Süddeutsche Zeitung

Migrationsbericht zum Thema Arbeit:Wer Mehmet heißt, hat es schwer bei der Jobsuche

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Aydan Özoğuz, Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, hat das Thema Ausbildung und Arbeit in den Mittelpunkt ihres aktuellen Berichts gestellt. Mit gutem Grund: Zwar steigt die Zahl der Studierenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Aber selbst der beste Abschluss nützt den jungen Erwachsenen nichts, wenn ihr Name ausländisch klingt. Gerade im Bewerbungsverfahren sei Diskriminierung evident, so die Migrationsbeauftragte.

Der aktuelle Ausländerbericht beurteilte die Lage von Migranten von Frühjahr 2012 bis 2014. Im Jahr 2012 lebten 16,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in der Bundesrepublik.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Noch immer hängt der Bildungserfolg viel zu sehr von der sozialen Herkunft ab und nicht von der individuellen Leistung. Die Herkunft wirke sich dem Bericht zufolge auf die Notenvergabe sowie die Empfehlungen für Schulübertritte aus. Eine Ursache sieht die Beauftragte in der fehlenden ethnischen Diversität der Lehrerschaft, aber auch im Lehrmaterial. Zudem kritisiert der Bericht "verinnerlichte negative Stereotype auf Seiten der Lehrkräfte".
  • Der Anteil junger Erwachsener ausländischer Herkunft ohne Berufsabschluss (30,5 Prozent) ist immer noch sehr viel höher als unter Deutschen (10,9 Prozent). Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2012. Die Forderung der Migrationsbeauftragten: Es müssen künftig offensichtliche Diskriminierungen bei der betrieblichen Ausbildung beseitigt werden. Jugendliche mit türkisch oder arabisch klingenden Namen würden bereits in der ersten Bewerbungsphase diskriminiert, sie hätten deutlich schlechtere Aussichten, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, als Schüler mit deutschen Namen.
  • Die Arbeitslosenquote bei Ausländern ist weiterhin mehr als doppelt so hoch als bei Deutschen. Zwar steigt die Quote der ausländischen Erwerbstätigen. Aber nach wie vor gebe es große Unterschiede in der Einkommensstruktur, bei der Verteilung der Arbeitszeit, der Beschäftigungsart, sowie beim beruflichen Status.
  • Die Zahl der ausländischen Studierenden wächst. Allerdings brechen diese ihr Studium sehr viel häufiger ab als Deutsche. Erkenntnisse über die Situation von Wissenschaftlern mit Migrationshintergrund gibt es kaum.
  • Mit 18,3 Prozent bildeten die Türken die größte Gruppe unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, gefolgt von Menschen mit polnischer Herkunft mit 9,4 Prozent.

Einen ausführlichen Punkt in ihrem Bericht widmet die Beauftragte auch dem Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie geht dabei auf die Empfehlungen aus dem Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags ein. Die NSU-Mordserie habe gezeigt, wie wichtig die Bekämpfung von Rassismus sei.

Unter anderem fordert die SPD-Politikerin Özoğuz, dass sich die gesellschaftliche Vielfalt auch in den Polizeibehörden widerspiegeln müsse. Junge Menschen unterschiedlicher Herkunft müssten für diese Berufe gewonnen werden. Darüber hinaus soll "interkulturelle Kompetenz" ein fester und verpflichtender Bestandteil der Polizeiausbildung sein.

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