Mein Kollege sagt ...:"Wir sprechen uns noch"

Der Overachiever, High Potential, Top Performer unter den sueddeutsche.de-Kolumnen verabschiedet sich: ein Rückblick auf die nervigsten Kollegen - und die schönsten Leser-Kommentare.

Julia Bönisch

Ja ja, man kann nicht nicht kommunizieren. Wir möchten Paul Watzlawicks alte Weisheit noch um einen Nachsatz ergänzen: Man kann nicht nicht kommunizieren, und wo immer kommuniziert wird, verstehen sich die Menschen prinzipiell falsch.

Mein Kollege sagt ...: Der Kollege: große Klappe - und oft nichts dahinter.

Der Kollege: große Klappe - und oft nichts dahinter.

(Foto: Foto: iStock)

Jede Ausnahme bestätigt da selbstverständlich die Regel - die besonders und vor allem für den Arbeitsalltag gilt. Ein "Ja, sehr ordentlich" klingt in den Ohren des Einen wie ein großes Lob. Der andere dagegen fragt sich, was zum Teufel er jetzt schon wieder falsch gemacht haben könnte. Dabei meint der Sprecher vermutlich genau das damit: ordentlich eben, keine Glanzleistung, aber auch kein schlimmer Ausreißer nach unten.

Es gibt natürlich Sätze, bei denen das genau andersherum ist: Sie sind überhaupt nicht so gemeint, wie sie gesagt wurden. "Ich hab dir das mal weitergeleitet" klingt erst mal völlig harmlos. Die Bedeutung dahinter dagegen ist es nicht: "Ab jetzt ist das ganz allein dein Problem."

Intensive Hassliebe

Solche gewollten und ungewollten Missverständnisse waren das Thema dieser Kolumne. Schließlich verbringen wir mit niemandem mehr Zeit als mit unseren Kollegen - mit denen uns deshalb eine Hassliebe verbindet: Mit ihnen geht's nicht, aber ohne irgendwie auch nicht. Sonst hätte man im Büro ja überhaupt nichts mehr zu lachen. Und mit wem sollte man lästern oder schimpfen über den Chef?

Genau deshalb waren die Kollegen Thema dieser Kolumne: ihre Macken, wie sie uns nerven, in die Pfanne hauen, zur Verzweiflung bringen. In Meetings oder im Großraumbüro, beim Mittagessen oder sogar abends und am Wochenende, wenn wir ihnen zufällig im Theater oder in der Kneipe über den Weg laufen.

Um das ein für alle mal klarzustellen: Ja, ich mag meine Kollegen - die meisten zumindest. Und nein: Diese Online-Redaktion ist kein Haifischbecken, wie uns Leser wie "Münchner-Kindl" immer wieder unterstellen: "Komische Sitten müssen sich im neuen SZ-Hochhaus abspielen, wenn dort solche Gepflogenheiten zum Arbeitsalltag gehören ..."

Acht Stunden am Tag, 40 Stunden die Woche

Natürlich stammen einige der berüchtigten Kollegen-Sätze aus meiner unmittelbaren Umgebung, aber längst nicht alle. Jeder, der sich abends mit Freunden trifft oder mit dem Partner unterhält, muss sich das ein oder andere mal Gejammer über den Job, den nervigen Chef oder die blöden Kollegen anhören.

Alles andere wäre auch ziemlich unnatürlich. Schließlich suchen wir uns die Kollegen nicht selbst aus. Sie werden einfach von der Personalabteilung neben uns gesetzt und wir müssen zusehen, wie wir mit ihnen klarkommen - und zwar acht Stunden am Tag, 40 Stunden die Woche.

Auf der nächsten Seite: Wie weitere Leserkommentare lauteten - und welche Leser ihre Chefs wiedererkannten.

"Man sieht sich immer zwei Mal, Teil II

"Das ist Fiktion!"

Danke an dieser Stelle übrigens für alle Tipps, die ich von Lesern zum zwischenmenschlichen Umgang empfangen habe. "Liebe Frau Bönisch", schrieb etwa "DerWeisseWal", "sprechen Sie sich mit Ihrem Kollegen aus, oder versuchen Sie einfach, ihn zu ertragen. Den Frust in Form eines solchen Artikels abzulassen, wird Ihr Problem nicht lösen."

Danke auch für solch hilfreiche Anmerkungen wie: "Was soll das sein? Sex and the City für depressive Arbeitnehmerinnen?" Oder: "In welchem Büro, bitte, geht es so zu - mal abgesehen von Stromberg. Aber das ist Fiktion!" (Lieber Leser, ja, der Kollege war auch Fiktion, aber das nur am Rande ...)

Humor für Nervensäge

Es gab jedoch auch Leser, die Teammitglieder oder Vorgesetzte in den Texten wiedererkannt haben - etwa beim Thema Lärm im Großraumbüro: "Oh, wie sehe ich in diesem Artikel meinen Chef und Chef-Chefs & erst die Chef-Chef-Chefs ..." "All das hab ich schon erlebt: mit dem Handy telefonieren und dabei herumlaufen, Telefonkonferenzen über Lautsprecher, Musik über Lautsprecher (derselbe Song 20 Mal am Tag), Beziehungskisten lauthals am Telefon austragen, Screensaver mit Musik - und Passwortschutz."

Mit solchen Nervensägen lässt sich mit Humor einfach besser umgehen. Deshalb die Kolumne. Und weil Kollegen auch nie aufhören werden zu nerven, versprechen wir Ihnen: Wir hören nicht auf, uns mit dem Thema zu beschäftigen - der Kollege nimmt nur eine kleine Auszeit.

Man sieht sich immer zwei Mal. Wir sprechen uns noch.

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