diese simple Erkenntnis ist offenbar noch nicht in die Chefetagen durchgedrungen. Dort wird mit Vorliebe kritisiert. Der jüngste Beweis ist eine Studie über das "Arbeitsklima", die das Marktforschungsinstitut Ifak veröffentlicht hat. Nur 15 Prozent der Deutschen fühlen sich ihrem Arbeitgeber verbunden. Der Rest macht Dienst nach Vorschrift. Den Schuldigen haben die Marktforscher auch gefunden: Es sind die Chefs, die "durch ihr Führungsverhalten eine optimale Entfaltung des vorhandenen Potentials" hemmen. An sich arbeiten die Deutschen gerne. Wenn nur die Vorgesetzten mit ihrer Angewohnheit, nur zu fordern und auf Fehlern herumzuhacken, nicht alles kaputt machen würden. In der Studie gab von den Engagierten jeder Zweite an, dass er regelmäßig Anerkennung erhält, bei den Unmotivierten war es nur jeder Vierzehnte.

Dabei wäre es ungerecht zu behaupten, dass in den Köpfen der Chefs das Thema "Motivation" keine Rolle spielt. Aber es ist eher die Frage nach dem "Wie", die sie beschäftigt. Statt ein einfaches "Danke" auszusprechen, sinnieren sie - gerne mit der tatkräftigen Unterstützung von Beratern - über hochkomplizierte Systeme des Leistungsanreizes.

Einen originellen Vorstoß machte kürzlich die Telekom. Sie plant eine Ruhmesmeile für gute Mitarbeiter. Das Vorbild: der Walk of Fame in Los Angeles. Dem Konzern schwebt vor, Bilder der Auserwählten in einen Marmorboden einzulassen. Dieser Akt soll die Mitarbeiter motivieren und den Service verbessern.

Die meisten Firmen vertrauen lieber auf monetäre Anreize. Sie streichen erst das Urlaubsgeld und vereinbaren dann individuelle Ziele mit den Beschäftigten. Je nach Grad der Erfüllung gibt es dann Boni. Der Haken: Oft durchschauen weder Chef noch Mitarbeiter die Bewertungskriterien. Phantastische Zielerfüllungen von 130 oder 250 Prozent und Gespräche, die der Boss mit "Was nehmen wir uns denn diesmal vor?", beginnt, sorgen eher für Frust statt Lust.

Ja, was denn dann?, fragt sich der lernwillige Vorgesetzte. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (Iza) liefert eine überraschende Antwort: Am besten ist es, einfach dann zu geben, wenn einem danach ist: Der schlaue Chef beschenkt seine Mitarbeiter.

Das Iza hat einen Feldversuch der beiden Wissenschaftler Charles Bellemare und Bruce Shearer veröffentlicht. Dabei wurde kanadischen Arbeitern ohne Grund ein Bonus gezahlt. Ergebnis: Sie arbeiteten alle deutlich besser. Am längsten hielt der Motivationsschub bei langjährigen Mitarbeitern an.

Bevor schlaue Chefs voreilig das Portemonnaie zücken, rät das Institut allerdings zu genauer Kalkulation. Damit die Rechnung aufgeht, sollten sich die Gesamtkosten der Geschenkaktion schließlich unterhalb des zu erwartenden Produktivitätsschubs bewegen. Eine überlegenswerte Alternative liefern übrigens die Marktforscher von Ifak in ihrer Arbeitsklima-Studie. Sie empfehlen, einfach häufiger zu loben. Das kostet überhaupt nichts.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: