Mit dem MBA gründen:Corona-App für den Arbeitsplatz

Mit dem MBA gründen: Stefan Schwab und sein Team haben eine App kreiert, die in Corona-Zeiten wertvolle Dienste leisten könnte.

Stefan Schwab und sein Team haben eine App kreiert, die in Corona-Zeiten wertvolle Dienste leisten könnte.

(Foto: privat)

Wie Manager Stefan Schwab Erkenntnisse aus der Masterarbeit in sein Start-up und bei Siemens einbringt.

Interview von Lara Voelter

MBA-Programme und ihre Abschlussprojekte führen immer wieder zu erfolgreichen Gründungen oder neuen kreativen Konzepten für Unternehmen. Stefan Schwab hat von 2017 bis 2019 berufsbegleitend seinen Executive MBA (EMBA) an der ESMT Berlin absolviert. Während seines Studiums stieg der 41-Jährige als CEO in das weltweit agierende Start-up Enlighted mit Hauptsitz im Silicon Valley ein, das zugleich als Tochterunternehmen von Siemens fungiert. Das Start-up ist ein führender Anbieter für Lösungen im Bereich Internet of Things (IoT) für Gebäude. Er stattet sie mit Software aus, die in Echtzeit Daten erfasst. So kann etwa die Belegung von Räumen festgestellt und die Beleuchtung, Heizung und Klimatisierung daran angepasst werden. Schwab nutzt Konzepte seines Abschlussprojekts, um Enlighted als Teil von Siemens umzustrukturieren.

SZ: Als Sie mit dem EMBA-Studium begannen, hatten Sie bereits langjährige internationale Erfahrung als Manager bei Siemens. Warum noch der MBA?

Es hat mich gereizt, noch einmal etwas zu lernen. Ich wollte mir auch beweisen, dass ich nach mehr als zehn Jahren nach meinem Uni-Abschluss noch in der Lage bin, mich in ein Auditorium zu setzen und zuzuhören. Und den EMBA konnte ich gut mit meinem Beruf kombinieren. Es war herausfordernd, Vollzeit zu arbeiten und aufgrund der Zeitverschiebung zwischen Australien, wo ich damals gewohnt habe, und Deutschland morgens um zwei Uhr online Prüfungen abzulegen. Oder für die Präsenztermine alle zwei Monate nach Berlin zu fliegen, immer wieder von meiner Familie weg zu sein, einen Jetlag zu haben und gefühlt 40 Tassen Kaffee am Tag zu trinken, um dranzubleiben. Dennoch war es eine geniale Zeit, in der ich so viele interessante Leute und so viel Neues kennengelernt habe - das ist unbezahlbar.

Wovon handelte Ihr Abschlussprojekt?

Ich habe mir angeschaut, was in unserem Start-up-Umfeld, in dem sich der Markt sehr schnell verändert, von der Organisation her getan werden muss, um in der Lage zu sein, Dinge auf unserer Plattform schnell zu verändern und Fehler rasch zu erkennen. Außerdem ging es darum, wie Enlighted und Siemens sich gegenseitig zu mehr Wachstum verhelfen können.

Das ist ein Prozess von längerer Dauer.

Ja, wir arbeiten momentan zum Beispiel daran, wie wir Siemens als Verkaufskanal besser nutzen können: Wir verkaufen vor allem Software, Siemens verkauft neben Software überwiegend Produkte und Projekte. Wir wollen aber, dass das Unternehmen über bestehende Vertriebskanäle auch unsere Software verkauft. Durch seine globale Reichweite müsste das eigentlich einfach gehen, ist es aber nicht. Wir gestalten diese Transformation gemeinsam mit dem Konzern. Essenziell ist auch, von ihm die Freiheit und die finanzielle Unterstützung zu bekommen, um ausprobieren zu können - nicht jede Idee hat Erfolg.

Inwiefern hat Sie der EMBA fachlich weitergebracht?

Es war sehr wertvoll, mich über mehrere Monate hinweg auf ein Thema zu fokussieren, das mich im Job beschäftigt hat. Ich konnte mein Wissen auch dahingehend erweitern, wie man Ideen auf den Markt bringt und wie erfolgreiche Marketing-Strategien aussehen. Vor allem habe ich viel über die Organisation und Führung eines Teams gelernt. Mit meinem Team bei Enlighted gelang es dann, solch eine flexible Plattform, wie wir sie jetzt haben, zu bauen. Mit mir haben viele studiert, die bei einer NGO arbeiten. Das half, die Perspektive zu wechseln und sich zu fragen: "Was kann getan werden, um die Gesamtsituation vieler Menschen zu verbessern?" Dort setzen wir in der Pandemie mit unserer Plattform und der App "Safe" zur automatischen Kontaktverfolgung in Gebäuden an.

Wie funktioniert die App?

Der Kern der App ist eine anonymisierte, digitalisierte und automatisierte Kontaktverfolgung in Gebäuden, die auf unserer flexiblen IoT-Plattform basiert. Spezielle Ausweiskarten, mit denen die Mitarbeiter ausgestattet sind, zeichnen ihren Standort auf. Das System berechnet die Entfernung zwischen den Ausweisen und die Zeitspanne, in der sie zu nahe beieinander waren. Zugleich visualisiert unsere Lösung, welche Gebäudebereiche am stärksten frequentiert, am meisten belegt und somit sozusagen riskanter sind. So können Firmen datengesteuerte, sicherere Arbeitsplatzpläne bieten und reagieren, wenn ein Einzelner positiv auf Corona getestet wurde. 2021 wird richtig interessant: Die USA sind unser Hauptmarkt - hier werden nun wohl viele Leute nach und nach aus dem Home-Office wieder ins Büro kommen.

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