Macht Geld glücklich?:Hauptsache, die anderen sind neidisch

Auf der Suche nach dem, was das Leben bereichert: Ein höheres Einkommen ist nur dann etwas wert, wenn man mehr verdient als Freunde und Bekannte

A. Mühlauer

Wer das Glück je erlebt hat, weiß, wie selten, wie flüchtig, wie kostbar es ist. In der Welt der Ökonomie, also fast der ganzen Welt, wird Glück oft mit Geld verwechselt. Das Streben danach bestimmt das Handeln. Manchmal scheint es, als ginge es mehr um Haben statt Sein. Schon wahr, anfangs fühlt es sich gut an, man kann sich vieles leisten, ein schnelles Auto, ein schönes Haus, aber macht Geld wirklich glücklich?

Lieber zwei Millionen statt eine

Dieser nicht ganz neuen Frage sind britische Forscher der University of Warwick und der Cardiff University nachgegangen. Im Fachmagazin Psychological Science publizierten sie ihre Ergebnisse. Geld allein erhöht demnach nicht die Zufriedenheit eines Menschen. Es kommt darauf an, dass sich auch seine soziale Stellung verbessert. Anders gesagt: Es macht nicht glücklich, eine Million Euro zu verdienen, wenn man weiß, dass der beste Freund zwei Millionen verdient.

Grundlage der Studie sind Daten des British Household Panel Survey. In den Jahren 1997 bis 2004 wurden insgesamt 12.000 Briten nach ihren Finanzen befragt. "Die absolute Höhe des Einkommens beeinflusst nicht die allgemeine Lebenszufriedenheit", sagt Christopher Boyce, der Leiter der Studie. Erst wenn sich Menschen mit anderen vergleichen und feststellen, dass sie mehr haben, stelle sich ein Glücksgefühl ein. Das Problem ist nur: Die Menschen vergleichen sich mehr nach oben hin als nach unten. Und das ist dem Glücksempfinden natürlich nicht gerade zuträglich.

Gesegneter Mittelstand

Wie gesagt, die britischen Forscher sind nicht die ersten, die sich dem Verhältnis von Geld und Glück widmeten. So hat zum Beispiel der Schweizer Ökonom Bruno Frey in seinen empirischen Studien mit vielen Tausenden Personen die Frage gestellt, ob Geld glücklich macht. "Ja", sagt Frey, "Menschen mit höherem Einkommen weisen im Durchschnitt eine höhere Lebenszufriedenheit auf als Menschen mit niedrigerem Einkommen."

Ist allerdings ein mittleres Einkommen erreicht, steigert eine Gehaltserhöhung das Lebensglück kaum noch. Menschen gewöhnen sich schnell daran. Und sie vergleichen sich eben mit anderen. Wenn alle einen Einkommensanstieg erfahren, erlebt der Einzelne keine sonderliche Steigerung seiner Lebenszufriedenheit.

Glückliche Dänen

Wie unterschiedlich Glück geographisch verteilt ist, zeigte eine Untersuchung zur Lebenszufriedenheit in 30 europäischen Staaten. Für eine Studie der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) verschickten Forscher etwa 30.000 Fragebögen an private Haushalte. Das Ergebnis: Die glücklichsten Europäer leben in Skandinavien. Dänen, Schweden und Finnen sind mit ihrem Leben am zufriedensten. Am Ende der Glücksskala stehen Mazedonier, Ungarn und Bulgaren. Die Deutschen liegen zusammen mit Tschechen und Slowaken im europäischen Durchschnitt. Menschen in Spanien, Frankreich und Großbritannien sind, so die Studie, etwas glücklicher.

Glücklich in Skandinavien

"Länder mit hohem Einkommen schneiden bei der Frage nach der Zufriedenheit im Leben sehr gut ab", sagt Branislav Mikulic, Forscher bei Eurofound. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben wachse aber nicht mit der Höhe des Kontostandes: "Wenn eine bestimmte Stufe des Einkommens erreicht ist, spielt mehr Geld bei der Steigerung der Lebensqualität keine große Rolle mehr."

Mit der Arbeitslosigkeit kommt das Unglück

Dies bewiesen dem Wissenschaftler zufolge die skandinavischen Länder. Dort äußerten die Befragten unterschiedlicher Gehaltsstufen ein ähnliches Glücksempfinden. Dänen, Finnen und Schweden schätzen die Spannungen zwischen Arm und Reich in ihrer Heimat als sehr gering ein. In Deutschland, Frankreich, Polen und Österreich hingegen empfinden die Bürger den Gegensatz zwischen Arm und Reich viel stärker.

Ökonom Frey ist allerdings der Meinung, man könne die Einstellungen zum Thema Glück bei verschiedenen Nationen nur schwer vergleichen: "Unterschiedliche Kulturen geben unterschiedliche Auskünfte, wie zufrieden oder unzufrieden sie sind." Die wichtigste Einflussgröße auf das Glück sei die Arbeit. Wer seinen Job verliert, wird unglücklich. Dieses Unglück kommt von dem Gefühl, nutzlos zu sein und von der Gesellschaft nicht mehr geschätzt und gebraucht zu werden. Materialismus hingegen macht nur kurzfristig glücklich.

Überschätze materielle Güter

Auch an einen Ferrari gewöhnt man sich schneller als gedacht. Die Menschen, machen immer denselben Fehler, meint Frey: "Sie unterschätzen das Glück, das ihnen Freundschaften bringen. Und sie überschätzen das Glück, das ihnen materielle Güter bringen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: