Süddeutsche Zeitung

Manager-Ausbildung:Knackige Botschaften

Führungskompetenz und die Fähigkeit, Inhalte mit der gewünschten Wirkung zu verbreiten, gehören zusammen. Doch das Thema Kommunikation kommt im MBA-Studium noch zu kurz.

Von Juliane Lutz

Dem Aufsichtsrat bringt man ein neues Geschäftsmodell nahe; Kunden werden über Facebook in die Marktforschung zu einem neuen Produkt eingebunden; der Chef führt mit den Mitarbeitern Jahresgespräche: Alles ist Kommunikation. Profunde Buchführungskenntnisse, Wissen über Märkte oder neueste Marketingstrategien sind im Management lebensnotwendig, doch der Großteil der Arbeit gerade von Führungskräften besteht darin, mit anderen zu interagieren. "Gelungene Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg. Daher sollte sich jeder Manager intensiv damit auseinandersetzen", sagt Jasmine Borhan, Beraterin und frühere Chefin der Konzernkommunikation bei Philips in Amsterdam. Dieser Aspekt kommt ihrer Meinung nach in der Ausbildung häufig noch zu kurz.

Es scheint fast so zu sein, als würde angenommen, dass Manager irgendwann erfolgreiche Kommunikationsstrategien intuitiv beherrschen, so wie sie früher auch mal sprechen gelernt haben. Wer das Standardwerk "MBA- und Master-Guide" von Detlev Kran durchblättert, stößt auf Hunderte MBA-Angebote in Deutschland, Österreich und der Schweiz, viele davon mit Spezialisierungen. Nach einer Vertiefung der Kommunikation muss man lange suchen. Wie man verhandelt, überzeugt, vermittelt, verkauft oder Feedback gibt - diese Soft Skills werden eher am Rande gestreift.

Im Fach "Emotionale Intelligenz" lernt man, achtsam mit sich und anderen umzugehen

Eine der wenigen Ausnahmen ist die Donau-Universität in Krems (Niederösterreich). Sie bietet seit 2012 den MBA Communication and Leadership an. "Diese beiden Bereiche hängen untrennbar zusammen", sagt die für das Studienprogramm Verantwortliche Julia Juster. Mit dem Angebot wendet man sich in Krems an Personen mit Führungserfahrung aus den unterschiedlichsten Bereichen, die ihre entsprechenden Kompetenzen verbessern wollen. Seit 2014 wird dieser MBA auch in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Public Relations in Düsseldorf angeboten. Studierende müssen sich mit General-Management-Themen auseinandersetzen, aber es geht unter anderem eben auch um Finanzkommunikation oder darum, wie man Unternehmensentscheidungen am besten präsentiert. Großen Raum nimmt die Betrachtung der eigenen sozialen Kompetenzen und Leadershipfähigkeiten ein.

Astrid Valek war das Thema Kommunikation in Verbindung mit Führung so wichtig, dass sie sich 2009 für dieses MBA-Programm einschrieb. Damals war die heute 47-Jährige Marketing- und PR-Chefin bei einer Regionalbank in der Nähe von Wien. Sie wollte sich nicht nur das für ihre weitere Karriere nötige Finanzwissen aneignen, sondern auch ihr bisheriges Führungsverhalten reflektiert sehen. "Der Studiengang hat meine Erwartungen übertroffen", sagt Valek. Mit ihrem Wissen über Corporate Finance hebe sie sich heute von anderen Managern ab, die reine Fachexperten seien. Aber vor allem habe sie von Fächern wie "Emotionale Intelligenz" profitiert. "Hier habe ich mich am meisten weiterentwickelt, habe gelernt, achtsam mir selbst und mit anderen umzugehen", sagt Valek. Das habe den Beziehungen zu Mitarbeitern, aber auch Vorgesetzten nochmals eine ganz andere Qualität gegeben. Die Investition von 10 000 Euro in den MBA an der Donau-Universität hat sich ausgezahlt: Astrid Valek leitet jetzt die Abteilung Marketing und Unternehmenskommunikation der Österreichischen Beamtenversicherung in Wien. Ihr Team umfasst zehn Mitarbeiter. Für sie und für Führungsaufgaben nimmt sie sich viel Zeit und stellt dafür andere Dinge hintan, wissend um die Bedeutung von Kommunikation für den Erfolg.

Mithilfe der Social Media sind Firmen heute viel transparenter als früher. Ob es sich um die Qualität ihrer Produkte handelt, unter welchen Umständen sie hergestellt werden oder wie der Ruf als Arbeitgeber ist: Die Frage der Darstellung ist zu einer der wesentlichsten geworden. PR ist somit längst nicht mehr nur Aufgabe der gleichnamigen Abteilung in einem Unternehmen, sondern betrifft jeden Manager. "Als Führungskraft ist es relevant zu wissen, wie man sich selbst positioniert, wie man mit Teams und Stakeholdern kommuniziert, wie die verschiedensten Social-Media-Kanäle ticken, oder wie man professionell mit einer Krisensituation umgeht", sagt die Münchner Top-Management-Beraterin Borhan. Kommunikation werde gerade bei Veränderungsprozessen in Unternehmen häufig unterschätzt.

An manchen Schulen stehen kommunikative Strategien der Massenmedien auf dem Lehrplan

Friederike Streib hatte bereits in einer PR-Agentur gearbeitet. Mit einem MBA wollte die 31-Jährige ihre Bandbreite an Fähigkeiten und Qualifikationen erweitern. Ihre Wahl fiel auf die EU Business School Munich, die mit der University of Roehampton in London kooperiert. Absolventen schließen mit einem MBA in International Management der britischen Hochschule ab und erhalten dazu in einem Vertiefungsfach den Abschluss "Certificate in Advanced Studies" von der EU Business School. Streib entschied sich für den Schwerpunkt Kommunikation und PR, weil sie damit an ihre früheren beruflichen Erfahrungen anknüpfen konnte. Neben MBA-Pflichtfächern wie Finance oder Strategic Management befassen sich Studenten an der englischsprachigen Schule intensiv mit Rhetorik, Organisationskommunikation oder Strategien in den Massenmedien. Nach dem Abschluss bestehen gute Chancen. Die Liste, die EU-Business-School-Geschäftsführerin Veronica Cancio De Grandy präsentiert, liest sich interessant. Die Jobs reichen von PR-Tätigkeiten beim TÜV Süd über leitende Stellen bei Goldman Sachs bis hin zum Verantwortlichen für Wirtschaftswachstum bei der US-Entwicklungsbehörde USAID.

Und wie lautet das bisherige Fazit von Friederike Streib, die das Studium nächstes Jahr abschließen wird? "Ich habe sicher gelernt, wie man PR systematischer angeht, hätte mir aber mehr Dozenten gewünscht, die wirklich in der Praxis stehen." Das Programm fand sie insgesamt hilfreich und erwartet von einem MBA mit Schwerpunkt PR für ihre Karriere einiges.

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SZ vom 12.11.2015
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