MBA in Sportmanagement:Für die zweite Karriere

Bayer Leverkusen 1899 Hoffenheim Bundesliga

Bereitet sich bereits auf die Zeit nach der Fußballerlaufbahn vor: Simon Rolfes.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach dem Ende ihrer Laufbahn wollen viele Sportler in ihrem Bereich weitermachen, aber nicht unbedingt als Trainer. Sie arbeiten als Manager oder organisieren Großereignisse. Ein spezielles MBA-Studium vermittelt das dafür notwendige Know-How.

Von Christiane Bertelsmann

Kostenrechnung, Controlling-Wissen - für Gregor Faßbender-Menzel waren diese Studieninhalte eigentlich nichts Neues. Denn der Kölner hatte vor mehr als 20 Jahren Volkswirtschaftslehre studiert. "Aber mal eine Bilanz am Beispiel Borussia Dortmund zu lesen, das hatte schon was", sagt er.

Faßbender-Menzel, 46 Jahre alt und Leiter der Kommunikation bei Volkswagen Financial Services in Braunschweig, wird bald seine Masterarbeit abgeben. Danach hat er einen MBA in Sportmanagement - und zwei zwar anstrengende, aber für ihn bereichernde Studienjahre hinter sich. "Das war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe", sagt er. Sich noch mal in ein Thema vertiefen, Neues lernen oder altes Wissen vertiefen, sich nur einer Sache widmen - an den zwölf Präsenzwochenenden habe er den Dozenten förmlich an den Lippen gehangen, erzählt Faßbender-Menzel.

Die Motivation des Volkswirts, neben einem Vollzeitjob ein Studium durchzuziehen, kommt aus seiner Begeisterung für Sport. Der Fußball-Fan hat eine Dauerkarte für den 1. FC Köln, im USA-Urlaub mit seiner Familie besorgte er sich Tickets für ein Baseball-Spiel und auf Partys lotet er aus, mit wem man die neusten Fußball-Ergebnisse diskutieren kann. Faßbender-Menzel: "Im privaten Bereich gibt es nichts, was mich mehr interessiert."

MBA Sportmanagement ...

... kann man in Deutschland an vier Standorten studieren. Außer an der Hochschule Koblenz ist an allen Standorten ein abgeschlossenes erstes Hochschulstudium Voraussetzung: Friedrich-Schiller-Universität Jena, www.uni-jena.de; Hochschule Koblenz (auch als Fernstudium), www.hs-koblenz.de; Universität Bayreuth, www.uni-bayreuth.de; Fachhochschule Schmalkalden, www.fh-schmalkalden.de. Allgemeine Infos zum Studiengang finden Sie hier.

Sportbegeistert sind die meisten Studierenden. Doch anders als Kommunikationsfachmann Faßbender-Menzel haben es viele Teilnehmer bereits beruflich mit Sport zu tun: Es sind Profisportler dabei, Trainer, Fitnessstudio-Besitzer oder Geschäftsführer von Sportvereinen, aber auch Juristen oder Investmentbanker - die Mischung der Teilnehmer ist bunt.

Wer einen MBA Sportmanagement absolviert hat, klettert oft einen Schritt höher auf der Karriereleiter. "Es ist in jedem Fall ein Karriereschub", sagt Frank Daumann, Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seiner Erfahrung nach finden viele Absolventen später Arbeit in Sportvereinen oder Sportverbänden, in Unternehmen wie beispielsweise Adidas oder Red Bull, die Sportartikel im weitesten Sinn vermarkten, bei Sportmarketing-Agenturen, in der öffentlichen Verwaltung bei Sportämtern oder in Fitness-Centern.

Die meisten Hochschulen fordern einen Uniabschluss als Voraussetzung für die MBA-Bewerbung. An der Hochschule Koblenz/Remagen genügen für das MBA-Studium alternativ zum ersten Studium als Zugangsvoraussetzung auch das Abitur plus der Nachweis einer sogenannten studienkompensierenden Berufsausbildung. Der Koblenzer Studiengang zieht daher auch besonders viele Profisportler an - Leute wie Simon Rolfes, Nationalspieler bei Bayer-Leverkusen. Als Profisportler kann er so gut wie nie an den Präsenzveranstaltungen teilnehmen, denn die sind am Wochenende, also zu seiner Hauptarbeitszeit. Dafür fährt ein Dozent ein- bis zweimal pro Monat zu ihm nach Leverkusen und gibt Rolfes direkt nach dem Training im Stadion eine - extra-bezahlte - Privatstunde.

Die Sportbranche wächst

"Wir bieten für dieses Klientel ganz bewusst Strukturen der Fern-Uni an. Beispielsweise besprechen wir vor Studienbeginn mit dem Studierenden, ob er bei den Veranstaltungen präsent sein kann oder nicht", sagt Dirk Mazurkiewicz, Professor für Sportökonomie an der Hochschule Koblenz. Auch Online- und Telefonhilfsangebote bietet seine Hochschule. Die Abschlussprüfung lässt sich etwa im Olympiastützpunkt Hamburg, im Goethe-Institut Kairo oder wo es auch immer ins Sportlerleben passt, ablegen. Die Absprachen funktionieren problemlos, so Mazurkiewicz' Erfahrung: "Profisportler sind unfassbar motivierte und disziplinierte Menschen. Die meisten haben das Lehrheft schon vor der Veranstaltung durchgeackert."

Für einen Großteil der hauptberuflichen Sportler ist die Karriere mit Mitte, spätestens Ende 30 vorbei. Und dann? Trainer werden - das wollen laut einer Studie mit deutschen Vertragsfußballern, die die Profifußballergewerkschaft VDV in Zusammenarbeit mit der FH Koblenz im Jahr 2012 durchgeführt hat, etwa die Hälfte der Befragten. "Aber so viele Jobs gibt es in dem Bereich gar nicht ", sagt Professor Mazurkiewicz. Vor allem fehlt es an Jobs, die von der Bezahlung her auch nur halbwegs mit den Sportprofi-Gagen mithalten können. Und selbst wenn die frei sind - der prominente Sportlername alleine reicht eben doch nicht aus. Dirk Mazurkiewicz: "Wer in die entsprechend bezahlten Führungspositionen kommen möchte, muss bildungsmäßig noch eine Schippe drauflegen." Das hat auch Simon Rolfes erkannt. "Die Fußballzeit ist endlich, man muss sich weiterbilden", sagt er. Wohin die berufliche Reise nach der Profizeit genau gehen soll, will er noch nicht sagen. Nur so viel: Ihn zieht es ins Management.

"Mal aus der Box rauskommen"

Die Sportbranche wächst: 4,4 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland - 1,8 Millionen - arbeiten im Sportbereich. 1998 waren es nur 2,4 Prozent. "Die Kommerzialisierung des Sports ist da, aber uns fehlen die passenden Leute", sagt Professor Daumann von der Uni Jena. Im ersten Jahrgang MBA Sportmanagement vor fünf Jahren gab es gleich 32 Bewerber - mehr als gedacht. Der Kurs musste geteilt werden.

Olaf Brüll, ehemaliger Eishockey-Profi und heute Rechtsanwalt und Prokurist bei der US-amerikanischen Anschutz Entertainment Group, die in Berlin die O2-Arena betreibt, hat in Jena neben seinem Berliner Vollzeit-Job als Justiziar MBA Sportmanagement studiert. Die Zeit sei nicht einfach gewesen, aber lohnend. "Es ist wie beim Marathon: Du musst bei Kilometer eins wissen, warum du das machst, aber auch bei Kilometer 42", sagt Brüll. "Wenn man sich selbst und seine Zeit gut managt, dann kann das gelingen."

Seiner Karriere scheint die Zusatzqualifikation gut getan zu haben: Inzwischen sitzt Justiziar Brüll außerdem im Aufsichtsrat der Eishockeymannschaften Hamburg Freezers und EHC Eisbären. "Für Menschen, die beruflich weiterkommen wollen, gehört ein solcher Abschluss fast schon dazu", findet er. Denn neben der Vertiefung des betriebswirtschaftlichen Wissens diene das MBA-Studium als Beweis beim Arbeitgeber, dass man willensstark sei, seine Zeit gut einteilen könne und belastbar sei - selbst wenn sich das nicht sofort in barer Münze oder im nächsten Karriereschritt auszahlt. Und noch einen Aspekt nennt Brüll: "Für mich war es sehr erfüllend, neben der praktischen Arbeit wieder akademisch tätig zu sein. Mal aus der Box rauszukommen. Und das mit einem Thema, das direkt mit meinem Tagesgeschäft zu tun hat."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: