Mails an Kollegen und Vorgesetzte: Warum Sie im Job Emojis verschicken sollten 😍

Karriereberater würden Emojis in der Jobkommunikation am liebsten verbieten. Das ist unsinnig und hemmt die Produktivität. Ein Plädoyer.

Wenn Kritik mit einem freundlichen Smiley daherkommt, ist klar: Zwischenmenschlich ist alles in Ordnung im Büro.

(Foto: imago/Science Photo Library; Bearbeitung SZ)

Viele Karriereberater würden Smileys in der professionellen Kommunikation am liebsten verbieten. Das ist nicht nur unsinnig, sondern hemmt sogar die Produktivität. Ein Plädoyer zum World Emoji Day.

Von Larissa Holzki

Es ist höchste Zeit, Emojis im Job zu verwenden! Die kleinen Gesichter und Symbole machen getippte Nachrichten verständlicher und meistens wärmer. Das würde der Bürokommunikation gut tun - auch wenn Karriereberater sie am liebsten verbieten würden. Es gibt mindestens fünf Gründe, warum sie umdenken sollten.

1. Man sollte mailen, wie man spricht

Im Beruf wollen alle alles richtig machen. Sich an alte Regeln zu halten, hat sich als Karrierestrategie bewährt. Dass man E-Mails daher schreiben sollte wie Briefe, ist aber ein Fehlschluss. Für viele Büroarbeiter ersetzt die Onlinekommunikation inzwischen den unmittelbaren Austausch. Ständig schicken sie Nachrichten per Mail, Slack oder Skype hin und her. Sie sollten vielmehr mailen, wie man spricht - mit Betonungen, Gesten 👍 und Mimik 😊.

2. Wer Smileys nutzt, hat weniger Ärger

Emojis werden nur deshalb so häufig über Facebook und Whatsapp verschickt, weil wir sie brauchen. Eine Nachricht ohne Smiley kann schnell in eine Beziehungskrise führen. Wie hat sie das gemeint? Ist er jetzt sauer auf mich? Es herrscht Verunsicherung, bis dieser eine Nachsatz kommt: "Sorry, ich hab den Zwinkersmiley vergessen 😉". Es braucht keine Liaison mit einem Kollegen, um die Parallelen zum Arbeitsverhältnis zu erkennen. Auch im Job kommt es zu Missverständnissen, aus denen sich Konflikte entwickeln. Emojis können dem vorbeugen, indem sie:

  • einen nicht ganz ernst gemeinten Satz kennzeichnen,
  • die Stimmung vermitteln, in der etwas getippt wurde,
  • Lob verstärken und motivieren,
  • Kritik oder Arbeitsanweisungen freundlicher daherkommen lassen - sogar dann, wenn es schnell gehen muss.

3. Emojis geben Sicherheit - und machen sogar produktiver

Emojis helfen einzuschätzen, ob ein Fehler verziehen ist, wie Laune und Lage im Büro sind und welche Kollegen einen gerne mögen. Auch ein zerknirschtes Gesicht im Nachrichtenfluss ist für das Arbeitsklima allgemein also kein schlechtes Zeichen. Je eindeutiger die Kommunikation ist, desto sicherer können einzelne Teammitglieder entscheiden und handeln. So machen Emojis sogar produktiver.

4. Dass Emojis im Job inkompetent wirken, ist ein Mythos

Es klingt geradezu ironisch, dass die Erkenntnis aus der Emoji-Forschung bisweilen missverständlich kommuniziert und falsch interpretiert worden sind. Aus einer sozialpsychologischen Studie von Forschern aus Israel und den Niederlanden wurde zum Beispiel abgeleitet: Emojis im Job zu nutzen, wirke inkompetent.

Wer sich die Arbeit genauer anschaut, stellt fest: Das ist weit hergeholt. Echte Arbeitsverhältnisse wurden gar nicht untersucht. Das Ergebnis der Studie bezieht sich nur auf Menschen, die einander nicht kennen, voneinander kaum etwas wissen und auf Basis einer einzigen E-Mail einschätzen sollen, ob der andere einen professionellen Eindruck macht.

Wenn sich daraus etwas für den Arbeitsalltag ableiten lässt, dann das: Verwenden Sie Emojis lieber nicht in einer Bewerbung oder in einem ersten Angebot an einen potenziellen Kunden. Wer sich an den Regeln für die persönliche Kommunikation hält, wäre darauf aber auch selbst gekommen: Leute, die sich nicht kennen, interagieren eher distanziert. Je vertrauter die Beziehung ist, desto mehr Emotionen - oder eben Emojis - werden gezeigt. An die Lieblingskollegin dürfen Sie unter Umständen also sogar ein Herzchen 💛 oder, wenn es bei Ihnen ganz mies läuft, auch mal einen Kackhaufen 💩 verschicken.

5. Smileys lassen den Absender empathischer wirken

Zwar haben die Medienwissenschaftlerin Sabrina Eimler und die Psychologin Tina Ganster in ähnlichen Tests herausgefunden, dass fiktive Vorgesetzte auf Testpersonen weniger durchsetzungsfähig wirkten, wenn sie Emojis in E-Mails einbauten. Sie stellten aber auch fest: Vor allem männliche Chefs machten einen empathischeren Eindruck auf die Probanden, wenn sie ab und zu ein Smiley einbauten und es damit nicht übertrieben.

Führungskräfte können sich also überlegen, ob sie sich mit nackten Zeilen durchsetzen wollen. Wer auf seine natürliche Autorität vertraut und Entscheidungen so kommuniziert, dass sie für die Mitarbeiter nachzuvollziehen sind, kann sich ein Smiley hier und da erlauben. 😉

Übrigens: Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel verschickt Emojis. Im #DeineWahl-Gespräch mit einem jungen YouTuber hat sie ihr Lieblingssymbol verraten - um Missverständnissen vorzubeugen, sogar mimisch.

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Welches Emoji die Bundeskanzlerin am liebsten verwendet, ist eindeutig.

(Foto: Youtube/Deine Wahl)
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